Ex-Söldner der gefürchteten Gruppe Wagner desertiert: Hat er Beweise für Kriegsverbrechen?

Oslo - Söldner packt aus: Ein Ex-Mitglied der "Gruppe Wagner" desertierte und flüchtete nach Norwegen. Im Gepäck hat er nicht nur Horrorgeschichten des Krieges, sondern angeblich auch Beweise für Kriegsverbrechen, die durch das russische Militär und die paramilitärische Organisation verübt wurden!

Andrei Medvedev (26) fürchtet um seine Sicherheit und sein Leben.
Andrei Medvedev (26) fürchtet um seine Sicherheit und sein Leben.  © Fotomontage: Screenshot/YouTube/Гулагу-нет Официальный канал

Schon vor dem Ukraine-Krieg, aber auch währenddessen hat sich die Gruppe Wagner durch skrupellose Einsätze einen Namen gemacht. Immer wieder werden den Söldnern auch Kriegsverbrechen vorgeworfen.

Am vergangenen Freitag erreichte Andrei Medvedev (26), ein ehemaliges Mitglied, Norwegen, wo er umgehend wegen unrechtmäßigen Überquerens der Grenze verhaftete wurde. Kurz darauf beantragte er Asyl.

Der 26-Jährige soll den ersten Trupp des vierten Zuges der 7. Angriffsabteilung in Bachmut (eine Stadt im Donbass an der Grenze zu Russland) für mehrere Monate befehligt haben, berichtet BBC. Währenddessen wurde der junge Mann angeblich Zeuge von mehreren Kriegsverbrechen.

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Nachdem sein Vertrag im vergangenen November ohne seine Zustimmung auf unbestimmte Zeit verlängert wurde, entschied sich der ehemalige Söldner, zu desertieren. Ein weiterer Grund für seine Flucht sind die Kriegsverbrechen, die er mit angesehen haben soll, berichtet The Guardian.

Bei dem gefährlichen Unterfangen wurde er von einer russischen Menschenrechtsorganisation unterstützt. Diese half dem Ex-Militär circa acht Wochen unterzutauchen, bevor er erfolgreich fliehen konnte.

Medvedev ist einer der ersten Söldner, dem es gelang, aus den Fängen der Wagner Gruppe zu fliehen. Unter anderem gegenüber Guardian berichtete er von unfassbaren Verbrechen, die er mit angesehen haben will.

Der Chef der Gruppe Wagner bestätigte das Andrei Medvedev einst zu der Organisation gehörte

In Bachmut wurde der 26-Jährige ein Zeuge von Tod und Zerstörung.
In Bachmut wurde der 26-Jährige ein Zeuge von Tod und Zerstörung.  © -/LIBKOS/AP/dpa

Bevor Mevdvedev von der paramilitärischen Organisation angeworben wurde, diente er beim russischen Militär und war zwischen 2017 und 2018 inhaftiert. Im vergangenen Juli trat der 26-Jährige dann der Söldnertruppe bei, warum erwähnten weder er noch sein Anwalt.

Zu seiner Division gehörten auch viele Ex-Häftlinge, die vollkommen unvorbereitet als "Kanonenfutter" im Krieg genutzt wurden.

"Die Gefangenen werden wie Fleisch als Kanonenfutter verwendet. Mir wurde eine Gruppe von Sträflingen gegeben. In meinem Zug überlebten nur drei von 30 Männern. Wir bekamen dann weitere Gefangene, und viele von denen starben auch", wird der junge Mann vom Guardian aus einem Telefonat zitiert.

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Darüber hinaus sah er nach eigenen Aussagen wie zehn Soldaten der Wagner-Gruppe schon wegen der "simpelsten" Vergehen wie Ungehorsamkeit exekutiert wurden. Die Tötungen fanden meist vor ihren Kameraden statt.

Mit seinem gesammelten Wissen plant der 26-Jährige eine Kommission zu unterstützen, welche Kriegsverbrechen - begangen durch die russische Armee - untersucht. Des Weiteren soll er Beweise haben, behauptete sein Anwalt gegenüber BBC.

Das FBI fahndet nach dem Gründer der Gruppe Wagner Jewgeni Prigoschin

Jewgeni Prigoschin (61) ist ein enger Vertrauter von Wladimir Wladimirowitsch Putin (70).
Jewgeni Prigoschin (61) ist ein enger Vertrauter von Wladimir Wladimirowitsch Putin (70).  © Screenshot/FBI

Der Chef der privaten Militärorganisation, Jewgeni Prigoschin (61), bestätigte zwar das Mevdvedev einst zur Gruppe Wagner gehörte, stritt jedoch alle Vorwürfe des 26-Jährigen ab.

Nach Aussagen des 61-Jährigen soll es sich bei Medvedev um eine "sehr gefährliche" Person handeln. Weiterhin wirft er ihm vor, Gefangene schlecht behandelt zu haben.

Das FBI hat ein Kopfgeld in der Höhe von 250.000 Dollar (rund 231.635 Euro) auf Prigoschin ausgesetzt, nicht etwa wegen seiner Schlüsselrolle im Ukraine-Krieg.

Sondern weil er verdächtigt wird, die Präsidentschaftswahlen 2016 manipuliert zu haben.

Titelfoto: Fotomontage: Screenshot/YouTube/Гулагу-нет Официальный канал

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