Waldbrände in der Sächsischen Schweiz: Sachsen und Tschechien intensivieren Waldbrandbekämpfung

Bad Schandau - Seit Tagen wüten Waldbrände in der Böhmischen und Sächsischen Schweiz. Trotz leichter Entspannung bleibt die Situation weiter ernst. Auch am Donnerstag hatten die Einsatzkräfte vor Ort alle Hände voll zu tun.

Blick aus einem Hubschrauber der Bundespolizei auf die Waldbrände bei Schmilka.
Blick aus einem Hubschrauber der Bundespolizei auf die Waldbrände bei Schmilka.  © Robert Michael/dpa

Drehender Wind aus Richtung Tschechien hat die Lage im Waldbrandgebiet im Nationalpark Sächsische Schweiz verschärft. Die Bekämpfung der Feuer ist aktuell darauf gerichtet, ein weiteres Übergreifen von Flammen aus dem Nachbarland zu verhindern, wie das Landratsamt Sächsische Schweiz-Osterzgebirge am Donnerstagmittag mitteilte.

"Die Einsatzkräfte geben dabei ihr Möglichstes, um die Feuer weiter einzudämmen." Die Entwicklung des Brandes bezeichnete das Landratsamt als dynamisch.

Am Mittag waren rund 340 Einsatzkräfte aus Feuerwehren des Landkreises Sächsische Schweiz-Osterzgebirge sowie aus weiteren Landkreisen vor Ort. Dutzende Kräfte von verschiedenen Hilfsorganisationen kümmern sich um die Logistik und Versorgung.

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Unterstützt werden die Einsatzkräfte von acht Löschhubschraubern, drei weiteren Maschinen für Aufklärungsflüge sowie zwei Wasserwerfern der Landespolizei. Ein Teilstück der Elbe ist nach Angaben des Landratsamtes zur Wasserentnahme durch Löschhubschrauber am Donnerstag noch bis 22 Uhr gesperrt.

Aktuell stehen den Angaben zufolge etwa 250 Hektar Waldfläche in Flammen.

Sachsen und Tschechien intensivieren gemeinsame Waldbrandbekämpfung

Einsatzwagen der Feuerwehr pumpen Wasser aus der Elbe.
Einsatzwagen der Feuerwehr pumpen Wasser aus der Elbe.  © Robert Michael/dpa

Sachsen und Tschechien intensivieren die gemeinsame Bekämpfung der Waldbrände in der Sächsischen Schweiz und im Nachbarland. Für einen länderübergreifenden Einsatz von Löschhubschraubern hätten sich beide Länder gegenseitig Überflugsrechte von bis zu 20 Kilometern über ihren Territorien eingeräumt, teilte Sachsens Innenminister Armin Schuster (CDU) am Donnerstag mit.

Damit könnten deutsche Piloten Wasser auch aus der Elbe in Tschechien aufnehmen. Über ein von der Nato freigegebenes geschlossenes Funkfrequenzband könnten Piloten aus beiden Ländern gemeinsam kommunizieren, womit sich die Einsätze besser aufeinander abstimmen ließen.

Schuster hatte sich nach Ministeriumsangaben am Donnerstag im tschechischen Grenzort Hrensko mit dem tschechischen Vize-Innenminister Jiří Nováček auf die gemeinsamen Maßnahmen verständigt. Dabei vereinbarten sie auch, dass Verbindungsbeamte aus beiden Ländern in den Krisenstäben der jeweiligen Nachbarregion mitarbeiten sollen.

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Tschechien lässt für die Löscharbeiten bereits mehr Wasser aus seinem System von Stauanlagen in die Elbe ab. Der Abfluss aus der sogenannten Moldau-Kaskade werde um 20 Kubikmeter Wasser pro Sekunde erhöht, teilte der tschechische Landwirtschaftsminister Zdenek Nekula am Donnerstag bei Twitter mit.

Pro Tag seien das mehr als 1,7 Millionen Kubikmeter Wasser zusätzlich. Die Moldau-Kaskade umfasst unter anderem die großen Stauseen Orlik und Lipno im Südwesten der Tschechischen Republik. Bei Melnik mündet die Moldau in die Elbe.

Sachsens Innenminister bedankt sich für die Arbeit der Einsatzkräfte

Armin Schuster hat sich auf Twitter bei den Einsatzkräften für ihren unermüdlichen Einsatz im Brandgebiet bedankt. Neben den Feuerwehrleuten am Boden seien besonders auch die Löschhubschrauber wichtig. Weit über 300.000 Liter Wasser wurden bisher durch den Bundespolizei-Flugdienst entleert.

Auch in den nächsten Tagen sind die Hubschrauber weiter zur Waldbrandbekämpfung in im Einsatz, twitterte die Bundespolizei am Nachmittag.

Waldexperte befürchtet nach Feuern Felsstürze in Sächsischer Schweiz

Am Donnerstagnachmittag sind weitere Hubschrauber mit Löschwasser-Außenlastbehältern unterwegs.
Am Donnerstagnachmittag sind weitere Hubschrauber mit Löschwasser-Außenlastbehältern unterwegs.  © Robert Michael/dpa

Ein Waldbrandexperte schließt nach den Feuern im Nationalpark Sächsische Schweiz Felsstürze nicht aus.

"Ich fürchte, dass die Brände im Elbsandsteingebirge zu dramatischer Bodenerosion und Felsstürzen führen. Da ist ja kaum Humus, die Bäume stehen auf Fels", sagte Michael Müller, Professor für Waldbau und Waldschutz an der Technischen Universität Dresden, den Zeitungen der Mediengruppe Bayern am Donnerstag.

Der Experte plädierte dafür, Waldbrände nicht in allen Gebieten immer zu löschen. In einem deutschen Nationalpark bremse jedes Feuer die natürliche Entwicklung um Jahrzehnte aus. Anders sehe die Lage in den Kiefernwäldern etwa in Brandenburg aus.

"Dort gibt es Flächen mit hoher Munitionsbelastung. Hier muss man sich entscheiden, ob man Brände löschen oder aufgeben und laufen lassen sollte."

Seit Tagen gibt es im Süden Brandenburgs und im Nationalpark Sächsische Schweiz Waldbrände. Hunderte Feuerwehrleute kämpfen bis zur Erschöpfung gegen die Flammen und werden von zahlreichen Löschhubschraubern unterstützt.

In Sachsen weiten sich die Feuer aus, in Brandenburg sind sie allerdings unter Kontrolle.

Feuer in Sächsischer Schweiz weiten sich aus

Sieben Hubschrauber kämpfen laut Innenminister auf sächsischer Seite gegen Glut und Flammen.
Sieben Hubschrauber kämpfen laut Innenminister auf sächsischer Seite gegen Glut und Flammen.  © Robert Michael/dpa

Eine Drehung der Windrichtung hat die Waldbrand-Lage in der Sächsischen Schweiz weiter verschärft. Das teilt der Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge am frühen Donnerstagnachmittag mit.

Weil der Wind jetzt aus östlicher Richtung weht, werde nun alles daran gesetzt, ein weiteres Entfachen von Feuern durch Funkenflug aus tschechischer Richtung zu verhindern. Derzeit sind rund 340 Feuerwehrleute und 30 Kräfte von THW und weiteren Hilfsorganisationen im Einsatz.

Dazu kommen neun Löschhubschrauber, zwei Aufklärungshubschrauber und Wasserwerfer der Polizei.

Es wird um Geldspenden für die Feuerwehren gebeten, die Stadt Bad Schandau hat ein Spendenkonto eingerichtet.

Mit Geld ist am meisten geholfen: Seit Tagen kommen freiwillige Helfer mit Sachspenden zum Bad Schandauer Gerätehaus um Wasser, Lebensmittel und andere Hilfsgüter abzugeben.

Jetzt muss die Gemeinde die Reißleine ziehen, denn es fehlt an Platz. Von privaten Sachspenden soll deshalb vorerst abgesehen werden.

Tschechien lässt für Löscharbeiten mehr Wasser für Elbe ab

Ein Hubschrauber der Bundespolizei nimmt mit einem Löschwasser-Außenlastbehälter aus der Elbe Wasser auf.
Ein Hubschrauber der Bundespolizei nimmt mit einem Löschwasser-Außenlastbehälter aus der Elbe Wasser auf.  © Robert Michael/dpa

Tschechien lässt mehr Wasser aus seinem System von Stauanlagen in die Elbe ab, um den Kampf gegen die Waldbrände in der Sächsischen und Böhmischen Schweiz zu unterstützen.

Der Abfluss aus der sogenannten Moldau-Kaskade werde um 20 Kubikmeter Wasser pro Sekunde erhöht, teilte der tschechische Landwirtschaftsminister Zdenek Nekula am Donnerstag bei Twitter mit. Pro Tag seien das mehr als 1,7 Millionen Kubikmeter Wasser zusätzlich.

Hintergrund ist, dass Hubschrauber sowohl auf deutscher als auch tschechischer Seite der Grenze Wasser aus der Elbe in Außenlastbehälter aufnehmen, um es später über den Flammen abzuwerfen. Dafür ist ein gewisser Mindestwasserstand in dem Fluss erforderlich.

Die Moldau-Kaskade umfasst unter anderem die großen Stauseen Orlik und Lipno im Südwesten der Tschechischen Republik. Bei Melnik mündet die Moldau in die Elbe.

Auch die Helikopter der Bundeswehr landeten am Donnerstag am Elbufer.
Auch die Helikopter der Bundeswehr landeten am Donnerstag am Elbufer.  © Robert Michael/dpa

Umweltminister Wolfram Günther spricht von historischer Katastrophe

Innenminister Armin Schuster (61, CDU, r.) und Umweltminister Wolfram Günther (49, Grüne, l.), äußerten sich zur Situation im Nationalpark Sächsische Schweiz.
Innenminister Armin Schuster (61, CDU, r.) und Umweltminister Wolfram Günther (49, Grüne, l.), äußerten sich zur Situation im Nationalpark Sächsische Schweiz.  © Robert Michael/dpa

Zudem verschafften sich Sachsens Innenminister Armin Schuster (61, CDU) und Umweltminister Wolfram Günther (49, Grüne) am Donnerstag vor Ort ein Bild der Lage.

Es gebe weiterhin kleine Ausbrüche, sagte Schuster in Bad Schandau. Derweil würden die Feuerwehrleute "über die Erschöpfungsgrenze und die eigene Sicherheit hinaus" gegen die Flammen ankämpfen.

Für die Bevölkerung sei es nun wichtig, sich an die Betretungsverbote der Wälder zu halten, um keine zusätzlichen Belastungen zu verursachen. Die Kirchen in Bad Schandau und Sebnitz bieten inzwischen außerdem Seelsorgegespräche für Betroffene an.

Auch die Landeshauptstadt Dresden hatte am Donnerstag bereits eine Allgemeinverfügung erlassen und die Regeln zum Betreten der örtlichen Wälder verschärft.

Umweltminister Günther sprach sogar von einer Katastrophe von historischem Ausmaß: "Seit Menschengedenken hat sowas hier noch nicht stattgefunden." Den Waldbrand sieht er klar als Folge des Klimawandels. Er wies jedoch Vermutungen zurück, wonach zu viel Totholz im Nationalpark das Feuer nähren würde.

Sachsens Innenminister Armin Schuster (61, CDU) steigt nach einem Rundflug über die Waldbrände im Nationalpark Sächsische Schweiz aus einem Polizeihubschrauber.
Sachsens Innenminister Armin Schuster (61, CDU) steigt nach einem Rundflug über die Waldbrände im Nationalpark Sächsische Schweiz aus einem Polizeihubschrauber.  © Robert Michael/dpa

Die Wälder sollen langfristig widerstandsfähiger gemacht werden

Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (56, Grüne) möchte Sachsen bei der Brandbekämpfung helfen.
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (56, Grüne) möchte Sachsen bei der Brandbekämpfung helfen.  © Fabian Sommer/dpa

Darüber hinaus sagten Bundesumweltministerin Steffi Lemke (54) und Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (56, beide Grüne) dem Freistaat Unterstützung zu.

"Wo ich die Länder bei der Bekämpfung unterstützen kann, werde ich das tun. Die Einsatzkräfte leisten hier schon Großartiges", erklärte Özdemir auch bezüglich des Großbrandes im Süden Brandenburgs gegenüber der Rheinischen Post.

Außerdem sei es entscheidend, die Wälder langfristig widerstandsfähiger zu machen. "Die Waldbrände sind gefährlich für uns Menschen, wenn sie Siedlungen bedrohen, die Luft verschmutzen und CO2 freisetzen. Zugleich zerstören sie ganze Ökosysteme und ihre Funktionen", so Lemke gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.

Demnach wolle das Bundesumweltministerium naturnahe Waldökosysteme aufbauen, um sie robuster gegen die Folgen der Klimakrise zu machen.

Waldbrände in Tschechien weitestgehend eingedämmt

Helikopter im Einsatz gegen die Flammen im tschechischen Nationalpark Böhmische Schweiz in Hrensko nahe der Grenze zu Sachsen.
Helikopter im Einsatz gegen die Flammen im tschechischen Nationalpark Böhmische Schweiz in Hrensko nahe der Grenze zu Sachsen.  © Robert Michael/dpa

Auch im Nationalpark Böhmische Schweiz auf tschechischer Seite wird am Donnerstag weiter gegen die Flammen gekämpft.

Dabei konnten die Brandherde weitgehend unter Kontrolle gebracht werden, wie CT24 berichtete. Demnach hofft der regionale Feuerwehr-Direktor Roman Vyskočil, dass die Brände über den Häusern oberhalb von Hrensko bald gelöscht werden können.

"Heute sind rund 80 Einheiten im Einsatz, etwa 450 Feuerwehrleute, sieben Hubschrauber und vier Flugzeuge", erklärte Vyskočil auf einer Pressekonferenz.

Zudem erwägt Tschechien nun offenbar doch, ein Zutrittsverbot für die Wälder der Böhmischen Schweiz auszusprechen. Laut CT24 will Umweltministerin Anna Hubáčková (64) im Laufe des Tages entscheiden, ob sie das Betreten des Nationalparks untersagen wird.

Landratsamt Sächsische Schweiz-Osterzgebirge verbietet Feuerwerke

Im betroffenen Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge wurde das Abbrennen von Feuerwerk verboten.

Eine entsprechende Allgemeinverfügung sei erlassen worden, teilte das Landratsamt in Pirna am Donnerstag mit. Das Verbot gilt für Kleinfeuerwerke wie zu Silvester ebenso wie professionelle Feuerwerke von Personen mit Fachkundenachweis.

Das Abbrennen von Feuerwerken könne zu einem unkontrollierten Funkenflug führen. Das Landratsamt verwies auf die seit Tagen wütenden Brände im Nationalpark Sächsische Schweiz und die anhaltende Trockenheit auch in anderen Regionen. Es gelte, Waldbrände hier zu vermeiden.

Kirchgemeinden Bad Schandau und Sebnitz-Hohnstein unterstützen Einsatzkräfte

Die Brände in ihrer Heimat sind für die Menschen in der Sächsischen Schweiz mit vielen Ängsten und Anstrengungen verbunden. Die Kirchgemeinden Bad Schandau und Sebnitz-Hohnstein bieten daher Gespräche und Seelsorge an, um das Leid zu mindern. Das Angebot gilt auch für alle Helfer.

"Sie kämpfen Tag und Nacht mit vollem Einsatz gegen das Feuer", brachte Pfarrer Matthias Große, Polizeiseelsorger in Dresden und Beauftragter für Notfallseelsorge, seinen Respekt zum Ausdruck.

Originalmeldung von 7.31 Uhr, zuletzt aktualisiert 23.36 Uhr

Titelfoto: Robert Michael/dpa

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