Nahost-Konflikt: Israel übergibt Leichen von Palästinensern

Kairo/Tel Aviv - Die Staatschefs der Vermittlerstaaten haben ein Dokument unterzeichnet, das die Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas festigen soll. Doch die Belastbarkeit der Erklärung scheint fraglich.

Die Vermittlerstaaten haben am Montag in Ägypten eine Erklärung zum Gaza-Krieg unterzeichnet.  © Michael Kappeler/dpa

Für Aufsehen sorgen Berichte, die islamistische Hamas im Gazastreifen habe politische Gegner und mutmaßliche israelische Kollaborateure öffentlich hingerichtet und sich Schießereien mit rivalisierenden Kräften geliefert.

In die Freude über die Freilassung aller noch lebenden 20 Gaza-Geiseln mischte sich in Israel am Tag danach auch Unmut, dass zunächst nur die Leichen von vier Geiseln zurückgegeben wurden.

Zudem wuchs die Sorge, die mühsam ausgehandelte Waffenruhe könnte schnell bröckeln: Eine israelische Drohne tötete in der Stadt Gaza drei Menschen, wie die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa unter Berufung auf medizinische Kreise meldete.

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Die israelische Armee teilte mit, mehrere Personen hätten sich israelischen Stellungen genähert und eine Bedrohung für die Soldaten dargestellt. Dies sei eine Verletzung der Waffenruhe.

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14. Oktober, 18.20 Uhr: Israel übergibt Leichen von 45 Palästinensern

Israel hat im Rahmen der Vereinbarung mit der islamistischen Hamas die Leichen von 45 Palästinensern übergeben. Die sterblichen Überreste seien mithilfe des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) in den Gazastreifen gebracht worden, hieß es aus medizinischen Kreisen in dem Küstenstreifen.

Im Nasser-Krankenhaus in Chan Junis im Süden des Gazastreifens sollten nun Gentests zur Identifizierung der Leichen vorgenommen werden. Danach sollten die Familien ihre toten Angehörigen beisetzen können.

Die Übergabe erfolgte einen Tag, nachdem die Hamas 20 Geiseln freigelassen und die sterblichen Überreste von vier Menschen übergeben hatte - drei Israelis und ein Student aus Nepal. Israel hat außerdem knapp 2000 palästinensische Gefangene freigelassen.

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Das Internationale Rote Kreuz kommt mit den Leichen der Palästinenser am Nasser-Krankenhaus an.  © Omar Ashtawy/APA Images via ZUMA Press Wire/dpa

14. Oktober, 17.20 Uhr: Falschmeldung über Hamas-Geiseln verbreitet sich im Netz

Alle weiblichen Geiseln getötet? Eine irreführende Behauptung verbreitet sich im Zusammenhang mit Freilassung der verbliebenen Hamas-Geiseln auf Social Media.

Die Fakten zeigen ein anderes Bild: Tatsächlich waren die am 13. Oktober freigelassenen Hamas-Geiseln ausschließlich Männer. Frauen waren aber schon im Rahmen früherer Vereinbarungen freigekommen.

Insgesamt hatten die Hamas und weitere Terroristen am 7. Oktober 2023 bei ihrem Angriff auf Israel nach Angaben der UN 251 Menschen den Gazastreifen verschleppt. Unter den Geiseln waren 90 Frauen sowie 36 Minderjährige.

Bis zum 30. April 2024 waren 48 der entführten Frauen wieder in Israel. Die letzten beiden lebenden, weiblichen Geiseln wurden am 30. Januar 2025 freigelassen. Zwölf Frauen überlebten die Gefangenschaft nicht. Die große Mehrheit – 78 Frauen – kam frei.

Die Rückkehr der verbliebenen überlebenden Hamas-Geiseln hat in Israel große Freude ausgelöst.  © Emilio Morenatti/AP/dpa

14. Oktober, 15.55 Uhr: Nur vier Geisel-Leichen übergeben – bleibt Rafah vorerst zu?

Die israelischen Sicherheitsbehörden empfehlen nach israelischen Medienberichten, eine Öffnung des Grenzübergangs Rafah zwischen dem Gazastreifen und Ägypten erst nach Rückführung aller Leichen der Geiseln zu ermöglichen.

Entgegen der Vereinbarung mit Israel übergab die islamistische Hamas bisher erst vier von 28 Leichen. Die Terrororganisation erklärte dazu, es gebe Schwierigkeiten, die sterblichen Überreste in den Trümmerbergen nach zwei Jahren Krieg in dem Küstenstreifen zu lokalisieren.

Der israelische Kan-Sender berichtete, die Empfehlung der Sicherheitsbehörden an die politische Führung laute auch, die Einfuhr humanitärer Hilfsgüter in den Gazastreifen bis zur Übergabe aller Leichen nicht in vollem Umfang zu erlauben. Im Rahmen der Vereinbarung waren die Hilfslieferungen ausgeweitet worden.

14. Oktober, 15.15 Uhr: Sportgerichtshof lehnt Anträge ab: Turn-WM ohne Israel

Israel ist mit seinen Anträgen vor dem Internationalen Sportgerichtshof Cas gescheitert und bleibt von der Turn-WM in Jakarta ausgeschlossen. Das muslimisch geprägte Gastgeberland Indonesien will einen Start der israelischen Riege um Weltmeister Artem Dolgopyat verhindern und verweigert den Israelis ein Visum, um für die Wettkämpfe vom 19. bis 25. Oktober einzureisen.

Israels WM-Teilnahme war in Indonesien auf große Ablehnung gestoßen. Hintergrund ist das israelische Vorgehen im Gazastreifen. Indonesien unterstützt dabei die Palästinenser. Justizminister Yusril Ihza Mahendra stellte dabei klar, dass die israelische Mannschaft trotz der Vereinbarung zwischen Israel und der Hamas zu einem Waffenstillstand nicht ins Land gelassen werde.

14. Oktober, 15 Uhr: EU besorgt über Todesfälle in Gaza

Berichte über Gewalt zwischen Hamas-Mitgliedern und bewaffneten Clans im Gazastreifen sorgen in der EU für Beunruhigung.

"Die Europäische Union ist besorgt über die Berichte, die wir gesehen haben, wonach es in Gaza aufgrund von Zusammenstößen zwischen Hamas und Bandenmitgliedern zu mehreren Todesfällen gekommen ist", sagte ein Sprecher der EU-Chefdiplomatin Kaja Kallas in Brüssel.

Es gibt auch Berichte, denen zufolge die Hamas zudem brutal gegen Menschen vorgeht, denen sie Kollaboration mit Israel vorwirft.

Die Hohe Vertreterin der EU für Außen- und Sicherheitspolitik Kaja Kallas äußerte sich besorgt angesichts der neuen Berichte.  © Thomas Traasdahl/Ritzau Scanpix Foto/AP/dpa

14. Oktober, 14.50 Uhr Berichte über Exekutionen der Hamas

Berichte über Exekutionen durch die Hamas und Schießereien mit rivalisierenden Kräften beunruhigen Menschen im Gazastreifen und auch international.

Auf der Plattform X wurde ein Video veröffentlicht, das eine Gruppen-Erschießung von rund acht Personen auf einem Platz südlich von der Stadt Gaza zeigen soll. Umringt ist der Platz von einer großen Menge Schaulustiger.

Augenzeugen sagten der Deutschen Presse-Agentur telefonisch, die Hamas habe den Getöteten vorgeworfen, Kollaborateure der israelischen Armee zu sein. Die Echtheit des Videos und die Berichte ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Es ist unbekannt, wie die Hamas Hinrichtungskandidaten auswählt. Faire Gerichtsverfahren gibt es nicht. In nicht unmittelbar überprüfbaren Videos ist zu sehen, dass einige der Opfer vor ihrer Erschießung offenbar gefoltert wurden. Unbestätigten Berichten zufolge soll es Schnellprozesse geben, bei denen Mitglieder des Hamas-Sicherheitsapparats die Todesurteile fällen.

14. Oktober, 14.25 Uhr: Steinmeier zu Nahost: Europäer müssen ihren Beitrag leisten

Die europäischen Staaten müssen nach Ansicht von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (69) jetzt rasch zur Verbesserung der humanitären Lage im Gaza-Streifen beitragen.

"Wir Europäer müssen sehen, dass wir unseren Anteil an der Konsolidierung, an der Beruhigung der Gesamtsituation leisten", sagte Steinmeier am Rande eines Besuchs in Andernach in Rheinland-Pfalz.

"Der Prozess, der jetzt vor uns allen liegt, nicht nur vor dem amerikanischen Präsidenten, wird schwierig genug sein." In der derzeitigen Phase sei wichtig, "dass wir schnell beitragen zur Verbesserung der humanitären Situation". Deutschland habe sich dazu bereit erklärt.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (69) äußerte sich zur Lage in Gaza.  © Thomas Banneyer/dpa

14. Oktober, 13.15 Uhr: Spanien hält an Genozid-Vorwurf fest

Spanien hielt trotz der Waffenruhe am Genozid-Vorwurf gegen Israel und dem Waffenembargo fest.

"Frieden kann nicht Vergessen oder Straflosigkeit bedeuten", sagte Regierungschef Pedro Sánchez in einem Interview des Senders Cadena Ser. "Die Hauptverantwortlichen für den Völkermord in Gaza werden sich vor Gericht verantworten müssen."

14. Oktober, 13 Uhr: Übergabe von Leichen in Gaza kann Wochen dauern

Die Übergabe der Leichen von verstorbenen Geiseln im Gazastreifen könnte nach Angaben des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) Tage oder Wochen dauern.

Angesichts der Zerstörung von Gebäuden und Infrastruktur im Gazastreifen sei es teils schwierig, die sterblichen Überreste zu lokalisieren, sagte IKRK-Sprecher Christian Cardon in Genf.

"Es gibt deutliche Anzeichen dafür, dass dies viel mehr Zeit in Anspruch nehmen könnte, da es schwierig ist, die menschlichen Überreste in Gaza zu finden, die sich möglicherweise unter den Trümmern befinden", sagte Cardon. Es sei auch nicht auszuschließen, dass manche Leichen nie gefunden würden.

Israelische Flaggen und Fotos von Geiseln stehen auf dem Platz der Geiseln.  © Francisco Seco/AP/dpa

14. Oktober, 12.45 Uhr: Mehr als 55 Millionen Tonnen Schutt im Gazastreifen

Das UN-Entwicklungsprogramm drängt nach der Waffenruhe im Gazastreifen auf einen schnellen Start des Wiederaufbaus.

In dem Küstengebiet müssten nach Schätzungen mehr als 55 Millionen Tonnen Schutt von zerstörten Gebäuden und Infrastruktur weggeschafft werden, sagt der Vertreter für die palästinensischen Gebiete, Jaco Cilliers. Er sprach von Jerusalem aus mit Reportern in Genf. Allein in den kommenden drei Jahren seien 20 Milliarden Dollar (17,3 Mrd. Euro) dafür nötig.

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