Benedikt XVI.: So reagiert Deutschland auf den Tod des ehemaligen deutschen Papstes

Rom - Nach einem mehrtägigen Aufenthalt in einem Krankenhaus ist der emeritierte deutsche Papst Benedikt XVI. am heutigen Samstag im Alter von 95 Jahren gestorben. So reagiert die Welt auf diesen Verlust.

Der emeritierte deutsche Papst Benedikt XVI. erlag am heutigen Samstag in einem Krankenhaus seinen mehrtägigen Leiden.
Der emeritierte deutsche Papst Benedikt XVI. erlag am heutigen Samstag in einem Krankenhaus seinen mehrtägigen Leiden.  © dpa/AP/Markus Schreiber

Der Bischof des Bistums Dresden-Meißen, Heinrich Timmerevers (70), hat den verstorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI. als Brückenbauer gewürdigt: "Nach meiner Einschätzung gehört er zu den brillantesten theologischen Lehrern, die die Nachfolge auf dem Stuhl des Heiligen Petrus angetreten haben", sagte der katholische Bischof am Samstag.

Timmerevers wird zur Jahresschlussandacht an Silvester um 16 Uhr in der Kathedrale Dresden des verstorbenen Papstes in besonderer Weise gedenken.

Indes hat Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (55, CSU) eine dreitägige Trauerbeflaggung angeordnet. Sie gelte an allen staatlichen Dienstgebäuden im Freistaat vom heutigen Samstag bis 2. Januar 2023, teilte die Staatskanzlei mit.

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Gemeinden, Landkreise und Bezirke sowie die übrigen Körperschaften, Anstalten und Stiftungen des öffentlichen Rechts seien gebeten, in gleicher Weise zu verfahren.

Heinrich Timmerevers (70) trauert um Benedikt.
Heinrich Timmerevers (70) trauert um Benedikt.  © Eric Münch
Der emeritierte Papst Benedikt XVI. (†95, r.) empfing Markus Söder (55, CSU) im Jahr 2018.
Der emeritierte Papst Benedikt XVI. (†95, r.) empfing Markus Söder (55, CSU) im Jahr 2018.  © dpa/Daniel Karmann

Das sagen Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Kanzler Olaf Scholz

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (66, SPD, l.) und Bundeskanzler Olaf Scholz (64, SPD) gedenken des verstorbenen emeritierten Papstes.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (66, SPD, l.) und Bundeskanzler Olaf Scholz (64, SPD) gedenken des verstorbenen emeritierten Papstes.  © dpa/Martin Schutt

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (66, SPD) hat den verstorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI. als Mittler zwischen den Religionen gewürdigt. "Die Einheit der Christenheit und der Dialog der Religionen, das Miteinander von Religion und Gesellschaft lagen ihm besonders am Herzen. Er suchte das Gespräch mit Juden und Muslimen sowie allen christlichen Konfessionen weltweit", schrieb Steinmeier am Samstag.

Schon im Wirken des Professors Joseph Ratzinger habe sich hohe theologische und philosophische Bildung mit verständlicher Sprache verbunden. "Deswegen fanden viele Menschen, nicht nur Katholiken, in seinen Schriften und Ansprachen klare Orientierung. Er hat sich dem Suchen und Fragen der Menschen gestellt", so der Bundespräsident.

Spätestens als Präfekt der Glaubenskongregation sei er mit dem bedrückenden Problem des weltweiten sexuellen Missbrauchs und dessen systematischer Vertuschung konfrontiert gewesen. "Hier war er besonders in der Verantwortung. Benedikt wusste um das große Leid der Opfer und den immensen Schaden für die Glaubwürdigkeit der Kirche."

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Benedikt habe sich zum Amtsverzicht in dem Moment entschieden, in dem er gewiss war, sein Amt nicht mehr mit der nötigen Kraft ausführen zu können. "Das war eine unerwartete kirchengeschichtliche Zäsur", schrieb der Bundespräsident, der am Samstag zu einer Reise nach Brasilien aufgebrochen war.

Mit dem Tod des emeritierten Papstes Benedikt XVI. verliert die Welt nach den Worten von Bundeskanzler Olaf Scholz (64, SPD) einen klugen Theologen. "Als 'deutscher' Papst war Benedikt XVI. für viele nicht nur hierzulande ein besonderer Kirchenführer", schrieb der Politiker am Samstag auf Twitter.

"Die Welt verliert eine prägende Figur der katholischen Kirche, eine streitbare Persönlichkeit und einen klugen Theologen. Meine Gedanken sind bei Papst Franziskus."

Leiter des Benedikt-Geburtshauses: "Bis zuletzt Güte ausgestrahlt"

Franz Haringer ist der theologische Leiter des Geburtshauses von Benedikt XVI.
Franz Haringer ist der theologische Leiter des Geburtshauses von Benedikt XVI.  © dpa/Armin Weigel

Der theologische Leiter des Geburtshauses von Benedikt XVI. in Marktl am Inn, Franz Haringer, hat auf die theologischen Leistungen und die tiefe Gläubigkeit des gestorbenen emeritierten Papstes verwiesen. "Dankbar erinnern wir uns zurück an sein Wirken als Professor der Theologie, als Bischof, Kardinal und Papst", schrieb Haringer am Samstag.

"Auch in den Jahren nach seinem Rücktritt vom Petrusdienst hat er seine Gebete und sein Denken in den Dienst der Kirche gestellt." Nun sei sein langer irdischer Lebensweg zu Ende gegangen.

Bis zuletzt habe Benedikt XVI. Güte und Gelassenheit ausgestrahlt. Sein Leben sei vielfach anders verlaufen, als er es geplant hatte. "Doch der akademische Lehrer hat sich auch als Hirte in Dienst nehmen lassen."

In seinem Geburtshaus in Marktl am Inn bleibe es weiterhin die ehrenvolle Aufgabe, seinen Lebensweg und sein theologisches Vermächtnis zu bewahren, schrieb Haringer.

"Ich bin überzeugt, dass sein Leben, Glauben und Denken für die Gläubigen wie für alle fragenden Menschen auch in Zukunft eine Vielzahl von Impulsen bereithält."

Benedikt XVI. "prägte die Kirche von heute auf prophetische Weise"

Rainer Maria Woelki (66) sah in Benedikt als "tiefen geistlichen Denker".
Rainer Maria Woelki (66) sah in Benedikt als "tiefen geistlichen Denker".  © dpa/Roberto Pfeil

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki (66) hat Benedikt XVI. als "tiefen geistlichen Denker" gewürdigt. "Seine Theologie hat ungezählte Menschen in ihrem Glauben geprägt und bestärkt - genauso wie die Demut und der Mut, mit denen er all seine Ämter ausfüllte", sagte Woelki nach einer Mitteilung des Erzbistums.

Dabei sei sein Lebensweg eng mit den großen kirchlichen Ereignissen der Zeit verknüpft gewesen. "Dabei prägte er die Kirche von heute auf prophetische Weise", so Woelki.

Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck (58) bezeichnete Benedikt als "großen Theologen" und "Mann größten Wissens".

Der Bischof von Münster, Felix Genn (72), teilte mit, Benedikt sei für seine theologische Entwicklung von größter Bedeutung gewesen. "Sicher wird auch die eine oder andere Seite seines Wirkens kritisch in den Blick genommen."

Kardinal Reinhard Marx (69) hat mit großer Trauer auf die Nachricht vom Tod des emeritierten Papstes reagiert. "Benedikt XVI. war ein großer Papst, der sein Hirtenamt stets mit Freimut und starkem Glauben ausübte", sagte der Erzbischof von München und Freising am Samstag.

"Als Theologe prägte und prägt er die Kirche lange und nachhaltig."

Vorsitzender der Bischofskonferenz: "Papst Benedikt hat die Stimme des Evangeliums hörbar gemacht"

Georg Bätzing (61) bezeichnete den verstorbenen ehemaligen Papst als "beeindruckenden Theologen und erfahrenen Hirten".
Georg Bätzing (61) bezeichnete den verstorbenen ehemaligen Papst als "beeindruckenden Theologen und erfahrenen Hirten".  © DPA/Arne Dedert

Für den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing (61), war der verstorbene Papst Benedikt XVI. "ein beeindruckender Theologe und erfahrener Hirte".

Die Katholiken trauerten um eine Persönlichkeit, die der Kirche auch in schwierigen Zeiten Hoffnung und Richtung vermittelt habe, teilte der Limburger Bischof der Deutschen Presse-Agentur mit.

"Papst Benedikt hat die Stimme des Evangeliums - gelegen oder ungelegen - hörbar gemacht." Mit hohem Respekt denke er an Benedikts mutige Rücktrittentscheidung 2013 zurück.

Der Passauer Bischof Stefan Oster (57) hat Benedikt als "einen der größten und wichtigsten Theologen des 20. und 21. Jahrhunderts" gewürdigt. Er sei Zeitzeuge der Geschichte der Kirche der vergangenen Jahrzehnte und vor allem einer der letzten Zeitzeugen des II. Vatikanischen Konzils, das er entscheidend mitgeprägt habe.

Oster bezeichnete Benedikt in einem am Samstag verbreiteten Nachruf als "großen Sohn unserer Heimat und unseres Bistums", er sei ein "Denker mit dem Herzen" gewesen.

Bischof Stefan Oster (57) traf Benedikt im Jahr 2017 im Kloster "Mater Ecclesiae".
Bischof Stefan Oster (57) traf Benedikt im Jahr 2017 im Kloster "Mater Ecclesiae".  © dpa/Bistum Passau

Der emeritierte Papst habe auch immer wieder überrascht, so Bischof Oster, etwa "mit seinem Umgang mit eigenen Fehlern oder Fehleinschätzungen und den Wunden der Kirche, mit seiner Fähigkeit zum echten Dialog".

Sein Rücktritt habe gezeigt, wie wenig er an der Macht gehangen habe und wie sehr ihm am guten Fortkommen der Kirche gelegen habe.

Titelfoto: dpa/AP/Markus Schreiber

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