Unklarheit über Kündigung: Elon Musk trollt Mitarbeiter öffentlich auf Twitter

San Francisco (USA) - Einem Twitter-Mitarbeiter wurde der Laptop-Zugang gesperrt und nicht einmal die Personal-Abteilung konnte sagen, ob er noch angestellt sei oder nicht. In seiner Verzweiflung wandte sich der Mann per Tweet an Elon Musk (51), der die missliche Lage nur mit Lach-Emojis kommentierte.

Twitter-Chef Elon Musk (51) rühmt sich nicht unbedingt mit dem Umgang mit seinen Mitarbeitern. Immerhin reagierte er auf Thorleifssons Tweet-Anfrage.
Twitter-Chef Elon Musk (51) rühmt sich nicht unbedingt mit dem Umgang mit seinen Mitarbeitern. Immerhin reagierte er auf Thorleifssons Tweet-Anfrage.  © Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa-pool/dpa

Wie das amerikanische Magazin "Business Insider" berichtet, handelt es sich bei dem Twitter-Mitarbeiter um Haraldur Thorleifsson, welcher keine Rückmeldung auf die Mail-Anfragen an seinen CEO bekam.

Auch die HR-Abteilung konnte ihm nicht weiterhelfen: Also griff Thorleifsson zu einem unkonventionellen Mittel und fragte Musk einfach per Tweet, wie es um seinen Job stehe.

"Vor 9 Tagen wurde der Zugriff auf meinen Arbeitscomputer gekappt, zusammen mit etwa 200 anderen Twitter-Mitarbeitern. Ihr Personalleiter kann jedoch nicht bestätigen, ob ich ein Mitarbeiter bin oder nicht", begann Thorleifsson seinen offenen Brief an CEO Musk.

"Sie haben meine E-Mails nicht beantwortet. Vielleicht antworten Sie mir hier, wenn genug Leute retweeten?"

Offensichtlich geschah genau das, denn der auf Twitter recht aktive Milliardär antwortete seinem Angestellten tatsächlich.

Aber anstatt sich dafür zu entschuldigen, dass es in der Informationskette des Unternehmens ein offensichtliches Problem gegeben hatte und niemand so recht sagen kann, ob Thorleifsson noch Mitarbeiter ist oder nicht, fragte dieser schlicht: "Welche Arbeit hast du gemacht?"

Ein erster Erfolg! Und das nach nur vier Stunden.

Ernsthafte Konversation oder Trolling?

Haraldur Thorleifsson wurde einfach die Verbindung zum Unternehmen gekappt. Nach neun Tagen, in denen niemand auf seine Anfragen reagierte, wandte er sich öffentlich an Elon Musk.
Haraldur Thorleifsson wurde einfach die Verbindung zum Unternehmen gekappt. Nach neun Tagen, in denen niemand auf seine Anfragen reagierte, wandte er sich öffentlich an Elon Musk.  © Screenshot: Twitter/iamharaldur

Offensichtlich rechnete Thorleifsson nicht mit so einer Antwort. Daher stellte er erst einmal sicher, ob er diese Informationen, wenn auch an seinen Firmenchef, ebenfalls an alle anderen Twitter-User herausgeben kann, die den Austausch verfolgen.

Als Thorleifsson antwortete, dass er die Erlaubnis der Anwälte von Twitter benötige, um seine Arbeit im Unternehmen öffentlich zu machen, twitterte Musk: "Es ist genehmigt, fahren Sie fort."

Der um seinen Job bangende Twitter-Mitarbeiter listete daraufhin mehrere seiner Arbeitsaufgaben und Erfolge auf, wie die Einstellung von Designern, die Unterstützung des Unternehmens bei der Ansprache jüngerer Benutzer und die Leitung von Projekten zur "Verbesserung des Designs im gesamten Unternehmen".

Sein Chef konterte recht unbeeindruckt: "Niveau von welchem Design zu was? Bilder oder es ist nicht passiert."

"Wir haben seit vier Monaten keine Designrollen mehr eingestellt.", heißt es ferner, "Welche Änderungen haben Sie vorgenommen, um der Jugend zu helfen?"

Absurde Weise, dringende Fragen von Mitarbeitern zu beantworten

Twitter steht nicht das erste Mal wegen des Umgangs mit seinen Mitarbeitern in der Kritik. Eine so öffentliche Unterhaltung wie zwischen Musk und Thorleifsson auf Twitter gab es jedoch bisher nicht.
Twitter steht nicht das erste Mal wegen des Umgangs mit seinen Mitarbeitern in der Kritik. Eine so öffentliche Unterhaltung wie zwischen Musk und Thorleifsson auf Twitter gab es jedoch bisher nicht.  © Karl-Josef Hildenbrand/Deutsche Presse-Agentur GmbH/dpa

Thorleifsson, der auf kuriose Art und Weise zwischen Memes und Emojis um seine Stelle bei Twitter kämpfte, gab an, durch die Sperrung seines Laptops keinen Zugang mehr zu Fotos und allen anderen Arbeitsdokumenten zu haben. Logisch.

Musk postete auch einen Clip aus der Komödie "Office Space" von 1999 und fragte seinen Angestellten: "Würden Sie sagen, dass Sie ein geselliger Mensch sind?"

Der Meme-Clip zeigt einen verärgerten Mitarbeiter, der versucht, seine Rolle vor zwei Managern zu rechtfertigen. Das sei er, antwortete Thorleifsson. Auf eine andere Frage erklärte er seinem Chef, er habe "Figma" und "alle aktiven Designprojekte" geschrieben.

Musk reagierte mit zwei lachenden Smileys.

Doch so ulkig diese öffentliche Konversation ist: Sie hatte leider kein Happy End für Thorleifsson, der endlich eine E-Mail vom Personalchef erhielt - die offizielle Bestätigung der Kündigung.

Gegen Mitternacht hörte Musk auf, die Tweets zu beantworten und Thorleifsson, der ihm den Rauswurf laut "Business Insider" nicht einmal übel nahm, legte nur noch einmal nach: "Jetzt ist die nächste Frage, ob Sie dafür sorgen werden, dass ich das bezahlt bekomme, was mir laut Vertrag zusteht?!"

Thorleifsson brachte sein eigenes Unternehmen mit zu Twitter

Thorleifsson hat endlich Gewissheit, auch wenn er das Unternehmen letztlich verlassen muss.
Thorleifsson hat endlich Gewissheit, auch wenn er das Unternehmen letztlich verlassen muss.  © 123rf/chayantorn

Musk, der sich selbst und wohl auch seine Rolle als Firmenchef innerhalb dieser Konversation nicht allzu ernst sah, antwortete noch nicht darauf.

Twitter-User sind allerdings schockiert über den Umgang mit (ehemaligen) Mitarbeitern.

"Elon führt seine Geschäfte wie seine persönlichen Beziehungen - disfunktional", schreibt ein User als Reaktion auf Thorleifssons Misere.

Ein anderer meint: "Absolut schrecklich, eine absurde Art, mit jemandem umzugehen, der nur wissen möchte, ob er noch einen Job in der Firma hat, die Sie führen."

Thorleifsson, Creative Designer und Vater von zwei Kindern, listet sich auf LinkedIn noch als Director bei Twitter mit Sitz in Reykjavik, Island auf.

Er gründete die Kreativ-Agentur "Ueno", welche 2021 von Twitter übernommen wurde und Büros in Island, San Francisco, Los Angeles und New York auflistet. Wie es mit der Agentur weitergeht, ist ungewiss.

Titelfoto: Bildmontage: Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa-pool/dpa, Screenshot: Twitter/iamharaldur

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