Alles für die Kuh: Wie schlafen die Tiere im Stall am besten?

Bad Sassendorf/NRW - Wenn man 600 bis 800 Kilogramm auf die Waage bringt und 12 bis 14 Stunden täglich liegt, muss die Matratze schon ordentlich sein. Auch für Kühe.

Die Kühe in der Landwirtschaft haben hohe Ansprüche.
Die Kühe in der Landwirtschaft haben hohe Ansprüche.  © Friso Gentsch/dpa

Auch Kühe brauchen Ruhe und Erholung, um fit und leistungsfähig zu bleiben, also um kräftig Milch produzieren zu können, wie die Landwirtschaftskammer NRW betont.

Aber: Kühe legen sich nicht einfach irgendwo ab. Sie stellen Ansprüche an ihre Liegebox. Östlich von Dortmund wird im Versuchs- und Bildungszentrum Landwirtschaft - im "Haus Düsse" - daher auch zum Liegekomfort geforscht.

Das Neueste in Zeiten des Klimawandels ist eine kühlende Wasserbett-Variante.

Forscher beobachten erstmals: Orang-Utan heilt Wunde aktiv mit Pflanze
Tiere Forscher beobachten erstmals: Orang-Utan heilt Wunde aktiv mit Pflanze

Die ergebe in den zunehmenden und anstrengenden Hitzephasen durchaus Sinn, erläutert Andreas Pelzer, der den Bereich Rinderhaltung leitet. "Kühe können die Wärme nicht im Liegen abführen, also verlängert sich ihre Stehzeit - und das wollen wir nicht."

Von unten wird kühles Wasser in die Liegestätte eingeleitet.

Zudem ist zu beachten: "Kühe brauchen einen sicheren Stand, Trittsicherheit. Gibt die Unterlage zu sehr nach, verursacht ihnen das Stress." Die Knochen dürfen aber auch nicht zu hart liegen. "Legt sich die Kuh hin, schwebt sie ein bisschen."

Kühe bei der Schlafplatz-Wahl

Wie Kühe besonders gut schlafen, wird erforscht.
Wie Kühe besonders gut schlafen, wird erforscht.  © Friso Gentsch/dpa

Diese Kombi aus Holz-Unterbau, wassergefüllter Gummimatte und Strohbedeckung scheint bei einigen Tieren anzukommen, ist aber nicht das Nonplusultra, schildert Pelzer im westfälischen Bad Sassendorf.

Er führt vorbei an Hochboxen und Tiefboxen, präsentiert unterschiedliche Materialien und Härtegrade der Liegeflächen. Das alles wird in praktischen Versuchen getestet.

Und eine dort eigens entwickelte App - gefüttert mit bis zu 100 Daten - hilft konkret zu ermitteln, was definitiv auf keine Kuhhaut geht und wie Milchviehhalter eine optimale Bettstätte schaffen können.

Mitten im Wald: Hundebesitzer macht traurige Entdeckung
Tiere Mitten im Wald: Hundebesitzer macht traurige Entdeckung

Warnzeichen: Gehe eine Kuh Richtung Liegebox, stehe aber nach gut einer Minute immer noch, stimme was nicht mit dem Liegeplatz.

Warum ist das gemütliche Liegen überhaupt wichtig? Es gehe um Tierwohl und um Milchleistung, sagt Pelzer. "Die Gesundheit der Kühe ist die Grundvoraussetzung für ihre Leistung."

Und: "Kühe sind Dauerfresser, sie nehmen permanent Futter auf, das Wiederkäuen geschieht dann vor allem im Liegen." Fühlen sie sich gut gebettet, widmen sie sich diesem ihrem Hauptjob besonders intensiv. Zudem müssen Klauen und Gelenke entlastet werden.

Für das bedeutendste Milcherzeugerland in der Europäischen Union sind das wesentliche Faktoren. 2020 wurden hierzulande rund 3,9 Millionen Kühe in gut 54.300 Betrieben gehalten.

Milchprodukte gehören nach wie vor bundesweit zu den Hauptnahrungsmitteln der Bevölkerung. Allerdings sinkt die Zahl der Milchviehbetriebe.

Wertschätzung für Landwirtschaft gewünscht

Besondere Matten und gekühlte Wasserbetten sind bereits im Betrieb.
Besondere Matten und gekühlte Wasserbetten sind bereits im Betrieb.  © Friso Gentsch/dpa

Am besten ist es, wenn die Tiere sich im Stall genauso betten können wie auf der Weide, heißt es in der Branche. Die Weide bekommen längst nicht alle Rinder zu sehen. Kuhställe kosten Geld.

Baue man heute Liegestätten neu, seien zwischen 10.000 und 15.000 Euro pro Kuhplatz zu kalkulieren. Zugleich verweist Pelzer auf ökonomische Zwänge und derzeit stark steigende Kosten etwa für Energie.

Er wünscht sich mehr Wertschätzung für das Lebensmittel Milch, die Arbeit der Erzeuger und die Tiere selbst. Im "Haus Düsse" weisen kleine Schildchen im Ohr sie etwa als Julia, Princes, Wilma oder Risa aus.

Einfache Wasserbetten - ohne Kühlkomponente - sind schon seit Jahren auf dem Markt.

Haben die Rinder die Wahl, ziehen die meisten aber Unterlagen aus rein organischem Material vor, beobachten die Wissenschaftler. Also Matten etwa aus Stroh und Mist, mit Sand oder Kreide.

Was alle Milchkühe on top brauchen, sind behaglich verformbare Materialien wie Strohhäcksel oder Sägemehl - mindestens als oberste Lage. Darunter können es dann auch Beton oder Schaumstoffe sein. Eine Art Boxspringbett-Variante mit weicher Gummimatte ist laut Landwirtschaftskammer ebenfalls im Angebot.

Titelfoto: Friso Gentsch/dpa

Mehr zum Thema Tiere: