Sachsens Spürhunde in der Kritik: "Das ist kein Beweismittel, das ist Humbug!"

Leipzig - Seit einigen Jahre werden in der Kriminalarbeit in Sachsen sogenannte "Mantrailer" eingesetzt - Spürhunde, die bei der Suche nach Personen helfen, etwa Vermisste oder Tatverdächtige aufspüren sollen. Auch wenn die vierbeinigen Polizisten schon einige Erfolge feiern konnten, gelten sie in Fachkreisen als umstritten. Eine neue Folge "Exakt - Die Story" beleuchtet die Kritik an den Fellnasen in Uniform.

Sachsens Polizei greift bei einigen Straftaten gerne auf die Talente der Spürhunde zurück. Das Vorgehen gilt als umstritten.
Sachsens Polizei greift bei einigen Straftaten gerne auf die Talente der Spürhunde zurück. Das Vorgehen gilt als umstritten.  © Hendrik Schmidt/dpa

Unter anderem wurde die "Wunderwaffe" Spürhund im Fall der seit 2015 vermissten Inga aus dem Landkreis Stendal eingesetzt.

Eine private "Mantrailerin" verfolgte die Spur des fünf Jahre alten Mädchens von ihrem Zuhause in Wilhelmshof über Leipzig nach Tschechien und schließlich bis an die österreichische Grenze. Für den Einsatz soll die "Mantrailerin" knapp 41.000 Euro vom Land Sachsen-Anhalt bekommen haben.

Pikant: Die Hundeführerin soll vorab Akteneinsicht bekommen und unter anderem gewusst haben, dass es einen Tatverdächtigen in Österreich gegeben hatte.

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Hatte die "Mantrailerin" also nur aufgrund ihres Hintergrundwissens behauptet, eine entsprechende Spur gefunden zu haben?

Gutachter sprachen sich gegen Indiz "Hund" im Prozess aus

Nach dem Einbruch ins Grüne Gewölbe in Dresden kamen Spürhunde zum Einsatz - zum Teil erst 1,5 Jahre nach der Tat. (Archiv)
Nach dem Einbruch ins Grüne Gewölbe in Dresden kamen Spürhunde zum Einsatz - zum Teil erst 1,5 Jahre nach der Tat. (Archiv)  © Steffen Füssel

Auch nach dem Einbruch ins Grüne Gewölbe in Dresden 2019 waren Spürhunde im Einsatz, um nachzuweisen, dass zwei Tatverdächtige am Tatort gewesen sind.

Vor Gericht sollte die gefundene Spur dann als Beweis gelten - Gutachter lehnten das Indiz "Hund" jedoch ab. Die späteren Geständnisse der Angeklagten im Fall Grünes Gewölbe belegten dann auch, dass die Hunde auf der falschen Fährte waren.

Unter anderem hatte einer der Hunde seinen Führer einen Gehweg entlang zum Tatort geführt - dort war zum Zeitpunkt der Tat allerdings eine Baustelle, das heißt, die Tatverdächtigen hätten damals auf jeden Fall nicht dort entlanggegangen sein können.

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Der Anwalt Andreas Boine war im Zuge des Prozesses rund um das Grüne Gewölbe in Dresden als Verteidiger eines Angeklagten im Einsatz. "Ich war noch nie so erschüttert darüber, dass man ein solches Indiz in den Gerichtssaal bringt. Das ist kein Beweismittel, das ist Humbug, das ist kriminalistische Esoterik!", wetterte Boine im Interview mit dem "Exakt - Die Story"-Team.

Auch Wissenschaftler haben sich bereits mit dem Phänomen "Mantrailing" beschäftigt. Wie lange sich menschliche Gerüche tatsächlich in der Luft halten und was man daher tatsächlich von den Spürhunden erwarten kann, seht Ihr am Mittwochabend um 20.45 Uhr im MDR oder schon vorab in der Mediathek.

Titelfoto: fotojump

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