Nahost-Konflikt: Angehörige warnen - militärischer Druck tötet Geiseln

Israel - Ungeachtet internationaler Kritik hat die israelische Armee nach eigenen Angaben die "nächste Phase des Kriegs" im Gazastreifen begonnen.

Ein palästinensisches Kind steht inmitten der Trümmer nach einem israelischen Morgenangriff auf ein Haus in der Stadt Gaza. (Archivfoto)  © Omar Ashtawy/APA Images via ZUMA Press Wire/dpa

Die Truppen hielten jetzt die Außenbezirke der Stadt Gaza im Norden des abgeriegelten Küstenstreifens, sagte Armeesprecher Effie Defrin (53) und sprach von "vorbereitenden Maßnahmen" zur geplanten Einnahme der ganzen Stadt.

Das Sicherheitskabinett hatte Anfang des Monats die Einnahme der Stadt sowie die Evakuierung der Bevölkerung in den Süden genehmigt.

Laut israelischen Beamten sollen die detaillierten Militärpläne zur vollständigen Einnahme der Stadt, in der sich Schätzungen zufolge derzeit rund eine Million Menschen aufhalten, in den nächsten Tagen vom Sicherheitskabinett abschließend gebilligt werden, wie das "Wall Street Journal" berichtete. Demnach dürfte die Bodenoffensive im September beginnen.

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21. August, 16.52 Uhr: Gaza-Anwohner sollen in den Süden - Vorbereitungen laufen

Vor der geplanten Einnahme der Stadt Gaza hat IsraelArmeeangaben zufolge "erste Warnungen" an medizinischen Behörden und internationale Organisationen herausgegeben.

Auf diese Weise solle die Verlegung der Bevölkerung in den Süden des Küstenstreifens vorbereitet werden, teilte das israelische Militär mit.

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21. August, 11.21 Uhr: Iran beginnt großes Marinemanöver nach Krieg mit Israel

Rund zwei Monate nach dem Krieg mit Israel hat Irans Marine ein Großmanöver begonnen.

An dem zweitägigen Drill am Golf von Oman nehmen Kriegsschiffe, U-Boote und Küsteneinheiten teil, wie der staatliche Rundfunk berichtete. Ein Schwerpunkt der Militärübung seien Tests von Raketen, Marschflugkörpern und Kampfdrohnen.

21. August, 6.23 Uhr: UN-Chef fordert Stopp der Siedlungspläne

UN-Generalsekretär António Guterres (76) appelliert an Israel, alle Siedlungspläne im Westjordanland unverzüglich einzustellen.

Mit Blick auf die Billigung eines höchst umstrittenen Siedlungsprojekts im Westjordanland sagte Guterres, diese verstoße gegen das Völkerrecht und stehe in direktem Widerspruch zu den Resolutionen der Vereinten Nationen. "Die Fortsetzung dieses Projekts stellt eine existenzielle Bedrohung für die Zweistaatenlösung dar", wurde Guterres von seinem Sprecher Stéphane Dujarric zitiert.

Antonio Guterres (76), Generalsekretär der Vereinten Nationen VN (United Nations, UN). (Archivfoto)  © Bianca Otero/ZUMA Press Wire/dpa

21. August, 6.20 Uhr: Angehörige warnen - militärischer Druck tötet Geiseln

Angehörige der israelischen Geiseln, die sich in der Gewalt der Hamas und anderer islamistischer Organisationen befinden, haben im Grenzgebiet zum Gazastreifen für die Freilassung ihrer Angehörigen demonstriert.

Der Marsch vom Kibbutz Beeri zum Gelände des Nova-Musikfestivals führte zu zwei Schauplätzen des Terrorangriffs der Hamas am 7. Oktober 2023 - an einem Tag, an dem nach Angaben eines Militärsprechers die nächste Phase des Krieges eingeleitet wurde. Die Angehörigen der verbliebenen 50 Geiseln, von denen mindestens 20 noch am Leben sein sollen, befürchten das Schlimmste für ihre Familienmitglieder. Militärischer Druck rette Geiseln nicht, sondern töte sie, sagte Ofir Braslavski, der Vater von Rom Braslavski.

Angehörige und Unterstützer von Geiseln, die von der Hamas festgehalten werden, nehmen an einer Demonstration teil.  © Maya Levin/AP/dpa

20. August, 22.01 Uhr: Israel hat mit Vorbereitungen zur Einnahme von Gaza begonnen

Die israelische Armee hat nach Angaben ihres Sprechers Effie Defrin mit "vorbereitenden Maßnahmen" zur Einnahme der Stadt Gaza begonnen.

Schon jetzt hielten israelische Truppen die Außenbezirke der größten Stadt des Gazastreifens besetzt, sagte er am Abend vor Journalisten. Die Armee habe die "nächste Phase des Kriegs" begonnen.

Die Zivilisten in der Stadt Gaza - nach Schätzungen rund eine Million Menschen - sollen sich dem Plan des israelischen Militärs zufolge in Zeltquartiere weiter im Süden des Küstenstreifens begeben.

Defrin sagte nun, das Militär werde die Zivilbevölkerung warnen und ihre Evakuierung ermöglichen, um die Gefahr für die Menschen so gering wie möglich zu halten. Dabei sollten sich Zivilisten von den aktiven Kampfgebieten fernhalten.

Israelische Soldaten sind in den Vororten von Gaza-Stadt im Einsatz. Der Armeesprecher spricht von der nächsten Phase des Kriegs.  © Maya Levin/AP/dpa

20. August, 20.21 Uhr: Netanjahu will Stadt Gaza schneller einnehmen lassen

Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu hat nach Angaben seines Büros angeordnet, die Stadt Gaza schneller einzunehmen als bislang geplant.

Der "Zeitplan für die Eroberung der letzten Terrorhochburgen und die Niederlage der Hamas" solle verkürzt werden, teilte sein Büro mit, ohne Details zu nennen.

Netanjahus Anordnung sei erfolgt, bevor Israels Verteidigungsminister Israel Katz den Einsatzplan der Armee zur Einnahme Gazas gebilligt habe.

Der israelische Regierungschef Netanjahu erklärte, die Stadt Gaza noch schneller einnehmen zu lassen als bislang geplant.  © Ronen Zvulun/Pool Reuters/AP/dpa

20. August, 19.18 Uhr: Zahl unterernährter Kinder im Gazastreifen seit März verdreifacht

Die Zahl unterernährter Kinder im Gazastreifen hat sich nach UN-Angaben seit März verdreifacht.

In der Stadt Gaza sei nahezu ein Drittel der Kinder unterernährt, schrieb Philippe Lazzarini, der Leiter des UN-Hilfswerks für Palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) auf der Plattform X.

Das sei eine sechsmal so hohe Zahl wie vor dem Ende der Waffenruhe im März und der Blockade des Gazastreifens. "Das ist keine Naturkatastrophe. Es ist menschengemachtes, vermeidbares Verhungern", schrieb er. Grundlage der UNRWA-Zahlen ist eine Untersuchung von fast 100.000 Kindern unter fünf Jahren.

UNRWA und andere Hilfsorganisationen würden seit bald sechs Monaten daran gehindert, Hilfsgüter nach Gaza zu bringen. Dabei seien in den Lagern der Organisation in Ägypten und Jordanien Vorräte, mit denen 6000 Lastwagen beladen werden könnten und die Lebensmittel für drei Monate enthielten, hieß es.

Die Not im Gazastreifen trifft die Jüngsten und die Schwächsten stark. In der Stadt Gaza ist nach UN-Angaben fast jedes dritte Kind unterernährt.  © Abed Rahim Khatib/dpa

20. August, 12.31 Uhr: Angriff 15 bewaffneter Palästinenser auf israelischen Posten

Mindestens 15 bewaffnete Palästinenser haben israelischen Medienberichten zufolge eine Stellung der Armee im Süden des Gazastreifens angegriffen.

Sie hätten im Bereich der Stadt Chan Junis auf die israelischen Soldaten geschossen und Panzerabwehrraketen eingesetzt, berichtete das Nachrichtenportal "ynet". Die Truppen hätten das Feuer erwidert und einen Teil der Angreifer getötet. Man gehe davon aus, dass sie aus einem Tunnel kamen und beabsichtigten, Soldaten zu entführen.

Drei Soldaten seien verletzt worden. Die Armee teilte lediglich mit, ein Soldat sei bei Kämpfen im Süden des Gazastreifens schwer verletzt worden.

20. August, 12.04 Uhr: Israels Armee will rund 50.000 Reservisten einberufen

Israels Armee will vor der geplanten Einnahme der Stadt Gaza rund 50.000 Reservisten mobilisieren. Die Einberufungsbescheide sollten in den kommenden Tagen verschickt werden, sagte ein militärischer Repräsentant. Die Reservisten würden dann ihren Dienst im September antreten.

An der Einnahme der Stadt Gaza sollten aber vor allem aktive Soldaten beteiligt sein, erklärte er. Insgesamt würden dann rund 120.000 Reservisten im Einsatz sein. Der Militär sagte, israelische Truppen seien bereits in Vororten der Stadt Gaza präsent. Er nannte dabei die Viertel Al-Saitun und Dschabalija.

Die Stadt Gaza sei immer noch die wichtigste Hochburg der islamistischen Terrororganisation Hamas, sagte der Repräsentant. Die Organisation verfüge weiterhin über "operative Fähigkeiten" und sei zu einem "Guerillakrieg" in der Lage. Ziel des Einsatzes sei es auch, ihr unterirdisches Tunnelsystem zu zerstören.

Menschen gehen eine Straße entlang, die von Gebäuden umgeben ist, die durch israelische Bombardierungen im Gazastreifen zerstört wurden. (Archivbild)  © Jehad Alshrafi/AP/dpa

20. August, 12.01 Uhr: Israelischer Ausschuss billigt umstrittenes Siedlungsprojekt

Ein israelischer Planungsausschuss hat Baupläne für Siedlungen in einem besonders sensiblen Gebiet im Westjordanland genehmigt. Dies teilte die israelische Organisation Peace Now mit, die mit einem Repräsentanten vor Ort vertreten war.

Es geht dabei um den Bau von rund 3.400 Wohneinheiten in dem sogenannten E1-Gebiet zwischen Ost-Jerusalem und der Siedlung Maale Adumim. Das Gebiet gilt wegen der geografischen Lage als heikel im Konflikt mit den Palästinensern.

Eine Bebauung dort würde das Westjordanland faktisch in einen nördlichen und einen südlichen Teil unterteilen. Damit würde ein zusammenhängendes Territorium für einen künftigen palästinensischen Staat erschwert, wenn nicht gar unmöglich gemacht.

Israels Finanzminister Bezalel Smotrich kündigte entsprechende Pläne vor knapp einer Woche an. Dieser Schritt "begräbt endgültig die Idee eines palästinensischen Staates", sagte er vor Ort. Mehrere Staaten, darunter Frankreich, Kanada und Australien, wollen im kommenden Monat einen palästinensischen Staat anerkennen.

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