Nahost-Konflikt: Trump will Hamas notfalls mit Gewalt entwaffnen

Kairo/Tel Aviv - Die Staatschefs der Vermittlerstaaten haben ein Dokument unterzeichnet, das die Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas festigen soll. Doch die Belastbarkeit der Erklärung scheint fraglich.

Die Vermittlerstaaten haben am Montag in Ägypten eine Erklärung zum Gaza-Krieg unterzeichnet.
Die Vermittlerstaaten haben am Montag in Ägypten eine Erklärung zum Gaza-Krieg unterzeichnet.  © Michael Kappeler/dpa

Für Aufsehen sorgen Berichte, die islamistische Hamas im Gazastreifen habe politische Gegner und mutmaßliche israelische Kollaborateure öffentlich hingerichtet und sich Schießereien mit rivalisierenden Kräften geliefert.

In die Freude über die Freilassung aller noch lebenden 20 Gaza-Geiseln mischte sich in Israel am Tag danach auch Unmut, dass zunächst nur die Leichen von vier Geiseln zurückgegeben wurden.

Zudem wuchs die Sorge, die mühsam ausgehandelte Waffenruhe könnte schnell bröckeln: Eine israelische Drohne tötete in der Stadt Gaza drei Menschen, wie die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa unter Berufung auf medizinische Kreise meldete.

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Die israelische Armee teilte mit, mehrere Personen hätten sich israelischen Stellungen genähert und eine Bedrohung für die Soldaten dargestellt. Dies sei eine Verletzung der Waffenruhe.

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14. Oktober, 21.50 Uhr: Hamas übergibt vier weitere Leichen von Geiseln

Die islamistische Hamas hat die Leichen von vier weiteren getöteten Geiseln übergeben. Die israelische Armee teilte mit, vier Särge seien Mitarbeitern des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) ausgehändigt worden und diese seien auf dem Weg zur Übergabe an das Militär.

"Die Hamas ist verpflichtet, das Abkommen einzuhalten und die notwendigen Schritte zur Rückführung der Geiseln zu unternehmen", hieß es in der Mitteilung. Laut der Waffenruhe-Vereinbarung muss die Hamas insgesamt 28 Leichen übergeben. 20 von ihnen verbleiben noch im Gazastreifen.

Die israelischen Sicherheitsbehörden empfehlen nach israelischen Medienberichten, eine Öffnung des Grenzübergangs Rafah zwischen dem Gazastreifen und Ägypten erst nach Rückführung aller Leichen der Geiseln zu ermöglichen.

14. Oktober, 21.20 Uhr: Trump will Hamas notfalls mit Gewalt entwaffnen

US-Präsident Donald Trump (79) will die Hamas entwaffnet sehen - notfalls auch unter dem Einsatz von Gewalt. Er habe mit Vertretern der islamistischen Terrororganisation gesprochen, und sie hätten ihm zugesagt, dass sie die Waffen ablegen werden.

"Und wenn sie sich nicht entwaffnen, werden wir sie entwaffnen, und das wird schnell und vielleicht gewaltsam passieren", sagte er bei einem Treffen mit dem argentinischen Staatschef Javier Milei. Wen genau er mit "wir" meinte, sagte er nicht. Die Hamas lehnte es bislang ab, ihre Waffen abzugeben.

Trump wollte sich zu einer möglichen Frist nicht genau äußern. Die Entwaffnung solle aber "ziemlich, ziemlich schnell" in einem "angemessenen Zeitraum" erfolgen.

Kämpfer der Hamas sollen ihre Waffen abgeben - wann das geschehen soll, ist noch nicht geklärt.
Kämpfer der Hamas sollen ihre Waffen abgeben - wann das geschehen soll, ist noch nicht geklärt.  © Abdel Kareem Hana/AP/dpa

14. Oktober, 21 Uhr: Kampf der Geiselfamilien um Leichen-Rückführung geht weiter

Angehörige der von der Hamas freigelassenen Geiseln fordern, den Kampf bis zur Rückführung der letzten getöteten Geiseln aus dem Gazastreifen fortzusetzen.

Der Vater des am Montag freigelassenen Omri Miran sagte vor Journalisten in einem Tel Aviver Krankenhaus, man habe "die moralische Pflicht", die anderen Familien, deren tote Angehörige nicht zu einem würdevollen Begräbnis nach Israelüberführt worden seien, weiter zu unterstützen.

Entgegen der Vereinbarung mit Israel hat die islamistische Terrororganisation Hamas bisher nur vier von 28 Leichen übergeben. Danny Miran forderte die israelische Regierung dazu auf, auf einer genauen Umsetzung des Plans von US-Präsident Donald Trump zu bestehen.

14. Oktober, 20.15 Uhr: Finanzminister Klingbeil: Übernehmen bei Gaza Verantwortung

Finanzminister Lars Klingbeil stellt vor der Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds deutsche Hilfen für den Wiederaufbau im Gazastreifen in Aussicht.

Wichtig sei nun, dass humanitäre Hilfe schnell und umfassend in die Region komme und der Wiederaufbau beginne, sagte der Vizekanzler vor dem Abflug nach Washington. "Deutschland wird sich hier gemeinsam mit Partnern engagieren."

Die Sonne geht hinter Gebäuden unter, die bei israelischen Boden- und Luftangriffen im nördlichen Gazastreifen zerstört wurden.
Die Sonne geht hinter Gebäuden unter, die bei israelischen Boden- und Luftangriffen im nördlichen Gazastreifen zerstört wurden.  © Leo Correa/AP/dpa

14. Oktober, 19.25 Uhr: Israel spricht Nepal nach Identifikation von Leiche Beileid aus

Armeeangehörige tragen einen Sarg mit der Leiche eines nepalesischen Staatsangehörigen am internationalen Flughafen Kathmandu.
Armeeangehörige tragen einen Sarg mit der Leiche eines nepalesischen Staatsangehörigen am internationalen Flughafen Kathmandu.  © Niranjan Shrestha/AP/dpa

Israel hat Nepal nach Rückführung der Leiche eines nepalesischen Agrarstudenten aus dem Gazastreifen sein Beileid ausgesprochen.

Der Fall des 23-jährigen Bipin Joshi, der nach israelischen Informationen schon in den ersten Monaten nach seiner Entführung am 7. Oktober 2023 in Geiselhaft ermordet wurde, hatte für große Anteilnahme gesorgt. Seine Schwester hatte im August bei einer Großkundgebung für die Geiseln in Tel Aviv unter Tränen eine Ansprache gehalten.

Alle vier am Montag von der Terrororganisation Hamas übergebenen sterblichen Überreste wurden inzwischen identifiziert, darunter auch die von Bipin Joshi.

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Bei dem Hamas-Massaker wurden nach Medienberichten zehn weitere nepalesische Staatsbürger getötet, viele davon Teil eines Programms für Agrarstudenten in einem israelischen Kibbuz am Rande des Gazastreifens.

14. Oktober, 18.20 Uhr: Israel übergibt Leichen von 45 Palästinensern

Israel hat im Rahmen der Vereinbarung mit der islamistischen Hamas die Leichen von 45 Palästinensern übergeben. Die sterblichen Überreste seien mithilfe des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) in den Gazastreifen gebracht worden, hieß es aus medizinischen Kreisen in dem Küstenstreifen.

Im Nasser-Krankenhaus in Chan Junis im Süden des Gazastreifens sollten nun Gentests zur Identifizierung der Leichen vorgenommen werden. Danach sollten die Familien ihre toten Angehörigen beisetzen können.

Die Übergabe erfolgte einen Tag, nachdem die Hamas 20 Geiseln freigelassen und die sterblichen Überreste von vier Menschen übergeben hatte - drei Israelis und ein Student aus Nepal. Israel hat außerdem knapp 2000 palästinensische Gefangene freigelassen.

Das Internationale Rote Kreuz kommt mit den Leichen der Palästinenser am Nasser-Krankenhaus an.
Das Internationale Rote Kreuz kommt mit den Leichen der Palästinenser am Nasser-Krankenhaus an.  © Omar Ashtawy/APA Images via ZUMA Press Wire/dpa

14. Oktober, 17.20 Uhr: Falschmeldung über Hamas-Geiseln verbreitet sich im Netz

Alle weiblichen Geiseln getötet? Eine irreführende Behauptung verbreitet sich im Zusammenhang mit Freilassung der verbliebenen Hamas-Geiseln auf Social Media.

Die Fakten zeigen ein anderes Bild: Tatsächlich waren die am 13. Oktober freigelassenen Hamas-Geiseln ausschließlich Männer. Frauen waren aber schon im Rahmen früherer Vereinbarungen freigekommen.

Insgesamt hatten die Hamas und weitere Terroristen am 7. Oktober 2023 bei ihrem Angriff auf Israel nach Angaben der UN 251 Menschen den Gazastreifen verschleppt. Unter den Geiseln waren 90 Frauen sowie 36 Minderjährige.

Bis zum 30. April 2024 waren 48 der entführten Frauen wieder in Israel. Die letzten beiden lebenden, weiblichen Geiseln wurden am 30. Januar 2025 freigelassen. Zwölf Frauen überlebten die Gefangenschaft nicht. Die große Mehrheit – 78 Frauen – kam frei.

Die Rückkehr der verbliebenen überlebenden Hamas-Geiseln hat in Israel große Freude ausgelöst.
Die Rückkehr der verbliebenen überlebenden Hamas-Geiseln hat in Israel große Freude ausgelöst.  © Emilio Morenatti/AP/dpa

14. Oktober, 15.55 Uhr: Nur vier Geisel-Leichen übergeben – bleibt Rafah vorerst zu?

Die israelischen Sicherheitsbehörden empfehlen nach israelischen Medienberichten, eine Öffnung des Grenzübergangs Rafah zwischen dem Gazastreifen und Ägypten erst nach Rückführung aller Leichen der Geiseln zu ermöglichen.

Entgegen der Vereinbarung mit Israel übergab die islamistische Hamas bisher erst vier von 28 Leichen. Die Terrororganisation erklärte dazu, es gebe Schwierigkeiten, die sterblichen Überreste in den Trümmerbergen nach zwei Jahren Krieg in dem Küstenstreifen zu lokalisieren.

Der israelische Kan-Sender berichtete, die Empfehlung der Sicherheitsbehörden an die politische Führung laute auch, die Einfuhr humanitärer Hilfsgüter in den Gazastreifen bis zur Übergabe aller Leichen nicht in vollem Umfang zu erlauben. Im Rahmen der Vereinbarung waren die Hilfslieferungen ausgeweitet worden.

14. Oktober, 15.15 Uhr: Sportgerichtshof lehnt Anträge ab: Turn-WM ohne Israel

Israel ist mit seinen Anträgen vor dem Internationalen Sportgerichtshof Cas gescheitert und bleibt von der Turn-WM in Jakarta ausgeschlossen. Das muslimisch geprägte Gastgeberland Indonesien will einen Start der israelischen Riege um Weltmeister Artem Dolgopyat verhindern und verweigert den Israelis ein Visum, um für die Wettkämpfe vom 19. bis 25. Oktober einzureisen.

Israels WM-Teilnahme war in Indonesien auf große Ablehnung gestoßen. Hintergrund ist das israelische Vorgehen im Gazastreifen. Indonesien unterstützt dabei die Palästinenser. Justizminister Yusril Ihza Mahendra stellte dabei klar, dass die israelische Mannschaft trotz der Vereinbarung zwischen Israel und der Hamas zu einem Waffenstillstand nicht ins Land gelassen werde.

14. Oktober, 15 Uhr: EU besorgt über Todesfälle in Gaza

Berichte über Gewalt zwischen Hamas-Mitgliedern und bewaffneten Clans im Gazastreifen sorgen in der EU für Beunruhigung.

"Die Europäische Union ist besorgt über die Berichte, die wir gesehen haben, wonach es in Gaza aufgrund von Zusammenstößen zwischen Hamas und Bandenmitgliedern zu mehreren Todesfällen gekommen ist", sagte ein Sprecher der EU-Chefdiplomatin Kaja Kallas in Brüssel.

Es gibt auch Berichte, denen zufolge die Hamas zudem brutal gegen Menschen vorgeht, denen sie Kollaboration mit Israel vorwirft.

Die Hohe Vertreterin der EU für Außen- und Sicherheitspolitik Kaja Kallas äußerte sich besorgt angesichts der neuen Berichte.
Die Hohe Vertreterin der EU für Außen- und Sicherheitspolitik Kaja Kallas äußerte sich besorgt angesichts der neuen Berichte.  © Thomas Traasdahl/Ritzau Scanpix Foto/AP/dpa

14. Oktober, 14.50 Uhr Berichte über Exekutionen der Hamas

Berichte über Exekutionen durch die Hamas und Schießereien mit rivalisierenden Kräften beunruhigen Menschen im Gazastreifen und auch international.

Auf der Plattform X wurde ein Video veröffentlicht, das eine Gruppen-Erschießung von rund acht Personen auf einem Platz südlich von der Stadt Gaza zeigen soll. Umringt ist der Platz von einer großen Menge Schaulustiger.

Augenzeugen sagten der Deutschen Presse-Agentur telefonisch, die Hamas habe den Getöteten vorgeworfen, Kollaborateure der israelischen Armee zu sein. Die Echtheit des Videos und die Berichte ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Es ist unbekannt, wie die Hamas Hinrichtungskandidaten auswählt. Faire Gerichtsverfahren gibt es nicht. In nicht unmittelbar überprüfbaren Videos ist zu sehen, dass einige der Opfer vor ihrer Erschießung offenbar gefoltert wurden. Unbestätigten Berichten zufolge soll es Schnellprozesse geben, bei denen Mitglieder des Hamas-Sicherheitsapparats die Todesurteile fällen.

Titelfoto: Abdel Kareem Hana/AP/dpa

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