Lästig, gefährlich, wichtig: Deutsche Insekten-Forscher verzeichnen immer mehr Mücken-Arten

Leipzig/Köckte - Während des aktuellen, feuchtwarmen Sommers hat wohl ein jeder schon Erfahrungen mit vermeintlich nervigen Stechmücken gemacht. Statt den Tieren mit einer Fliegenklatsche zu Leibe zu rücken, haben andere eine wahre Sammlerleidenschaft für die winzigen Insekten entdeckt - und das für einen guten Zweck.

Stechmücken wie diese sind wichtig für das Ökosystem. Einige Arten können aber auch für den Menschen gefährliche Krankheiten übertragen.
Stechmücken wie diese sind wichtig für das Ökosystem. Einige Arten können aber auch für den Menschen gefährliche Krankheiten übertragen.  © Patrick Pleul/dpa

Silvia und Heinz-Dieter Kusian aus Köckte in Sachsen-Anhalt etwa sind freiwillige Mückenjäger im Dienste des sogenannten Mückenatlas. Im Interview mit der "MDR Umschau" erzählten sie, wie sie zu ihrem kuriosen Hobby kamen.

"Es ist sehr interessant zu sehen, wie viele unterschiedlichen Mücken-Arten es hier in der Umgebung gibt. Alleine in den letzten Monaten waren es über 50", so Heinz-Dieter.

Mit seiner Frau fängt er die Stechmücken auf seinem Grundstück ein, schockfrostet sie in seinem Tiefkühlfach und sendet sie dann an das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF).

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Dort werden die mit dem Auge kaum zu unterscheidbaren Insekten unter dem Mikroskop untersucht, registriert und schließlich auf einer Karte erfasst. Fast 35.000 Einsendungen mit mehr als 200.000 Stechmücken gab es seit der Eröffnung der Internet-Plattform in 2012.

Mit dem Projekt sollen die deutschen Mückenforscher unterstützt werden, die mithilfe des Mückenatlas mehr über das Vorkommen, die Verbreitung und die Biologie der verschiedenen Arten in Deutschland erfahren wollen und vor allem auch invasive Arten im Blick zu behalten.

Diverse Mückenarten sind wichtig für deutsches Ökosystem

Die von den freiwilligen Mückenforschern eingefangenen Insekten werden unter dem Mikroskop untersucht, erfasst und dann in den Atlas eingetragen.
Die von den freiwilligen Mückenforschern eingefangenen Insekten werden unter dem Mikroskop untersucht, erfasst und dann in den Atlas eingetragen.  © Uwe Anspach/dpa

Letztere, wie zum Beispiel die Asiatische Buschmücke oder die Asiatische Tigermücke, können unter anderem Krankheitserreger übertragen.

So hat sich zum Beispiel 2020 ein Mann aus Sachsen mit dem durch die Tigermücke übertragbaren West-Nil-Virus (WNV) angesteckt, 2006 sorgte die sogenannte Blauzungenkrankheit unter Landwirten für Aufruhr, da der ebenfalls durch Mücken übertragbare Virus die Tierbestände gefährdete.

"Der Mückenatlas fungiert als Frühwarnsystem, alle Nachweise für invasive Arten, die sich länger etabliert haben, sind über den Atlas hereingekommen", unterstreicht Entomologin Doktor Doreen Wagner die Relevanz des Projekts. Gleichzeitig bricht sie auch eine Lanze für ihre Schützlinge.

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"Nach zwei sehr trockenen Jahren gibt es durch die vielen Regengüsse endlich wieder mehr Mücken-Arten. Diese sind wiederum für andere Tierarten essenziell, weil sie etwa vielen Vogelarten als Nahrung dienen. Auch viele Pflanzen-Arten werden durch Mücken bestäubt!", so die Forscherin.

Den gesamten Beitrag findet Ihr in der MDR-Mediathek. Mehr Infos zum Mückenatlas und wie man sich daran beteiligen kann, findet Ihr auf mueckenatlas.com.

Titelfoto: Patrick Pleul/dpa

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