Steinmeier nennt RAF-Terroristin eine "große Frau der Weltgeschichte" - die AfD ist empört

Berlin - Gudrun Ensslin (1940 - 1977) war eine Mitbegründerin der Terrorgruppe RAF und eine verurteilte Mörderin. Von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (66, SPD) wurde sie nun in einer Liste von "großen Frauen der Weltgeschichte" genannt - das sorgte für Kritik und er musste sich dafür entschuldigen.

Frank-Walter Steinmeier (66, SPD) ist erst vor Kurzem zum zweiten Mal zum deutschen Bundespräsidenten gewählt worden, aktuell steht er allerdings in der Kritik.
Frank-Walter Steinmeier (66, SPD) ist erst vor Kurzem zum zweiten Mal zum deutschen Bundespräsidenten gewählt worden, aktuell steht er allerdings in der Kritik.  © Bernd von Jutrczenka/dpa

Das Ganze begann mit dem 80. Geburtstag der deutschen Regisseurin Margarethe von Trotta am 21. Februar 2022. Ihr zu Ehren schrieb der Bundespräsident ein Glückwunschschreiben, in dem er ihr beeindruckendes Lebenswerk lobte.

Darin schrieb er unter anderem, dass von Trotta mit ihrer "eigenen Handschrift neue Sichtweisen, insbesondere auf große Frauen der Weltgeschichte" ermöglicht habe.

Und wer gehörte für den SPD-Politiker zu diesen Frauen? Neben der Kommunistenführerin Rosa Luxemburg (†1919) und der jüdischen Schriftstellerin Hannah Arendt (†1975) nannte Steinmeier auch ausdrücklich den Namen Gudrun Ensslin, um die es in dem Film "Die bleierne Zeit" aus dem Jahr 1981 geht.

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Bekanntermaßen war Ensslin allerdings eine verurteilte Linksterroristin, die in den Siebziger- und Achtzigerjahren mit der ersten Generation der Roten Armee Fraktion Morde, Banküberfälle und Bombenanschläge verübt hatte.

Ihren Namen in einer Reihe von "großen Frauen der Weltgeschichte" zu erwähnen, war für viele also sehr unpassend - unter anderem für Julian Reichelt (41). Der ehemalige Chefredakteur der "Bild", der im vergangenen Oktober unter anderem wegen Vorwürfen des Machtmissbrauchs seinen Job verloren hatte, veröffentlichte am gestrigen Donnerstag einen Tweet über Steinmeiers Worte.

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Beatrix von Storch (50, AfD) glaubt, dass Frank-Walter Steinmeier eine "Vorliebe für Linksextremisten" habe.
Beatrix von Storch (50, AfD) glaubt, dass Frank-Walter Steinmeier eine "Vorliebe für Linksextremisten" habe.  © Moritz Frankenberg/dpa

Auch Beatrix von Storch (50), die stellvertretende Bundessprecherin der AfD, reagierte empört und fragte, ob das deutsche Staatsoberhaupt an Geschichtsvergessenheit oder an "intellektueller Limitierung" leiden würde. Mit anderen Worten nannte sie Steinmeier also potenziell dumm.

Wie der "Spiegel" berichtet, konnte die Sache allerdings schon aufgeklärt werden. Anna Engelke (53), die Sprecherin des deutschen Bundespräsidenten, erklärte zu der Nennung von Gudrun Ensslin in dem Glückwunschreiben: "Das ist ganz klar ein Fehler. Eine verurteilte Mörderin gehört nicht in diese Reihe."

Außerdem hieß es: "Wir entschuldigen uns und werden das Glückwunschschreiben korrigieren." Mittlerweile ist das Schreiben an die Regisseurin von Trotta von der Website des Bundespräsidialamtes gelöscht worden.

Titelfoto: Bernd von Jutrczenka/dpa

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