Qualvoller Tod lauert im hohen Gras: Rehkitz-Retter kämpfen um jedes Leben

Waldrach/Gensingen - In den frühen Morgenstunden, wenn der Tau noch auf den Wiesen glitzert, beginnt für die Kitzretter von Rheinland-Pfalz der Arbeitstag. Ihr täglicher Auftrag: die Rettung kleiner, hilfloser Reh-Babys, die ohne Hilfe dem sicheren Tod ausgeliefert wären.

Ein Rehkitz wird von Rettern in einen Korb gelegt. Damit wurde es vor dem sicheren Tod durch einen Mähdrescher gerettet.
Ein Rehkitz wird von Rettern in einen Korb gelegt. Damit wurde es vor dem sicheren Tod durch einen Mähdrescher gerettet.  © Uwe Anspach/dpa

Ausgerüstet mit Drohnen und Wärmebildkameras durchkämmen sie Wiesenfläche um Wiesenfläche - immer auf der Suche nach den gut getarnten Jungtieren, die in den hohen Gräsern Schutz suchen. "Es ist jedes Mal ein unbeschreibliches Glücksgefühl, wenn wir ein Kitz rechtzeitig finden", erzählt Kirsten Gillert, Leiterin der Rehkitzrettung im Hegering Ruwer.

Mit speziellen Handschuhen und Grasbüscheln als Schutz vor menschlichem Geruch transportieren die Helfer die gefundenen Kitze in sichere Rettungsboxen. Denn der Geruch des Menschen könnte dazu führen, dass die Mutter ihr Junges später ablehnt.

"Die Mähdrescher sind für die Kitze ein sicheres Todesurteil", erklärt Gillert. Im schlimmsten Fall würden ihnen nur die Beine abgeschlagen, und sie sterben qualvoll. Seit Anfang Mai sind die Teams des Landesjagdverbandes (LJV) Rheinland-Pfalz im Dauereinsatz.

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Die Technik macht's möglich: Wärmebildkameras an Drohnen spüren die gut getarnten Kitze selbst im dichtesten Gras auf. Die Erfolgszahlen sprechen für sich: Im vergangenen Jahr konnten landesweit etwa 7000 Kitze gerettet werden - Tendenz steigend.

Unterstützung kommt nun auch vom Bund: Mit einer auf 2,5 Millionen Euro erhöhten Förderung können weitere Drohnen angeschafft werden. Für die Retter ist jeder Einsatz ein kleines Abenteuer.

Mähdrescher bedeuten den sicheren Tod für hilflose Rehkitze: Muttertiere zeigen oftmals Dankbarkeit

Mähdrescher können zu einer lebensgefährlichen Bedrohung für kleinere Tiere werden.
Mähdrescher können zu einer lebensgefährlichen Bedrohung für kleinere Tiere werden.  © Birgit Reichert/dpa

"Manchmal holt die Ricke ihr Kitz sogar selbst aus der Rettungsbox", erzählt Helfer Wolfgang Romann. Die Muttertiere blieben stets in der Nähe und kommunizierten mit charakteristischen Bellgeräuschen.

Was die Ehrenamtlichen antreibt? Ein Leben zu retten, sei Mal für Mal ein unbeschreiblich schönes Gefühl, so einer der Helfer.

Und so starten sie Woche für Woche bei Sonnenaufgang zu ihren Rettungsmissionen - ausgerüstet mit modernster Technik und viel Herzblut.

Titelfoto: Uwe Anspach/dpa

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