Igel in Not: Warum so viele junge Tiere derzeit zu Rettungsstationen gebracht werden

Von Birgit Reichert

Nierstein/Saarburg/Bobenheim-Roxheim - Viele junge Igel werden derzeit zu Rettungsstationen gebracht. Es handele sich um ganz kleine Tiere, die 100 bis 150 Gramm wögen, und die ohne Mutter unterwegs seien, sagte Björn Wolfmüller vom Verein Igelfreunde Rhein-Pfalz in Bobenheim-Roxheim.

Sie müssten aufgepäppelt werden, weil sie so zu schwach seien, um den Winterschlaf zu überstehen.

"Katastrophal", sagt die Vorsitzende der Igelhilfe "Rheinhessen - Hedgehogs and more", Christine Förster, in Nierstein (Kreis Mainz-Bingen). "Wir müssen unseren Höchstbestand von 40 Igeln fast durchgehend ausreizen und mehrere Tiere am Tag ablehnen, weil wir nicht mehr die Kapazitäten haben."

Sie bekomme Anfragen aus einem immer größeren Einzugsgebiet. "Wir sind am Ende der Kräfte und sehen kein Licht am Ende des Tunnels."

Die Rettungsstationen für Igel sind an die Grenzen ihrer Kapazitäten gelangt. (Archivbild)  © Robert Michael/dpa

Was sind Gründe für Igel in Not?

Nach Angaben des Deutschen Tierschutzbundes finden immer weniger Igel ausreichend Nahrung, um sich auf den Winterschlaf vorzubereiten. "Straßenverkehr, der Verlust von Straßenräumen und der Rückgang der Insekten durch Pestizide treffen den Igel besonders hart", teilte der Leiter des Referats Wildtiere, James Brückner, mit.

Zudem würden viele Igel im Spätsommer geboren. Für die Jungtiere reicht die Zeit bis zum Winter dann oftmals nicht, sich genug Fettreserven für den Winterschlaf anzulegen.

Die kleinen Igel können sich häufig nicht genug Fettreserven für den Winterschlaf anfressen und müssen aufgepäppelt werden. (Archivbild)  © Claudia Buse/dpa

Werden auch mehr verletzte Igel gebracht?

Ja, sagt der Leiter des Wildtierzentrums Saarburg bei Trier, Jürgen Meyer. Die Unfallquellen hätten zugenommen: Die Tiere blieben in Netzen von Heuballen hängen, müssten aus Zäunen befreit werden oder würden von Mährobotern verletzt.

Gerade habe er einen Igel gehabt, bei dem die Nase abgetrennt war - vermutlich durch einen Mähroboter. Das Tier musste eingeschläfert werden. Im Saarburger Zentrum werden aktuell drei verletzte Igel betreut.

Laut Deutschem Tierschutzbund ist der Straßenverkehr eine der größten Gefahren: "Jedes Jahr sterben so Hunderttausenden Igel", teilte er mit.

Was können Gartenbesitzer für Igel tun?

Die Tierschützer empfehlen, im Garten Laub- oder Reisighaufen auch mal liegen zu lassen, um den Igeln mehr Lebensraum zu bieten. (Symbolbild)  © 123rf/encierro

Gärten wieder naturnaher machen, sagte Wolfmüller und nannte als Beispiele: Laub- und Reisighaufen liegen lassen und weniger im Garten arbeiten.

Sinnvoll sei es auch, kleine Durchgänge in Zäunen zu schaffen. Der Tierschutzbund empfiehlt: "Wer auf Mähroboter verzichtet, schützt Tiere, die auf der Suche nach Nahrung über den Rasen laufen."

Wenn man einen kleinen Igel über einen längeren Zeitraum im Garten herumlaufen sehe, ihn wiege und er habe unter 300 Gramm - dann sei das zu dieser Jahreszeit ein Indikator, um einzuschreiten, sagte Wolfmüller.

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Zuerst sollte man das Tier in einer hohen Box sichern und ins Haus holen. Und dann Kontakt aufnehmen mit einer Auffangstation, um das weitere Vorgehen abzusprechen.

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