Flugbegleiter wehren sich gegen Abschiebungen: "Wir sind keine Vollzugsbeamten"
Frankfurt (Main) - Die Unabhängige Flugbegleiter Organisation UFO fordert ein Ende von Abschiebungen auf zivilen Linienflügen. Laut der Gewerkschaft sollen Rückführungen künftig ausschließlich durch staatliches Personal mit eigenen Transportmitteln erfolgen. Grund dafür seien erhebliche sicherheitsrelevante, psychische und ethnische Belastungen, denen das Personal, die Ausreisepflichtigen und andere Passagiere bei solchen Einsätzen ausgesetzt sind.

"Flugbegleiter sind keine Vollzugsbeamten", erklärt Joachim Vázquez Bürger, Vorstandsvorsitzender von UFO, in einer Pressemitteilung. "Unsere Aufgabe ist es, für die Sicherheit und das Wohlbefinden aller Passagiere zu sorgen – und nicht der Vollstreckung von Zwangsmaßnahmen beizuwohnen."
Die Verantwortung für Abschiebungen liege alleine beim Staat. Somit müsse dieser die Zwangsmaßnahmen mit eigenem, geschultem Personal durchführen und dürfe diese Aufgabe nicht auf zivile Airlines auslagern, fordert der Vorsitzende im Namen seiner über 10.000 Mitglieder.
Laut Bundesregierung fanden im ersten Halbjahr 2025 über 10.000 Abschiebungen per Flugzeug statt.
Zwar heben immer wieder einzelne Charterflüge ab, die ausschließlich mit abzuschiebenden Personen besetzt sind, die Mehrheit findet jedoch in zivilen Linienflügen statt. Dabei werden die ausreisepflichtigen Personen zumeist von Bundespolizisten begleitet. Trotzdem kommt es laut der Gewerkschaft immer wieder zu teils gefährlichen Zwischenfällen.

Psychische Belastungen und Gewissensbisse

Da viele Menschen gegen ihren Willen abgeschoben werden, handelt es sich für sie wie auch für die Flugbegleiter und andere Passagiere deswegen fast immer um psychische Ausnahmesituationen.
So sind laut Bundesregierung allein im ersten Halbjahr 2025 bei 813 Abschiebungen "Hilfsmittel der körperlichen Gewalt" eingesetzt worden – im Schnitt also mehr als viermal pro Tag. Immer wieder kommt es zu Widerstandshandlungen, Fluchtversuchen und Selbstverletzungen bis hin zu Selbstmordversuchen.
"Die Tätigkeit von Flugbegleitenden ist primär durch die Gewährleistung der Sicherheit an Bord geprägt", stellt die Gewerkschaft klar. Der Transport von gegen ihren Willen reisenden Personen laufe dem diametral entgegen.
"Wir haben zahlreiche Berichte von Kollegen, die nach solchen Flügen psychisch belastet waren oder Angst haben, erneut in eine solche Situation zu geraten", sagt der Vorstandsvorsitzende Bürger. Wer sich aus Gewissensgründen weigere, an einem Abschiebeflug teilzunehmen, dürfe daraus zudem keine arbeitsrechtlichen Nachteile erleiden.
Die Flugbegleitergewerkschaft UFO fordert die Bundesregierung daher auf, die gesetzlichen Rahmenbedingungen so anzupassen, dass Rückführungen aus Deutschland heraus ausschließlich durch staatliches Personal mit eigenen Transportmitteln durchgeführt werden dürfen.
Titelfoto: Andreas Arnold/dpa