Selenskyj wieder aus Berlin abgereist: Der "Super-GAU" ist vorbei
Von Marion van der Kraats, Jörg Blank
Berlin - Nach dem kurzfristigen Besuch des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj (47) in Berlin mit hohen Sicherheitsvorkehrungen kann in der Stadt wieder Alltag einkehren.

Der Arbeitsbesuch ist beendet. "Alle dazu eingerichteten Straßensperrungen werden nun abgebaut und sämtliche Einschränkungen sind aufgehoben", teilte die Berliner Polizei am Abend auf der Plattform X mit.
Die Verkehrsinformationszentrale teilte mit, dass die U5 wieder am U-Bahnhof Bundestag halte. Zuvor waren die Züge aus Sicherheitsgründen ohne Halt durch den Bahnhof gerollt.
Die Polizei hatte die Visite tagsüber mit umfangreichen Sicherheitsmaßnahmen begleitet. Im Regierungsviertel wurden Spezialeinheiten mit Scharfschützen postiert, etwa auf dem Dach des Bundeskanzleramtes.
Auf der Spree waren Boote der Polizei unterwegs, Beamte sicherten auf Jetskis die Umgebung des Gebäudes. Unterstützt wurde die Berliner Polizei nach eigenen Angaben durch Einsatzkräfte aus Brandenburg, Thüringen, Bayern, Hessen und Nordrhein-Westfalen sowie die Bundespolizei.
Straßen und Fußwege waren im gesamten Parlaments- und Regierungsviertel zeitweise gesperrt. Auch im S-Bahn- und U-Bahnverkehr waren Behinderungen angekündigt worden, etwa kurzfristige Ausfälle und Verzögerungen. Rund um den Hauptstadtflughafen BER war das ähnlich.
Im Regierungsviertel musste ein propalästinensisches Protestcamp für die Zeit des Staatsbesuchs umziehen. Wie die Polizei mitteilte, wurden die Teilnehmer und Teilnehmerinnen gebeten, das Camp zu verlassen. Dem seien sie nachgekommen. "Geplante Workshops können auf einer Ausweichfläche in der Nähe stattfinden", hieß es von der Polizei auf X.

Polizei schlägt Alarm: "Alles in den Dienst gerufen, was irgendwie verfügbar ist"

Die Polizei erfuhr erst kurzfristig von dem Staatsbesuch. "Dass das für die Polizei Berlin aufgrund der Kurzfristigkeit und der extremen Gefährdungsstufe des Staatsgastes natürlich eine echte Mammutaufgabe mit jeder Menge Maßnahmen darstellt, kann sich jeder denken", sagte der Berliner Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Stephan Weh.
Er sprach von einem "Super-GAU". Angesichts der "global-politischen Lage" sei die Kurzfristigkeit jedoch nachvollziehbar.
Für den ukrainischen Präsidenten gilt ebenso wie etwa für Regierungschefs aus den USA, Russland und Israel die höchste Sicherheitsstufe. Bei seinem Besuch im Mai waren nach Polizeiangaben rund 2400 Polizistinnen und Polizisten im Einsatz.
Auch am Mittwoch waren Hunderte Beamte im Einsatz, konkrete Zahlen nannte die Polizei zunächst nicht. Laut Gewerkschaft wurde jedoch "alles in den Dienst gerufen, was irgendwie verfügbar ist".
Selenskyj nahm in der Hauptstadt persönlich an den Videoschalten zum Alaska-Gipfel über die Zukunft seines Landes teil. Initiiert wurden die Schalten mit europäischen Staats- und Regierungschefs von Kanzler Friedrich Merz (69, CDU). Ziel war, eine gemeinsame Linie mit US-Präsident Donald Trump (79) zu finden, bevor dieser am Freitag im US-Bundesstaat Alaska Kremlchef Wladimir Putin trifft.
Erstmeldung um 13.15 Uhr, zuletzt aktualisiert um 20.42 Uhr.
Titelfoto: Fabian Sommer/dpa