Schwerin - Der Schweriner Zoo hat am Samstag zwei ausgewachsene Milu-Hirsche getötet und den Löwen vor zahlreichen Besuchern zum Fressen gegeben. Aus gutem Grund.
Es sind schockierende Bilder, bei denen sich viele wohl am liebsten abwenden wollen. Ein Rudel Löwen, das sich auf die toten Körper von Hirschen stürzt. Es wurde laut, es wurde hitzig, es wurde blutig.
"Wir haben die Milus getötet", sagte Sprecherin Anne Schilling gegenüber TAG24. Einige Angestellte des Zoos hätten einen Jagdschein und würden eine artgerechte Tötung vornehmen können.
"Wir haben sie nicht zerlegt hinter den Kulissen und dann unkenntlich den Löwen zur Verfügung gestellt, sondern wir haben gesagt: Nein, wir möchten zeigen und erklären, dass es wichtig ist, die Tiere so artgemäß wie möglich zu ernähren", so Schilling weiter.
Dadurch, dass sie die Tiere gänzlich auffressen können, würden sie viele Vitamine und Mineralstoffe erhalten. "Der zweite wichtige Aspekt bei dieser Ganzkörperfütterung, jetzt vor allem in unserem großen Löwenrudel, ist natürlich, dass wir da ein soziales Gefüge haben und dass da eine ganz wichtige Form der Kommunikation stattfindet" erklärte die Sprecherin.
Damit Besucher selbst entscheiden können, ob sie das Schauspiel mitansehen wollen oder eben nicht, wurde vorab und am Einlass über die spezielle Fütterung informiert. Die Reaktionen fielen gemischt aus. Viele begrüßen dieses artgerechte Futter, andere sind fassungslos.
"Hauptsache Tiere verfüttern, die in freier Wildbahn ausgestorben sind. Wow", kommentiert ein Nutzer bei Instagram.
Bedrohte Tierart wird verfüttert, um die Population zu erhalten
"Jetzt habe ich auch Hunger", soll laut Schilling ein Kind gesagt haben, dass Augenzeuge dieses Schauspiels geworden ist. Das klingt makaber, ist es aber eigentlich gar nicht. Denn was die Löwen da in ihrem Gehege machen, tun sie schließlich auch in der Natur. Ein Standpunkt, den viele andere Zoo-Besucher teilen.
In der Tat handelt es sich bei den Milu-Hirschen um eine bedrohte Art. "Und ja, wir züchten, obwohl wir wissen, dass wir nicht alle Tiere hier im Zoo bei uns halten können", sagte die Sprecherin. Eine Verhütung könne dazu führen, dass eine langfristige Sterilität eintritt.
Die Population würde überaltern und irgendwann aussterben. Das Züchten trotz mangelnder Perspektive für einzelne Tiere sei daher unumgänglich.
Da nicht für alle Tiere Platz in anderen Zoos oder Reservaten ist, müsse man sich etwas einfallen lassen, um diese Zucht zu ermöglichen und trotzdem die Bestände in irgendeiner Form zu regulieren, erläuterte Schilling. Das Tierschutzgesetz schreibe vor, dass es möglich sei, Tiere aufgrund eines vernünftigen Grundes zu töten.
"Das heißt: In unserem Fall, oder in der zoologischen Welt, ist das Verfüttern ein vernünftiger Grund", erläutert Schilling.
Es wird also auch in Zukunft wieder dazu kommen, dass sich in Schwerin die Löwen beim Fressen anbrüllen.