Weniger Vögel in Hamburg: "Artensterben vor unseren Augen"

Hamburg - Die Zahl der Vögel in Hamburgs Gärten geht zurück. Das ist ein trauriges Ergebnis der "Stunde der Wintervögel", einer bundesweiten Zählaktion des NABU.

Die Blaumeise ist in Hamburg sehr häufig anzutreffen.
Die Blaumeise ist in Hamburg sehr häufig anzutreffen.  © Christophe Gateau/dpa

In der Zeit vom 6. bis 8. Januar 2023 haben 1801 Menschen aus Hamburg mitgemacht, teilte der NABU Hamburg mit. Aufgabe war es, innerhalb einer Stunde die jeweils höchste Anzahl einer gesichteten Vogelart in Park oder Garten aufzuschreiben.

"Die 'Stunde der Wintervögel' gibt uns gute Hinweise auf die Entwicklung der Vogelbestände in unseren Gärten", sagte Malte Siegert, Vorsitzender des NABU Hamburg.

Über 34.000 Exemplare zählten die Freiwilligen in 1209 Hamburger Gärten und Parks. Das macht im Schnitt 28,4 Vögel pro Garten, hat der NABU ausgerechnet. Damit liege die Hansestadt deutlich unter dem bundesweiten Mittel.

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Der Wert betrug 33,4 Vögel pro Garten. Außerdem sind in den vergangenen 13 Jahren die gezählten Vögel in Hamburg zurückgegangen. Seit 2021 stieg der Wert aber wieder leicht an.

Das sind die drei häufigsten Vögel in Hamburg

Die Anzahl der gezählten Vögel pro Garten nahm in Hamburg von 2011 bis 2023 ab, stieg seit 2021 aber zweimal in Folge.
Die Anzahl der gezählten Vögel pro Garten nahm in Hamburg von 2011 bis 2023 ab, stieg seit 2021 aber zweimal in Folge.  © NABU Hamburg

"Im langjährigen Trend müssen wir traurigerweise beobachten, dass die Hamburgerinnen und Hamburger immer weniger Vögel in ihren Gärten zählen können. Das Artensterben findet sichtbar vor unseren Augen statt", sagte Siegert.

Als Grund dafür hat der NABU-Chef Politikversagen ausgemacht, da der Verlust von Lebensräumen und Arten nicht gestoppt worden sei. Die Politik "muss endlich mehr tun, um den Erhalt der Biodiversität zu gewährleisten."

Häufigster Wintervogel in Hamburg war die Kohlmeise. Darauf folgt die Blaumeise und auf dem dritten Platz die Amsel. Der Bestand des Schwarzdrossel genannten Vogels sei durch den Ausbruch des Usutu-Virus im Sommer 2018 weiter dezimiert.

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Es habe einen Rückgang der Amselpopulation um 40 Prozent gegeben. Seitdem habe sich der Bestand nur leicht erholt.

Der NABU hat aber auch Erfreuliches zu berichten.

Spatz: Vom Allerweltsvogel zum Sorgenkind

Der Spatz ist nur noch in wenigen Hamburger Gärten zu finden.
Der Spatz ist nur noch in wenigen Hamburger Gärten zu finden.  © Kira Hofmann/dpa-Zentralbild/dpa

So wurde der in Hamburg auf der Roten Liste der gefährdeten Arten stehende Haussperling am vierthäufigsten gezählt. In diesem Januar wurden außerdem etwa 15 Prozent mehr Exemplare als im Vorjahr beobachtet.

Dennoch gilt der Spatz als Sorgenkind. Die Anzahl von 2,13 Vögeln pro Garten in Hamburg (in 25 Prozent der Gärten) sei sehr gering im Vergleich zu Berlin. Dort komme er in 65 Prozent der Grünanlagen und mit über 8 Tieren je Garten vor.

"Leider hat der Haussperling in den vergangenen Jahrzehnten sehr stark abgenommen, was ihm einen Platz auf der Roten Liste der Brutvögel Hamburg bescherte. Die Brutplätze in Nischen an Gebäuden stehen unter Naturschutz", sagte Marco Sommerfeld, Vogelschutzexperte beim NABU Hamburg.

Daher müssen bei Gebäudesanierungen Nistplätze neu geschaffen oder ersetzt werden.

Weitere Vogelzählaktion steht in den Startlöchern

Der Spatz ist nur noch in wenigen Hamburger Gärten zu finden.
Der Spatz ist nur noch in wenigen Hamburger Gärten zu finden.  © Soeren Stache/dpa-Zentralbild/dpa

"Offene Bodenflächen und Gebüsche, Hecken und Fassadenbegrünungen sind wertvolle Lebensräume für den Haussperling, die den typischen Gebäudebrütern Zuflucht und Nahrung bieten." Gehen sie verloren, könne das zum Verschwinden der lokalen Spatzenpopulation führen.

Alle Ergebnisse der "Stunde der Wintervögel" hat der NABU im Internet auf einer interaktiven Karte eingetragen.

Vom 12. bis 14. Mai steht mit der "Stunde der Gartenvögel" die nächste Zählaktion zum Mitmachen an.

Titelfoto: Kira Hofmann/dpa-Zentralbild/dpa

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