Können Sonnencremes und -brillen tatsächlich Hautkrebs verursachen?

Leipzig - Gefährden wir uns in Wirklichkeit, wenn wir uns vor der Sonne schützen wollen? Das wird mit gleich zwei Beispielen in einem Facebook-Post behauptet.

Bestandteile aus Sonnencremes werden zwar vom Körper aufgenommen. Welche Folgen das hat, ist aber noch nicht abschließend erforscht. (Symbolbild)
Bestandteile aus Sonnencremes werden zwar vom Körper aufgenommen. Welche Folgen das hat, ist aber noch nicht abschließend erforscht. (Symbolbild)  © Maxim Krivonos/123RF

In dem Beitrag heißt es, das Tragen einer Sonnenbrille führe zu Vitamin-D-Mangel und damit zu Hautkrebs. Der einleitende Kommentar behauptet, dass Sonnencreme durch Reaktionen der Inhaltsstoffe auf der Haut Krebs verursache. Stimmt das?

Es gibt zwar Hinweise darauf, dass ein hoher Vitamin-D-Spiegel möglicherweise gegen bestimmte Krebsarten schützt. Dabei handelt es sich aber um Dickdarm- und Brustkrebs, nicht um Hautkrebs.

Außerdem produziert unser Körper Vitamin D zwar tatsächlich dann, wenn er ausreichend UV-Strahlung abbekommt. Das wird aber durch UV-B-Strahlung auf der Haut angeregt und nicht wie in dem Beitrag behauptet über die Augen.

Lieber Vorbeugen als im Frühjahr jammern: So lasst Ihr Winterspeck gar nicht erst an Euch ran
Gesundheit Lieber Vorbeugen als im Frühjahr jammern: So lasst Ihr Winterspeck gar nicht erst an Euch ran

Da selbst große Sonnenbrillen nur einen kleinen Teil unserer Haut bedecken, haben diese kaum Auswirkungen darauf, wie viel Vitamin D der Körper produziert.

Laut Bundesamt für Strahlenschutz reicht es für einen Menschen mit hellerer Haut, zwei- bis dreimal pro Woche mit unbedeckten Armen, Beinen und Gesicht für ungefähr 12 Minuten in die Sonne zu gehen, damit ausreichend Vitamin D produziert wird.

Mehr UV-Strahlung sei für Haut und Augen eher schädlich.

Sonnencreme und Hautkrebs

Eine Sonnenbrille zu tragen, hat kaum Auswirkungen auf die Bildung von Vitamin D - denn der Nährstoff wird nicht in den Augen, sondern in der Haut produziert. (Symbolbild)
Eine Sonnenbrille zu tragen, hat kaum Auswirkungen auf die Bildung von Vitamin D - denn der Nährstoff wird nicht in den Augen, sondern in der Haut produziert. (Symbolbild)  © Nicholas Bayss/123RF

Für die Behauptung, dass die Chemikalien in Sonnencreme mit der Haut reagieren und dadurch Hautkrebs verursachen, gibt es keine Belege.

Bestandteile aus Sonnencremes werden zwar vom Körper aufgenommen. Welche Folgen das hat, ist laut einer amerikanischen Studie noch nicht abschließend erforscht. Bis dahin empfehlen die Autoren ausdrücklich, weiterhin Sonnenschutzmittel zu verwenden.

Tatsächlich gesundheitsschädlich sind allerdings Sonnencremes, die den Wirkstoff Octocrylen enthalten, wenn sie zu lange aufbewahrt werden.

"Himbeerzunge": Warum stecken sich immer mehr Kinder mit Scharlach an?
Gesundheit "Himbeerzunge": Warum stecken sich immer mehr Kinder mit Scharlach an?

In einer Studie wurde nachgewiesen, dass Octocrylen sich im Laufe der Zeit in den gesundheitsschädlichen Stoff Benzophenon verwandelt. Ob er krebserregend wirkt, ist noch unklar.

Die Internationale Krebsforschungsagentur IARC hat ihn in einer Studie als möglicherweise krebserregend eingestuft, die EU fand in einer Untersuchung keine eindeutigen Anzeichen dafür.

In einer groß angelegten sogenannten Kohorten-Studie aus Norwegen haben die Autorinnen festgestellt, dass Menschen, die regelmäßig Sonnenschutzmittel benutzen, tatsächlich häufiger Hautkrebs haben als Menschen, die das nicht tun.

Grund dafür ist der Studie nach aber, dass diese Menschen entweder hellere Haut haben, häufiger an der Sonne sind, in Gegenden mit stärkerer UV-Strahlung leben - oder mehrere dieser Merkmale erfüllen. Mit dem Sonnenschutzmittel selbst hat es nichts zu tun.

Titelfoto: Maxim Krivonos/123RF

Mehr zum Thema Gesundheit: