Nahost-Konflikt: Israels Armee will rund 50.000 Reservisten einberufen

Israel - In die Bemühungen um eine Waffenruhe im Gazastreifen könnte Bewegung gekommen sein, doch vorerst treibt Israel die Vorbereitungen zur Einnahme der Stadt Gaza voran.

Demonstranten forderten in Tel Aviv die sofortige Freilassung der von der Hamas festgehaltenen Geiseln.
Demonstranten forderten in Tel Aviv die sofortige Freilassung der von der Hamas festgehaltenen Geiseln.  © Ohad Zwigenberg/AP/dpa

Armeechef Ejal Zamir (59) legte am Abend Verteidigungsminister Israel Katz (69) die Angriffspläne zur Genehmigung vor. Medienberichten zufolge soll das Sicherheitskabinett am Donnerstag zusammenkommen.

Gleichzeitig prüft die Regierung laut der "Times of Israel" jedoch einen neuen Vorschlag für eine Waffenruhe, dem die islamistische Terrororganisation Hamas nach eigenen Angaben kurz zuvor zugestimmt hatte.

Die operative Planung laufe weiter, sagte ein ranghoher israelischer Beamter der "Jerusalem Post". Man sei entschlossen, die Entscheidung des Sicherheitskabinetts zur Einnahme der Stadt Gaza umzusetzen - "es sei denn, es wird ein Rahmen vorgelegt, der die Freilassung aller Geiseln und ein Ende des Krieges zu den vom Ministerpräsidenten (Benjamin Netanjahu) dargelegten Bedingungen beinhaltet".

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Dazu gehört, dass die Hamas ihre Waffen niederlegt.

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20. August, 12.31 Uhr: Angriff 15 bewaffneter Palästinenser auf israelischen Posten

Mindestens 15 bewaffnete Palästinenser haben israelischen Medienberichten zufolge eine Stellung der Armee im Süden des Gazastreifens angegriffen.

Sie hätten im Bereich der Stadt Chan Junis auf die israelischen Soldaten geschossen und Panzerabwehrraketen eingesetzt, berichtete das Nachrichtenportal "ynet". Die Truppen hätten das Feuer erwidert und einen Teil der Angreifer getötet. Man gehe davon aus, dass sie aus einem Tunnel kamen und beabsichtigten, Soldaten zu entführen.

Drei Soldaten seien verletzt worden. Die Armee teilte lediglich mit, ein Soldat sei bei Kämpfen im Süden des Gazastreifens schwer verletzt worden.

20. August, 12.04 Uhr: Israels Armee will rund 50.000 Reservisten einberufen

Israels Armee will vor der geplanten Einnahme der Stadt Gaza rund 50.000 Reservisten mobilisieren. Die Einberufungsbescheide sollten in den kommenden Tagen verschickt werden, sagte ein militärischer Repräsentant. Die Reservisten würden dann ihren Dienst im September antreten.

An der Einnahme der Stadt Gaza sollten aber vor allem aktive Soldaten beteiligt sein, erklärte er. Insgesamt würden dann rund 120.000 Reservisten im Einsatz sein. Der Militär sagte, israelische Truppen seien bereits in Vororten der Stadt Gaza präsent. Er nannte dabei die Viertel Al-Saitun und Dschabalija.

Die Stadt Gaza sei immer noch die wichtigste Hochburg der islamistischen Terrororganisation Hamas, sagte der Repräsentant. Die Organisation verfüge weiterhin über "operative Fähigkeiten" und sei zu einem "Guerillakrieg" in der Lage. Ziel des Einsatzes sei es auch, ihr unterirdisches Tunnelsystem zu zerstören.

Menschen gehen eine Straße entlang, die von Gebäuden umgeben ist, die durch israelische Bombardierungen im Gazastreifen zerstört wurden. (Archivbild)
Menschen gehen eine Straße entlang, die von Gebäuden umgeben ist, die durch israelische Bombardierungen im Gazastreifen zerstört wurden. (Archivbild)  © Jehad Alshrafi/AP/dpa

20. August, 12.01 Uhr: Israelischer Ausschuss billigt umstrittenes Siedlungsprojekt

Ein israelischer Planungsausschuss hat Baupläne für Siedlungen in einem besonders sensiblen Gebiet im Westjordanland genehmigt. Dies teilte die israelische Organisation Peace Now mit, die mit einem Repräsentanten vor Ort vertreten war.

Es geht dabei um den Bau von rund 3.400 Wohneinheiten in dem sogenannten E1-Gebiet zwischen Ost-Jerusalem und der Siedlung Maale Adumim. Das Gebiet gilt wegen der geografischen Lage als heikel im Konflikt mit den Palästinensern.

Eine Bebauung dort würde das Westjordanland faktisch in einen nördlichen und einen südlichen Teil unterteilen. Damit würde ein zusammenhängendes Territorium für einen künftigen palästinensischen Staat erschwert, wenn nicht gar unmöglich gemacht.

Israels Finanzminister Bezalel Smotrich kündigte entsprechende Pläne vor knapp einer Woche an. Dieser Schritt "begräbt endgültig die Idee eines palästinensischen Staates", sagte er vor Ort. Mehrere Staaten, darunter Frankreich, Kanada und Australien, wollen im kommenden Monat einen palästinensischen Staat anerkennen.

20. August, 12 Uhr: Beratung über Siedlungsprojekt E1 hinter verschlossenen Türen

Die Beratung eines israelischen Planungsausschusses zu einem umstrittenen Siedlungsprojekt findet hinter verschlossenen Türen statt.

Eine Sprecherin der israelischen Organisation Peace Now schrieb, der Ausschuss habe entschieden, dass die Beratung über die Genehmigung von Bauplänen in dem sogenannten E1-Gebiet unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinde.

Es geht dabei um den Bau von rund 3.400 Wohneinheiten in dem sogenannten E1-Gebiet zwischen Ost-Jerusalem und der Siedlung Maale Adumim. Das Gebiet gilt wegen der geografischen Lage als heikel im Konflikt mit den Palästinensern.

Der israelische Finanzminister Bezalel Smotrich hält während einer Pressekonferenz in der Nähe der Siedlung Maale Adumim im israelisch besetzten Westjordanland eine Karte, auf der das Siedlungsprojekt E1 dargestellt ist.
Der israelische Finanzminister Bezalel Smotrich hält während einer Pressekonferenz in der Nähe der Siedlung Maale Adumim im israelisch besetzten Westjordanland eine Karte, auf der das Siedlungsprojekt E1 dargestellt ist.  © Ohad Zwigenberg/AP/dpa

20. August, 10.22 Uhr: Wadephul fordert raschen Waffenstillstand im Gazastreifen

Außenminister Johann Wadephul ruft die israelische Regierung und die islamistische Palästinenserorganisation Hamas eindringlich auf, im Interesse einer Freilassung der Geiseln einem Waffenstillstand zuzustimmen.

"Es gibt die Chance zur Konfliktlösung jetzt ganz akut", sagte der CDU-Politiker bei einem Treffen mit seinem indonesischen Kollegen Sugiono in der Hauptstadt Jakarta. Dazu hätten viele Nachbarländer beigetragen.

Es wäre "in unser aller Interesse, wenn dieser schreckliche Konflikt in einem friedlichen Prozess beigelegt werden könnte", sagte Wadephul. Das Ziel für alle sei eine verhandelte Zweistaatenlösung. Damit ist ein unabhängiger palästinensischer Staat gemeint, der friedlich Seite an Seite mit Israel existiert. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu lehnt eine Zweistaatenlösung ebenso wie die Hamas ab.

20. August, 10.20 Uhr: Israels Verteidigungsminister billigt Plan für Gaza-Einnahme

Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz hat nach Medienberichten einen Einsatzplan der Armee zur Einnahme der Stadt Gaza gebilligt. Die "Times of Israel" berichtete, dafür sollten rund 60.000 Reservisten einberufen werden.

Die Genehmigung erfolgte, obwohl die islamistische Hamas am Vortag nach eigener Darstellung internationalen Vermittlern eine "positive Antwort" auf einen neuen Vorschlag für eine Waffenruhe im Gazastreifen vorgelegt hatte. Mit einer offiziellen Reaktion Israels wird bis Ende der Woche gerechnet. Nach Medienberichten soll das Sicherheitskabinett am Donnerstag zusammenkommen.

Es wurde spekuliert, der Beschluss des Sicherheitskabinetts zur Ausweitung des Krieges könne Verhandlungstaktik sein, um die Hamas unter Druck zu setzen, wieder an den Verhandlungstisch zurückzukehren und sich flexibler zu zeigen.

Israels Verteidigungsminister Israel Katz (69, l.) bei einem Truppenbesuch im Südlibanon.
Israels Verteidigungsminister Israel Katz (69, l.) bei einem Truppenbesuch im Südlibanon.  © Ariel Hermoni/Verteidigungsministerium/dpa

20. August, 6.09 Uhr: Planungsausschuss tagt zu umstrittenen Bauplänen im Westjordanland

Unterdessen berät ein Planungsausschuss in Israel heute über eine Genehmigung von umstrittenen Bauplänen für Siedlungen in einem besonders sensiblen Gebiet im Westjordanland.

Dabei geht es um den Bau von rund 3.400 Wohneinheiten in dem sogenannten E1-Gebiet zwischen Ost-Jerusalem und der Siedlung Maale Adumim. Eine Bebauung dort würde das Westjordanland faktisch in einen nördlichen und einen südlichen Teil unterteilen.

Damit würde ein zusammenhängendes Territorium für einen künftigen palästinensischen Staat erschwert, wenn nicht gar unmöglich gemacht. Mehrere Länder wie Frankreich, Kanada und Australien wollen im September einen solchen Staat anerkennen. Israel lehnt die Anerkennung dagegen als "Belohnung für die Hamas" nach dem Massaker am 7. Oktober 2023 ab.

Israelische Baupläne im Westjordanland sind heikel. Ein zusammenhängendes Gebiet für einen palästinensischen Staat würde damit erschwert.
Israelische Baupläne im Westjordanland sind heikel. Ein zusammenhängendes Gebiet für einen palästinensischen Staat würde damit erschwert.  © Soeren Stache/dpa

19. August, 17.47 Uhr: Israel hält an Forderung nach Freilassung aller Geiseln fest

Israel hält in den Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gazastreifen einem hochrangigen Regierungsvertreter zufolge an seiner Forderung nach der Freilassung aller Geiseln fest.

Israels Haltung in dieser Frage habe sich "nicht geändert", sagte der Regierungsvertreter der Nachrichtenagentur AFP am Dienstag. Israel fordere die "Freilassung aller Geiseln" aus der Gewalt der Hamas.

Der jüngste Vermittler-Vorschlag sieht die Freilassung einiger - aber nicht aller - Geiseln in zwei Stufen während einer 60-tägigen Waffenruhe vor. Die islamistische Hamas hatte dem Vorschlag nach eigenen Angaben am Montag zugestimmt.

19. August, 11.35 Uhr: Hilfslieferung aus Zypern auf dem Weg nach Gaza

Ein Frachter mit rund 1200 Tonnen Hilfsgütern für den Gazastreifen hat die zyprische Hafenstadt Limassol verlassen.

Die dringend benötigten Waren sollen zunächst zum israelischen Hafen Aschdod gebracht werden, teilte das zyprische Außenministerium mit.

Von dort aus sei die Weiterleitung in den Gazastreifen geplant, wo die internationale Hilfsorganisation World Central Kitchen (WCK) die Verteilung übernehmen soll.

18. August, 17.47 Uhr: Hamas stimmt offenbar Vorschlag für Gaza-Waffenruhe "ohne Änderungen" zu

Die Hamas hat nach Informationen der Nachrichtenagentur AFP dem jüngsten Vorschlag für eine Waffenruhe im Gazastreifen zugestimmt.

Die islamistische Palästinenserorganisation habe den Vermittlern bestätigt, dass sie und weitere Gruppen dem neuen Vorschlag "ohne Änderungen zugestimmt haben", hieß es am Montag aus Hamas-Kreisen. Wenige Stunden zuvor hatten Hamas-Unterhändler nach palästinensischen Angaben einen Waffenruhe-Vorschlag erhalten, der demnach eine 60-tägige Waffenruhe und die Freilassung von Geiseln in zwei Phasen vorsieht.

In Ägypten laufen derzeit erneut Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gazastreifen, bei denen die Regierung in Kairo und das Golfemirat Katar vermitteln. Aufseiten der israelischen Regierung hat sich bislang kein Vertreter zu den Gesprächen geäußert.

Die Hamas erklärt sich nach AFP-Informationen zu einer Gaza-Waffenruhe "ohne Änderungen" bereit.
Die Hamas erklärt sich nach AFP-Informationen zu einer Gaza-Waffenruhe "ohne Änderungen" bereit.  © Ariel Schalit/AP/dpa

18. August, 11.34 Uhr: Amnesty wirft Israel "absichtliche Hungerkampagne" im Gazastreifen vor

Angesichts der katastrophalen humanitären Lage im Gazastreifen hat die Menschenrechtsorganisation Amnesty International der israelischen Regierung eine "absichtliche Hungerkampagne" vorgeworfen.

"Israel setzt Hunger im besetzten Gazastreifen ein und zerstört systematisch die Gesundheit, das Wohlergehen und das gesellschaftliche Gefüge" der Palästinenser, hieß es in einem am Montag veröffentlichten Bericht der Organisation.

Amnesty hat für den Bericht laut eigenen Angaben mit 19 Palästinensern gesprochen, die in Vertriebenenlagern im Gazastreifen leben sowie mit zwei Gesundheitsvertretern, die unterernährte Kinder behandeln. Die Zeugenaussagen belegen der Organisation zufolge, dass "die tödliche Kombination aus Hunger und Krankheit keine unglückliche Folge der israelischen Militäroperation" im Gazastreifen ist.

Palästinenser kämpfen um gespendete Lebensmittel in einer Gemeinschaftsküche im nördlichen Gazastreifen.
Palästinenser kämpfen um gespendete Lebensmittel in einer Gemeinschaftsküche im nördlichen Gazastreifen.  © Jehad Alshrafi/AP/dpa

18. August, 6.19 Uhr: Streik und Großdemonstration für Freiheit der Hamas-Geiseln

Mit Streiks und Protesten haben zahlreiche Israelis ihre Solidarität mit den Geiseln zum Ausdruck gebracht, die seit fast zwei Jahren von der Hamas im Gazastreifen festgehalten werden.

Mehr als 200.000 Menschen versammelten sich am Abend im Zentrum von Tel Aviv, wie die Organisatoren unter Berufung auf Polizeischätzungen mitteilten. Sie forderten lautstark die Freilassung der Geiseln und ein Ende des Gaza-Kriegs, wie ein Reporter der Deutschen Presse-Agentur beobachtete.

Das Forum der Geiselangehörigen hatte für Sonntag - dem Beginn der israelischen Arbeitswoche - zu einem landesweiten Streik aufgerufen. Das Land sollte an diesem Tag "lahmgelegt" werden, kündigten sie an. Bereits in den Morgenstunden blockierten Demonstranten zahlreiche Straßen im Land, darunter auch eine zentrale Schnellstraße in der Küstenmetropole Tel Aviv.

Sie schwenkten blau-weiße israelische Flaggen sowie gelbe Fahnen, die Solidarität mit den Geiseln symbolisieren.

Titelfoto: Jehad Alshrafi/AP/dpa

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