Hamburg - Ein deutscher Schweinemastbetrieb mit rund 4000 Tieren steht derzeit im Fokus strafrechtlicher Ermittlungen. Die Staatsanwaltschaft prüft, ob gegen das Tierschutzgesetz verstoßen wurde - der Verdacht: massive Missstände in der Tierhaltung!
Im Nordwesten Deutschlands dokumentierten Tierschützer erst kürzlich kranke, verletzte und tote Schweine in einem Mastbetrieb. Die Tiere wurden unter anderem an Großabnehmer wie Westfleisch geliefert.
Brisant: Das Fleisch des Betriebs, das in Supermärkten und Discountern verkauft worden sein soll, trug das freiwillige "Tierwohl"-Label - ein Zeichen für angeblich bessere Haltungsbedingungen.
Die Enthüllungen gehen auf Recherchen des NDR-Verbrauchermagazins "Markt" zurück, das den Skandal aufgedeckt hat. Sie zeigen nicht nur das Leid der Tiere, sondern auch Lücken im Kontrollsystem. Die zuständige Initiative Tierwohl erklärte gegenüber dem NDR, sie habe den Betrieb nach Sichtung des Bildmaterials zunächst gesperrt.
Vor Ort seien jedoch keine gravierenden Verstöße festgestellt worden. Dennoch wurde ein Sanktionsverfahren eingeleitet - der Betrieb darf nur unter Auflagen weiter teilnehmen. Auch Undercover-Recherchen des NDR bestätigen das Bild der Tierschützer.
Tierarzt Dirk Hoffmann beurteilt die Zustände in den Ställen auf Grundlage der Aufnahmen und kommt zu einem klaren Ergebnis: "Das Gesamtbild sieht nicht gut aus bei den Tieren. Wir haben viele zurückgebliebene Tiere. Wir sehen Größenunterschiede zwischen den Tieren und das gesamte Bild spricht eindeutig für ein Managementproblem. Und damit verstößt er gegen den Tierschutz."
Schweinemäster weist Vorwürfe zurück
Auch Verbraucherschützer stellen das Tierwohllabel infrage. Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg kritisiert das Tierwohllabel deutlich, wie aus dem NDR-Bericht hervorgeht: "Es ist aus unserer Sicht kein Tierwohl-Siegel, bei dem Verbraucher beruhigt einkaufen können. Das zeigen auch immer wieder diese Skandale."
Der betroffene Schweinezüchter bestreitet die Vorwürfe. Laut seinem Anwalt zeigen die Videos gezielt Tiere, die sich zum Zeitpunkt der Aufnahmen in einer Krankenbucht und in tierärztlicher Behandlung befanden.
Spätere Kontrollen hätten die Vorwürfe nicht bestätigt. Ein Interview mit dem NDR lehnte der Betrieb ebenso ab wie einen Besuch im Stall.
Der Fall zeigt einmal mehr: Selbst offiziell kontrollierte Betriebe können massive Tierschutzprobleme haben - und viele Verbraucher kaufen Fleisch mit Tierwohl-Label in gutem Glauben, ohne zu wissen, was wirklich hinter den Stalltüren passiert.