Horror-Tierheim bei Kiew: Restliche Hunde sind gerettet!

Von Anke Brod

Borodyanka (Oblast Kiew) - "Borodyanka ist leer!" Die frohe Botschaft über die Befreiung der seit Rettungsbeginn im städtischen Tierheim von Borodyanka bei Kiew noch wartenden Hunde verbreitet sich in sozialen Netzwerken wie ein Lauffeuer. Am Dienstag holte die Gruppe "Breaking The Chains" die letzten Vierbeiner aus ihrem gut vierwöchigen Hungerturm.

Ein Mitglied der Gruppe "Breaking The Chains" mit geretteten Hunden aus dem Tierheim Borodyanka.
Ein Mitglied der Gruppe "Breaking The Chains" mit geretteten Hunden aus dem Tierheim Borodyanka.  © Screenshot/facebook.com/FacesOfHopeDocumentaries

Was war passiert? Nachdem Anfang März das russische Militär in Kiew und Umgebung eingefallen war, flüchtete die Bevölkerung weitestgehend aus dem gefährlichen Gebiet. So auch die Crew des Tierheims von Borodyanka. Allerdings ließen die Verantwortlichen dabei mutmaßlich rund 450 Hunde eingesperrt und unversorgt in den Zwingern zurück.

Nach mehr als einem Monat des Bangens zogen die russischen Streitkräfte vergangene Woche endlich ab und ehrenamtliche Helfer konnten am Wochenende zu den hilflosen Vierbeinern vordringen.

Immerhin waren nicht alle Tiere dem Martyrium zum Opfer gefallen. Zwar schwankt die Zahl der geretteten Hunde derzeit noch von Organisation zu Organisation. Den Angaben zufolge könnten jedoch bis zu 200 Vierbeiner überlebt haben.

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So schlimm der Anblick der knochigen Hunde für die Helfer auch war, waren sie froh, dass sie wider schlimmster Befürchtungen doch keinen kompletten "Tierfriedhof" vorfanden.

Tierschützer fordern Strafverfolgung für Tierheim-Leitung

Die Tierschützer gaben via Facebook bekannt, dass mittlerweile alle Tiere aus dem Heim bei Kiew befreit wurden.
Die Tierschützer gaben via Facebook bekannt, dass mittlerweile alle Tiere aus dem Heim bei Kiew befreit wurden.  © Screenshot/facebook.com/FacesOfHopeDocumentaries

Wie die Fellnasen fünf Wochen lang ohne Futter und Wasser überlebten, ist unklar. Die traumatisierten Tiere kamen nach ihrer Rettung in sichere Unterkünfte und in private tierärztliche Behandlung.

Derweil informierte der ukrainische Tierschutzverein UAnimals am Dienstag via Facebook, er wolle wegen des qualvollen Hungertodes etlicher Hunde im Tierheim von Borodyanka nunmehr die Polizei einschalten.

Die Tierschützer fordern Strafverfolgung gegen die Tierheimleiterin.

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Der Gruppe zufolge seien bis zu 300 Hunde im Tierheim von Borodyanka an Hunger und Durst verstorben. Die ehrenamtlichen Helfer hätten zwar ein Drittel aller Heimbewohner retten können, doch befänden sich die meisten im kritischen Zustand. "Mehrere Hunde schafften es nicht in die Klinik und starben auf dem Weg", so das traurige Fazit.

Der Verein spricht von Tierquälerei. Neben einer Strafverfolgung gegen die Tierheimdirektorin fordern die Mitglieder deren Amtsenthebung. "Die Unterlagen werden bereits von unseren Anwälten erstellt und an die jeweiligen Landesbehörden geschickt", heißt es demnach. Gleichzeitig sammeln sie Zeugenaussagen zum jüngsten Agieren der Einrichtungsleiterin.

UPDATE, 7 Uhr:

Nachdem aktive Tierschützer dieser Tage via Facebook zunächst zahlenmäßige Ersteinschätzungen zu den Hunden von Borodyanka veröffentlicht hatten, gab die ukrainische Tierschutzorganisation "TailedBANDA" am Mittwoch die offiziellen Daten bekannt.

Demnach lebten am 20. Februar noch 485 Hunde in dem Heim. Vier Tage später herrschte in der Ukraine Krieg, und für Helfer gab es kein Durchkommen mehr zu der Einrichtung. Nach dem kürzlichen Abzug des russischen Militärs aus Kiew und Umgebung retten Ehrenamtler letztlich dann 263 lebende Vierbeiner aus ihren Zwingern. 40 davon werden derzeit in Tierkliniken behandelt.

222 Hunde überlebten ihren grausamen Hungermarathon nicht.

Titelfoto: Montage: Screenshots/facebook.com/FacesOfHopeDocumentaries

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