Als ausgerechnet ein Schlachter ein Kälbchen vor dem Tod rettete
Von Thomas Strünkelnberg
Edemissen - Sein Tod ist schon beschlossen, doch im entscheidenden Moment sieht das Kälbchen den Schlachter mit seelenvollen, großen Augen an. Das ist sein Glück. Denn dieser Schlachter, Lothar Fornfett (68), holt Hugo, wie das Tier getauft wird, zu sich auf den Hof in Edemissen im Landkreis Peine in Niedersachsen.

Die gemeinsame Geschichte der beiden beginnt vor fünf Jahren. Das Kalb kommt mit verkürzten Sehnen zur Welt, kann daher nicht stehen. Eine Operation hätte etwa 350 Euro gekostet - zu viel Geld für den Bauern.
Also ruft er Lothar Fornfett. Doch der kann es nicht übers Herz bringen, sagt immer wieder: "Nein, den schieße ich nicht tot." Schließlich ruft der Bauer, schon etwas genervt: "Dann schenke ich ihn dir!"
Ein Tierarzt operiert Hugos Sehnen, legt beide Vorderbeine in Gips.
Nach einiger Zeit springt das Kalb schließlich über den Hof, als habe es nie etwas anderes gekannt.

Er habe eine Patrone für 50 Cent gespart, dafür aber eine dreistellige Tierarztrechnung bezahlen müssen, scherzt Fornfett. Seitdem lebt der Ochse auf Fornfetts Hof und "hat lebenslanges Wohnrecht".
Titelfoto: dpa/Moritz Frankenberg