Vom Tierschützer zum Kriminellen: Gehen Aktivisten mittlerweile zu weit?
Von Jens Albes
Wiesbaden - In Hessen - aber auch deutschlandweit - greifen manche Tierschutzaktivisten und Jagdgegner zu kriminellen Methoden. Im Fokus militanter Tierschützer stehen nach Angaben aus dem Innenministerium Hochsitze für Jäger, Schlachthöfe, Metzgereien, Restaurants, Pelzgeschäfte und Forschungseinrichtungen mit Tierversuchen.

Es sei zu Vandalismus, Farbschmierereien, Hausfriedensbrüchen und Blockaden von Gewerbetreibenden gekommen - und zu anonymen Bedrohungen und Beleidigungen per Post oder im Internet.
Schon vor einiger Zeit, von Februar 2020 bis März 2021, sei etwa eine Vielzahl an Hochsitzen durch Ansägen und Umwerfen oder Brandstiftung beschädigt worden, teilte Innenminister Roman Poseck (55, CDU) auf Anfrage der AfD-Landtagsopposition mit.
"Die Täter markierten die Tatorte dabei in vielen Fällen mit dem Symbol der 'Animal Liberation Front'", ergänzte Poseck. Zu diesen Taten sei es vor allem im Bereich der Polizeipräsidien Frankfurt, Südosthessen und Südhessen gekommen. Verletzte habe es nicht gegeben. Die "Animal Liberation Front" war in Großbritannien gegründet worden.
Laut dem Landesjagdverband Hessen wurden von 1999 bis 2022 rund 250 "Ansitzeinrichtungen" zerstört - in der Regel von radikalen, vermeintlichen Tierrechtlern, "die das Tierleben auf die gleiche Stufe stellen möchten wie das des Menschen". Bei Bergen-Enkheim etwa sei ein fahrbarer Hochsitz komplett niedergebrannt worden.
Derartige Straftaten zielten "auf Leib und Leben" ab, ergänzte der Landesjagdverband.
Sägen, Feuer, Festnahmen: Immer mehr Tierschutzorganisationen

Nach Angaben von Poseck wurden von August 2019 bis November 2024 in Hessen in diesem Deliktfeld 43 Tatverdächtige ermittelt - 34 Männer und 9 Frauen. Die Angriffe militanter Tierschützer fielen oft - aber nicht immer - in den Bereich linker politisch motivierter Kriminalität.
Dabei bilden diese Täter nur einen Bruchteil aller Tierschützer in Hessen - landesweit dürfte die Gesamtzahl organisierter, friedlicher Tierfreunde in die Tausende gehen.
Titelfoto: Ella Wenzel/dpa