Israelischer F-16-Navigator packt aus: "Sie haben keine einzige Rakete auf uns abgefeuert"
Tel Aviv (Israel) - Nach dem zwölf Tage langen Krieg zwischen Israel und dem Iran hat nun ein Navigator eines F-16-Kampfjets erstmals öffentlich über den Einsatz im iranischen Luftraum gesprochen. Unter dem Operationsnamen "Rising Lion" hatte Israel am 13. Juni mit dem Angriff auf iranische Atomanlagen, Militärstützpunkte und Regimemitglieder begonnen. Teheran antwortete noch am selben Tag mit Raketensalven. Am 22. Juni griffen dann auch die USA ein und bombardierten iranische Nuklearanlagen.
Alles in Kürze
- Israelischer F-16-Navigator spricht über den Einsatz im iranischen Luftraum.
- Keine Flugabwehrraketen auf israelische Jets abgefeuert.
- Iranisches Atomprogramm um Jahre zurückgeworfen.
- Völkerrechtler bezweifeln Legitimität der Angriffe.
- Bundeskanzler Merz verteidigt Israels Vorgehen.

"Als Teil der ersten Welle begibt man sich ins Unbekannte", sagte der israelische Oberstleutnant, der aufgrund von Sicherheitsvorschriften nicht namentlich genannt werden darf, dem Militärblog "The War Zone". "Als wir die Grenze erreichten und überquerten, sahen wir die ersten Angriffe der anderen Flugzeuge und hatten das Gefühl: Jetzt ist der entscheidende Moment."
Dank intensiver Trainings und umfassender Geheimdienstinformationen sei der erste Flug planmäßig verlaufen. Überrascht worden sei man lediglich durch die Untätigkeit der iranischen Flugabwehr: "Sie haben im gesamten Krieg keine einzige Flugabwehrrakete auf uns abgefeuert. Sie haben auf Drohnen geschossen, aber auf Jetpiloten kein einziges Mal."
Die zweite Überraschung hätten er und sein Pilot bei der Rückkehr zum Stützpunkt erlebt: "Wir dachten, wir würden von unserem Flug zurückkehren und unsere Basis bereits bombardiert vorfinden. Aber nichts geschah."
Nichts sei sicher im Nahen Osten

Der Navigator geht davon aus, dass die Angriffe Israels und der USA das iranische Atomprogramm um Jahre zurückgeworfen haben: "Aber wie man im Nahen Osten sagt: Nichts ist sicher."
Unter Völkerrechtlern ist die Legitimität der Angriffe auf den Iran umstritten, wobei sich die Stimmen eindeutig mehren, die bezweifeln, dass ein iranischer Angriff unmittelbar bevorstand, welcher Israel das Recht zur Selbstverteidigung eingeräumt hätte.
"Es fehlen hier tatsächliche Anhaltspunkte, die Israel vorgelegt hätte, dass es einen bewaffneten Angriff gibt", meint etwa der Völkerrechtler Alexander Wentker von der Universität Potsdam. "Deswegen liegt hier ein Verstoß gegen das Gewaltverbot vor." Laut Wentker waren die Angriffe der USA demzufolge ebenfalls völkerrechtswidrig.
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU, 69) hatte das Vorgehen Israels im ARD-Sommerinterview verteidigt: "Das ist eine Entscheidung der israelischen Regierung gewesen, die sie in eigener Verantwortung und Zuständigkeit getroffen hat. Aber offensichtlich hat Israel die Bedrohung als so ernsthaft angenommen, dass es sich zu dieser militärischen Antwort entschieden hat."
Titelfoto: Ahn Young-Joon/AP/dpa