Verzweifelter "Brandbrief" von Tierheimen: "Hundehalter lassen ihre Hunde töten!"

Troisdorf - Ihre Worte erschüttern und machen klar, wie ernst die Lage wirklich ist: Tierschützer schildern in einem "Brandbrief" dramatische Zustände in deutschen Tierheimen und wenden sich mit klaren Forderungen an die Politik.

Der "Brandbrief" wurde unter anderem vom Tierheim Troisdorf auf Social Media veröffentlicht.
Der "Brandbrief" wurde unter anderem vom Tierheim Troisdorf auf Social Media veröffentlicht.  © Instagram/Tierheim Troisdorf

"Wir haben gemahnt, appelliert, aufgefangen und jetzt brechen wir unter der Last der in Not geratenen Tiere zusammen", startet das von zahlreichen Tierschutzvereinen und Tierheimen veröffentlichte Schreiben.

Es richtet sich an den Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft Cem Özdemir (57, Grüne) und Ariane Kari (36), Tierschutzbeauftragte der Bundesregierung.

Unter dem Titel "Zu viele Schnauzen für zu wenig Hände" beschreiben die Verfasser schockierende Zustände, die es zuletzt bereits immer häufiger in die Schlagzeilen geschafft haben.

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So platzen viele Tierheime vor allem in der Ferienzeit aus allen Nähten. Es mangelt an allem - Platz, Personal und Geld - um Hunde, Katzen und Kleintiere artgerecht zu versorgen. "Wir stehen nun vor einer stetig steigenden Anzahl an Hunden, für welche es keine Tierheimplätze mehr gibt", heißt es in dem Brandbrief.

Und die Konsequenzen sind fatal: "Verzweifelte Hundehalter lassen ihre Hunde durch Tierärzte töten, töten sie selbst oder versuchen, sie unter Angabe falscher Tatsachen im Tierheim abzugeben oder im Internet zu verkaufen."

Tierschützer warnen vor "potenzieller Gefahr für die Öffentlichkeit"

Viele Hunde können von Heimen nicht mehr aufgenommen werden oder warten vergeblich auf ein neues Zuhause.
Viele Hunde können von Heimen nicht mehr aufgenommen werden oder warten vergeblich auf ein neues Zuhause.  © Henning Kaiser/dpa

Die wenigen Hunde, die noch in Heimen aufgenommen werden können, sind zudem oftmals schlecht oder gar nicht erzogen. "Die Beißvorfälle häufen sich", berichten die Tierpfleger, die ihre physische und auch psychische Gesundheit riskieren. Die Nachfrage bleibe bei solchen verhaltensauffälligen Tieren aus.

Einfach ausgesetzt stellen die Hunde zudem eine "potenzielle Gefahr für die Öffentlichkeit und sich selbst dar, wenn sie herrenlos durch unsere Städte, Dörfer und Wälder laufen".

Einen Hauptgrund für die prekäre Situation sehen die Tierschützer im unkontrollierten Handel mit Hunden - vor allem Welpen - im Netz und in der mangelnden Sachkunde der Hundehalter, welche die Tiere einfach so erwerben können.

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"Dieser Zustand ist nicht mehr tragbar", heißt es in dem Schreiben weiter. Für die Tierschützer ist ganz klar, was sich ändern muss.

Appell an die Politik: Das muss sich ändern

Die entsprechende Liste umfasst stichpunktartig neun Forderungen, darunter die Durchsetzung von "Maßnahmen für die Eindämmung und Überwachung des Hundehandels" sowie einen Befähigungsnachweis für Hundehalter.

Auch sollen Tierheime schnellere finanzielle Hilfen in Notsituationen bekommen und Hunde einer Registrierungs- und Kennzeichnungspflicht unterliegen.

Cem Özdemir hat auf den an ihn adressierten "Brandbrief" bislang nicht reagiert. Der Bundesminister und Grünen-Politiker hatte im vergangenen November beim Besuch eines Tierheims in Stuttgart noch den vernünftigen Umgang mit Haustieren gefordert.

Titelfoto: Montage: Henning Kaiser/dpa, Instagram/Tierheim Troisdorf

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