Angorapullis: Kuschelig durch den Winter oder grausame Tierquälerei?

Hamburg - Die Temperaturen sinken, die Menschen greifen wieder auf Wollmützen, -pullis und -schals zurück. Da dürfen natürlich auch die kuscheligen Angorawollteile nicht fehlen. Oder vielleicht doch?

Die Wolle der Angorakaninchen hält leider nicht nur die Tiere warm. (Symbolbild)
Die Wolle der Angorakaninchen hält leider nicht nur die Tiere warm. (Symbolbild)  © Waltraud Grubitzsch/dpa

Der Hamburger Tierschutzverein (HTV) bat jetzt seine rund 28.000 Facebook-Follower eindringlich darum, auf den Kauf von Angora-Produkten zu verzichten.

Zwar wird den Häschen für die Produktion - laut HTV und Tierschutzbund findet diese zu rund 95 Prozent in China statt - wohl nicht wortwörtlich das Fell über die Ohren gezogen, aber auch das Scheren und Rupfen des Fells sei eine Quälerei.

Auch die Haltungsbedingungen in kleinen Einzelkäfigen ohne Einstreu und auf Drahtböden, durch die sich die Kaninchen verletzen können, seien problematisch.

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Unter diesen Bedingungen würden die Tiere gerade einmal vier Jahre alt, heißt es weiter.

Nach Angaben des Tierschutzbundes werden die Kaninchen ab einem Alter von sechs bis acht Wochen zur Wollgewinnung drei- bis viermal im Jahr geschoren oder gerupft. Letzteres sei besonders schmerzhaft. Aber auch die Schur sei mit Stress, Verletzungen und einer großen Belastung für die Tiere verbunden.

"Nach der Schur fehlt den Tieren ihr Wärmeschutz. Der Temperaturschock und der Stress können zu akuten Krankheiten oder zum Tod führen."

Tierschutzbund fordert das Aus für kommerzielle Nutzung

Ein weiterer Punkt: Angorakaninchen zählen zu den Qualzuchten, heißt es weiter, "da das Fell der Tiere durch die extreme Zucht auf das lange Wachstum hin verändert wurde und sie es alleine nicht mehr sauber halten und pflegen können."

Der Tierschutzbund fordert in seiner Mitteilung, dass Angorakaninchen nur dann Wolle entnommen werden darf, wenn die Tiere "artgemäß und verhaltensgerecht" gehalten werden. Da das aber unter "profitorientierten Bedingungen" nicht möglich sei, müsse auf die kommerzielle Nutzung von Angorakaninchen verzichtet werden.

Der größte europäische Angorawolle-Produzent sei Frankreich. H&M und C&A kündigten in der Vergangenheit an, keine Kleidungsstücke aus Angorawolle mehr produzieren zu lassen. In ihren Online-Shops waren zuletzt keine Produkte aus Angorawolle zu finden.

Titelfoto: Waltraud Grubitzsch/dpa

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