Erstes Cloud-Zentrum öffnet in Deutschland: Was Google jetzt in Hessen vorhat

Hanau - Das erste seiner Art! Google hat am Freitag in Hanau sein erstes eigenes Cloud-Rechenzentrum in Deutschland in Betrieb genommen.

Im neu eröffneten Google-Rechenzentrum im südhessischen Hanau werden Speicher- und Cloud-Dienste für gewerbliche Kunden von Google Cloud bereitgestellt.
Im neu eröffneten Google-Rechenzentrum im südhessischen Hanau werden Speicher- und Cloud-Dienste für gewerbliche Kunden von Google Cloud bereitgestellt.  © Arne Dedert/dpa

Mit der Anlage auf einem Gelände, das einst von der Hanauer Atomindustrie genutzt wurde, baut der Internet-Riese seine Präsenz in Deutschland deutlich aus. Bundesdigitalminister Volker Wissing (53, FDP) sagte zur Eröffnung, mit der Ansiedlung des Rechenzentrums in Hanau werde Deutschland als "attraktiver Standort für Künstliche Intelligenz und Cloud-Dienste gestärkt".

Das Projekt in Hanau ist Bestandteil eines gut eine Milliarde Euro umfassenden Investitionsprogramms des Google-Konzerns Alphabet, zu dem neben dem Rechenzentrum in Hanau auch eine neue Cloud-Infrastruktur im Raum Berlin-Brandenburg gehört. Über einen Vertrag mit dem Energieversorger Engie wird Google zufolge gewährleistet, dass die Anlagen in weiten Bereichen klimaneutral betrieben werden.

In der Anlage werden nicht Daten von privaten Verbraucherinnen und Verbrauchern verarbeitet und gespeichert, sondern Speicher- und Cloud-Dienste für gewerbliche Kunden bereitgestellt. Referenzkunden sind die Commerzbank, der Automobilzulieferer Fehrer und die Lufthansa Group. Die Anlage soll helfen, die wachsende Nachfrage nach Cloud-Diensten in Deutschland zu bedienen.

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Das Rhein-Main-Gebiet ist ein bundesweiter Schwerpunkt für große Rechenzentren. Grund ist vor allem der Internetknoten DE-Cix in Frankfurt am Main, einer der größten weltweit. Er ist nur rund 20 Kilometer von dem neuen Google-Rechenzentrum entfernt. Mit dem Anschluss wird gewährleistet, dass neben hohen Bandbreiten auch extrem kurze Laufzeiten für die Daten erreicht werden. Experten sprechen hier von einer niedrigen Latenz.

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Eröffneten das neue Google-Rechenzentrum feierlich (v.l.n.r.): Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky (63, SPD), Daniel Holz (Vice President North Region Google Cloud) und Bundesdigitalminister Volker Wissing (53, FDP).
Eröffneten das neue Google-Rechenzentrum feierlich (v.l.n.r.): Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky (63, SPD), Daniel Holz (Vice President North Region Google Cloud) und Bundesdigitalminister Volker Wissing (53, FDP).  © Arne Dedert/dpa

Für Google war es aber nicht nur wichtig, dass der Anschluss des Rechenzentrums an das Internet exzellent ist. Der Konzern hat offiziell das Ziel ausgegeben, auch bei seinen Clouddiensten die Auswirkungen auf Klima und Umwelt nachhaltig zu minimieren.

Zum einen benötigt Google dafür Strom, der möglichst aus erneuerbaren Quellen stammt, um den CO2-Abdruck zu minimieren. Nach Angaben des Unternehmens stammen bereits jetzt 80 Prozent der verbrauchten Energie im Jahresdurchschnitt aus CO2-freien Quellen.

Das zweite große Umweltthema beim Betrieb von Rechenzentren ist das Thema Wärme. Damit die Abwärme dann nicht nur einfach an die Umwelt abgegeben wird, prüfen Google und die Unternehmen EnBW, Evonik Industries sowie Umicore die Möglichkeiten, die Abwärme für die Versorgung angrenzender Gebäude im Industriepark Wolfgang und damit zur Energieeinsparung nutzbar zu machen.

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Der Hanauer Oberbürgermeister Claus Kaminsky (63, SPD) sagte, mit Google habe man einen starken Partner an der Seite. Google unterstütze lokale Einrichtungen und verfolge das Ziel, mit der Abwärme das benachbarte Industriegebiet zu versorgen. "Damit wird ein wichtiger Beitrag dazu geleistet, unseren Materialtechnikstandort langfristig zu transformieren und wettbewerbsfähig zu halten. Mittelfristig trägt die Gewerbesteuer des Unternehmens natürlich auch zum Ausbau der städtischen Infrastruktur bei."

Titelfoto: Arne Dedert/dpa

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