Obdachloser Jens will in der Haltestelle bleiben

Oschatz - Er sitzt immer noch da. Seit Wochen. In der Bushaltestelle an der Dresdener Straße in Oschatz. Zwischen Decken, Taschen und einem dicken Schlafsack trotzt Jens Kloß (56) Wind und Wetter. "Ich will gesehen werden", sagt er entschlossen.

Jens Kloß (56) musste aus seiner Wohnung raus und lebt jetzt auf der Straße.  © EHL Media/Dietmar Thomas

Der obdachlose Mann ist längst zum Symbol geworden - für viele, die keine Wohnung haben, und für eine Stadt, die mit dem Problem ringt.

"Ich hab zwischendurch mal woanders übernachtet, aber jetzt bin ich wieder hier. Die Leute bringen mir Essen, Getränke, Decken - das gibt mir Kraft", erzählt Jens.

Von Amts wegen sollte die Bank, auf der er schläft, eigentlich abgebaut werden. Doch dazu kam es nicht.

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"Wir sind erst mal froh, dass die Bank noch steht", sagt Cindy Friedrich (37) von der Tafel Oschatz, die Jens täglich mit Essen versorgt.

"Er will nicht einfach verschwinden - er will ein Zeichen setzen für alle, die auf der Straße leben."

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Helfer hoffen, dass sich auch die Stadt Oschatz für den Fall interessiert

Viele Einheimische solidarisieren sich mit dem Obdachlosen, der in der Haltestelle "wohnt".  © EHL Media/Dietmar Thomas

Gemeinsam mit anderen Helfern hat sie jetzt etwas auf die Beine gestellt: Jeden Montag ab 17 Uhr treffen sich Helfer, Bedürftige und Unterstützer in der Tafel Oschatz (Lichtstraße 6).

"Vielleicht kommt auch jemand von der Stadt vorbei. Denn es geht wirklich darum, das Problem zu lösen und nicht vor sich herzuschieben", so Friedrich.

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