Ukraine-Krieg, Tag 37: Luftangriff auf Öllager in Russland

Kiew (Ukraine) - Am 37. Tag nach dem russischen Einmarsch in der Ukraine treffen die Invasoren weiter auf Widerstand und verlieren teilweise an Boden. Im Liveticker von TAG24 erfahrt Ihr die aktuellen Entwicklungen.

Den ukrainischen Truppen sind in den vergangenen Tagen größere Erfolge gelungen.
Den ukrainischen Truppen sind in den vergangenen Tagen größere Erfolge gelungen.  © Vadim Ghirda/AP/dpa

Nach Forderungen Deutschlands und Frankreichs will Russland nach eigenen Angaben am Freitag einen neuen Anlauf für einen humanitären Korridor aus der umkämpften Hafenstadt Mariupol nehmen.

Zugleich tritt ein von Wladimir Putin (69) unterschriebenes Dekret in Kraft, wonach westliche Staaten Konten bei der Gazprombank eröffnen müssen, um weiter russisches Gas zu bekommen. Demnach kann auf das russische Konto weiter in Euro oder Dollar eingezahlt werden.

Russlands Außenminister Sergej Lawrow (72) trifft derweil seinen indischen Kollegen in Neu Delhi. Der Ukraine-Konflikt ist auch Thema beim EU-Gipfel mit China. Per Videokonferenz kommen Spitzenvertreter der EU mit Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping (68) und Regierungschef Li Keqiang (66) zusammen.

Hamburgs Bürgermeister Tschentscher überraschend nach Kiew gereist
Ukraine Hamburgs Bürgermeister Tschentscher überraschend nach Kiew gereist

Die Geschehnisse des gestrigen Tages könnt Ihr im TAG24-Ticker vom Donnerstag nachlesen. Alle aktuellen Entwicklungen im Zuge des Krieges in der Ukraine am heutigen Freitag gibt es in unserem Liveticker.

22.19 Uhr: Putin über brennendes russisches Öllager informiert

Die ukrainischen Streitkräfte sollen nach russischen Angaben am Freitag von zwei Hubschraubern aus einen Luftschlag auf ein Öllager in Russland verübt haben.

In dem Depot in der Großstadt Belgorod sei es nach dem Angriff zu einem Brand gekommen, teilte der Gouverneur des Gebiets, Wjatscheslaw Gladkow, im Nachrichtenkanal Telegram mit. Belgorod liegt unweit der ukrainischen Grenze. Es habe keine Opfer gegeben, sagte Gladkow. Die Anwohner seien in Sicherheit. Am Abend teilte der russische Zivilschutz mit, der Brand sei gelöscht.

Von ukrainischer Seite gab es zunächst weder eine Bestätigung noch ein Dementi des Angriffs. Der Sprecher des Verteidigungsministeriums in Kiew, Olexander Motusjanyk, sagte lediglich, die Ukraine könne nicht "für alle Katastrophen und alle Ereignisse in Russland" verantwortlich gemacht werden.

Putin sei über den Angriff informiert worden, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge.

21.12 Uhr: Russen beschießen Stadt bei Odessa

Russische Truppen haben ukrainischen Angaben zufolge eine Stadt unweit der Hafen-Metropole Odessa mit Raketen beschossen.

Die Russen hätten von der 2014 annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim aus drei Iskander-Raketen abgefeuert, schrieb der Chef der Regionalverwaltung, Maxym Martschenko, am Freitagabend auf Telegram. Es habe Verletzte gegeben. Weitere Details nannte er nicht.

20.57 Uhr: Depardieu kritisiert Putins Krieg

Der französische Schauspieler Gérard Depardieu (73) kritisiert Putin (69) für dessen Krieg gegen die Ukraine - nun hat der Kreml ihm "Aufklärung" angeboten.

"Höchstwahrscheinlich versteht Depardieu nicht vollständig, was los ist", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Freitag der Agentur Interfax zufolge. "Wenn nötig, sind wir bereit, ihm alles zu erzählen und aufzuklären, damit er es besser versteht."

Depardieu, der seit Jahren einen russischen Pass besitzt und Putin einst als seinen Freund bezeichnete, hatte dem Kremlchef am Donnerstag "verrückte, inakzeptable Entgleisungen" vorgeworfen, die wiederum zum Krieg in der Ukraine geführt hätten. Er kündigte zudem an, alle Einnahmen aus drei Konzerten Anfang April an ukrainische Kriegsopfer zu spenden. Das russische Volk sei nicht für die Taten von Putin verantwortlich zu machen, sagte Depardieu.

Der französische Schauspieler Gerard Depardieu (73).
Der französische Schauspieler Gerard Depardieu (73).  © Thierry Roge/BELGA/dpa

20.54 Uhr: Millionen Ukrainer flüchten nach Polen

Mehr als 2,4 Millionen Flüchtlinge aus der Ukraine haben sich seit Beginn der russischen Invasion im Nachbarland Polen in Sicherheit gebracht. Allein am Donnerstag seien rund 23.000 Neuankömmlinge abgefertigt worden, teilte der polnische Grenzschutz mit.

In Deutschland kamen nach Angaben des Innenministeriums bis Freitag mindestens 294.000 Flüchtlinge an. Rund 4,1 Millionen Menschen haben nach UN-Angaben die Ukraine bereits verlassen. Das Land zählte vor Beginn des Krieges am 24. Februar mehr als 44 Millionen Einwohner.

20.52 Uhr: Westliche Gaskunden brauchen nun Konto bei Gazprombank

Gas-Importeure westlicher Staaten müssen nun Konten bei der Gazprombank eröffnen, um weiter beliefert zu werden.

Andernfalls will Kremlchef Putin (69) die Lieferungen an "unfreundliche Länder" einstellen lassen. Nach einem von Putin unterzeichneten Dekret können die Zahlungen jedoch weiter in Euro oder Dollar auf das russische Konto eingezahlt werden.

Russland liefert eigenen Angaben zufolge Gas weiter in großem Umfang. Am Freitag wurden laut Gazprom 108,4 Millionen Kubikmeter durch das Leitungssystem gepumpt. Das entspricht fast der vertraglich möglichen maximalen Auslastung pro Tag.

20.48 Uhr: Russland meldet ukrainischen Luftschlag auf Öllager

Die ukrainischen Streitkräfte sollen nach russischen Angaben von zwei Hubschraubern aus einen Luftangriff auf ein Öllager in Russland verübt haben.

In dem Depot in der Großstadt Belgorod sei es nach dem Angriff zu einem Brand gekommen, teilte der Gouverneur des Gebiets, Wjatscheslaw Gladkow, bei Telegram mit. Es habe keine Opfer gegeben. Auf einem Video war auch ein großes Feuer zu sehen.

Die ukrainischen Streitkräfte sollen nach russischen Angaben von zwei Hubschraubern aus einen Luftschlag auf ein Öllager in Russland verübt haben. In dem Depot in der Großstadt Belgorod sei es nach dem Angriff zu einem Brand gekommen.
Die ukrainischen Streitkräfte sollen nach russischen Angaben von zwei Hubschraubern aus einen Luftschlag auf ein Öllager in Russland verübt haben. In dem Depot in der Großstadt Belgorod sei es nach dem Angriff zu einem Brand gekommen.  © Uncredited/Russian Emergency Ministry Press Service/AP/dpa

20.46 Uhr: Südukraine und Donbass weiter hart umkämpft

Der ukrainische Präsident, Wolodymyr Selenskyj (44) räumte Probleme an anderen Fronten ein.

Russland will nach Ansicht des ukrainischen Generalstabs die militärische Präsenz im Süden und Osten aufrechterhalten. Es gebe Versuche, eine Verwaltung in den besetzten Regionen der Gebiete Donezk, Luhansk, Saporischschja und Cherson aufzubauen. Deshalb werde dort mit weiteren Kämpfen gerechnet.

20.45 Uhr: Berichte über militärische Erfolge der Ukraine

Die militärische Entwicklung lässt sich weiterhin nur schwer überblicken. Das britische Verteidigungsministerium teilte unter Berufung auf Geheimdienstquellen mit, ukrainische Streitkräfte hätten zwei Dörfer an einer wichtigen Versorgungsroute zwischen Tschernihiw nahe der belarussischen Grenze und der Hauptstadt Kiew zurückerobert.

Ukrainische Truppen eroberten nach eigenen Angaben in den vergangenen Tagen auch elf Siedlungen im südukrainischen Gebiet Cherson zurück. Beim Vormarsch im Norden der Region sei ihnen zudem schwere russische Militärtechnik in die Hände gefallen, darunter Panzer vom Typ T-64.

20.44 Uhr: Evakuierung aus Mariupol gescheitert

Nach Angaben des Roten Kreuzes ist es am Freitag trotz einer von Russland angekündigten Feuerpause nicht gelungen, Zivilisten aus der umkämpften und schwer zerstörten Hafenstadt Mariupol zu bringen.

Es sei nicht möglich gewesen, einen Fluchtkorridor zu errichten, teilte die Hilfsorganisation auf Twitter mit. Das Team sei umgekehrt. "Wir versuchen es morgen erneut." Die Feuerpause trat am Freitag um 9 Uhr MESZ in Kraft. Eigentlich sollte ein neuer Versuch unternommen werden, mit internationaler Hilfe Tausende Menschen über einen humanitären Korridor in Sicherheit zu bringen. In anderen Gebieten der Ukraine gingen die Kämpfe unvermindert weiter.

20.42 Uhr: Henkel-Aufsichtsratschefin verteidigt Festhalten an Russland-Geschäft

Die Aufsichtsratschefin des Konsumgüterherstellers Henkel, Simone Bagel-Trah, hat das Vorgehen des Dax-Konzerns verteidigt, vorerst weiter am Geschäft in Russland festzuhalten.

"Die aktuelle Fortsetzung unserer Geschäfte in Russland ist keine Frage des Profits angesichts des schwachen Rubels und der Schwierigkeiten im Land", sagte sie dem "Handelsblatt". "Wir stellen hier vor allem Güter des täglichen Bedarfs für die Bevölkerung her." Es gehe nicht um ein Festhalten um jeden Preis: "Wir schließen auch nicht aus, unsere Aktivitäten weiter einzuschränken." In die Überlegungen beziehe Henkel "auch den guten Ruf unseres Unternehmens" ein.

Henkel habe alle Neuinvestitionen in dem Land gestoppt, schalte dort keine Werbung mehr und beachte alle internationalen Sanktionen, bekräftigte sie. Dennoch wird der Druck der Öffentlichkeit größer - Reputationsexperten sagen laut "Handelsblatt", dass Henkel um sein Image fürchten müsse. "Wir stehen hier vor einem echten Dilemma", sagte Bagel-Trah. Die Entscheidung sei sehr schwierig.

Titelfoto: Uncredited/Russian Emergency Ministry Press Service/AP/dpa

Mehr zum Thema Ukraine: