Karte aufgetaucht: Müssen sich West-Ukrainer auf Anschluss an Polen vorbereiten?

Warschau/Moskau - "Liebe Ukrainer! Wir sind nicht eure Brüder und wir sind nicht bereit, euch auf unbestimmte Zeit zu helfen", steht auf einer Postkarte, von der ein Foto auf russischen Telegram-Kanälen kursiert. Hinzugefügt wurde die Frage: "Was sind Sie bereit, als Gegenleistung auf unsere Hilfe zu geben?"

Russische Propaganda: Angeblich verlangt die polnische PiS-Regierung, dass die Ukrainer Lwiw (Lemberg) zurückgeben sollen. Die Karte wurde bereits als Fake entlarvt.
Russische Propaganda: Angeblich verlangt die polnische PiS-Regierung, dass die Ukrainer Lwiw (Lemberg) zurückgeben sollen. Die Karte wurde bereits als Fake entlarvt.  © Screenshot Telegram/CenterCounteringDisinformation

Das Bild, auf dem unter anderem das Logo der polnischen Partei "Prawo i Sprawiedliwość" (PiS), zu deutsch Recht und Gerechtigkeit, zu sehen ist, wurde innerhalb kurzer Zeit von hunderten russischen Telegram-Nutzern geteilt, berichtet das polnische Nachrichtenportal Interia.

Viele User behaupteten, dass die Aufnahme an einem nicht näher bezeichneten Ort in der Stadt Lwiw (deutsch: Lemberg) entstanden sei. Lwiw befindet sich im Westen der Ukraine, rund 70 Kilometer von der polnischen Grenze entfernt.

Weiter wurde behauptet, dass der darauf abgebildete Zettel angeblich die offizielle Botschaft der PiS-Regierung in Polen an die Bewohner der West-Ukraine sei, die sich auf einen Anschluss ihrer Region an Polen vorbereiten müssen.

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Das "Ukrainische Zentrum zur Bekämpfung von Desinformation" reagierte auf das verbreitete Foto und stellte auf seinem Telegram-Konto klar, dass es sich dabei wieder einmal um einen Teil des russischen Propaganda-Krieges handelt.

Hinter der Aktion steckt russische Propaganda

Die ukrainische Stadt Lwiw wurde Anfang Juli bei einem russischen Raketenangriff schwer beschädigt.
Die ukrainische Stadt Lwiw wurde Anfang Juli bei einem russischen Raketenangriff schwer beschädigt.  © Mykola Tys/AP

"Feindliche Telegram-Sender verbreiten im Namen der Regierungspartei Polens eine gefälschte Ankündigung, die sich angeblich an Ukrainer richtet", heißt es ebenfalls in der Erklärung.

Und weiter: "In Wirklichkeit gibt es eine solche Ankündigung nicht. Die Erzählung, dass Polen Lwiw einnehmen wird, ist eine Lieblingsfiktion der Russen, deren Zweck darin besteht, die Verbündeten zu spalten und aus einem zuverlässigen Verbündeten der Ukraine das Bild eines Feindes zu erschaffen."

Eindrücklich wird auch darauf hingewiesen, dass die "polnischen Behörden und das polnische Volk" wiederholt ihre "umfassende Unterstützung für die Ukraine und das ukrainische Volk gezeigt" haben.

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Die Propaganda-Botschaft hinsichtlich der angeblichen Annexion der Ukraine durch Polen ist seit vielen Monaten in den russischen Medien präsent und wird auch von russischen Politikern häufig genutzt.

Polen fordert Reparationen von Russland

Lwiw vor dem russischen Angriffskrieg: Der Marktplatz war das historische und touristisches Zentrum der Stadt. (Archivbild)
Lwiw vor dem russischen Angriffskrieg: Der Marktplatz war das historische und touristisches Zentrum der Stadt. (Archivbild)  © 123rf.com/bloodua

Einer der Menschen, die diese Art von Botschaft verfassen, ist der frühere ukrainische Abgeordnete Illja Kywa (46).

Der von der Ukraine des Hochverrats beschuldigte Politiker hat mehrfach angedeutet, dass die Polen bereit seien, Lwiw einzunehmen.

Kywa war Abgeordneter der ukrainischen Regierungsinstitution "Werchowna Rada". Als ehemaliges Mitglied des ultranationalistischen Rechten Sektors lief er zu Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine im Februar 2022 zur russischen Seite über und wird seitdem von ukrainischen Behörden gesucht.

Weil Polens Präsident, Andrzej Duda (51), es für notwendig hält, von Russland Reparationen für den Zweiten Weltkrieg zu fordern, argumentierte Kywa, dass Polen als Entschädigung die Region Lwiw erhalten wolle.

Titelfoto: Mykola Tys/AP, Screenshot Telegram/CenterCounteringDisinformation

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