Ukraine-Krieg, Tag 109: Klitschko pocht auf weitere Unterstützung vor Scholz-Besuch
Kiew (Ukraine) - Seit inzwischen 109 Tagen führt Russland Krieg gegen die Ukraine. Das Geschehen in der Ostukraine und vor allem rund um Sjewjerodonezk steht weiter im Mittelpunkt. Die ukrainische Armee versucht, den Vormarsch der russischen Truppen aufzuhalten und sie zurückzudrängen. Alle aktuellen Entwicklungen gibt es Ihr hier im TAG24-Liveticker.

Nach anderen europäischen Spitzenpolitikern steht nun offenbar auch Bundeskanzler Olaf Scholz (63) vor einer Reise nach Kiew. Derweil gehen im Osten des Landes die Kämpfe weiter, in denen die russische Armee ihre Überlegenheit bei Artillerie und Munition für Landgewinne nutzen will.
Scholz hatte zuletzt gesagt, er würde nur nach Kiew reisen, wenn konkrete Dinge zu besprechen wären. Zwischen Berlin und Kiew hatte es in den vergangenen Monaten einige Spannungen gegeben.
Neben der früheren Russland-Politik des heutigen Bundespräsidenten, Frank-Walter Steinmeier (66, SPD) kritisierte die ukrainische Seite, es dauere zu lange, bis zugesagte Waffenlieferungen auch tatsächlich ankämen.
Die wichtigsten Geschehnisse des gestrigen Tages könnt Ihr im TAG24-Ticker vom Samstag nachlesen. Alle Entwicklungen im Zuge des Krieges in der Ukraine am heutigen Sonntag, dem 12. Juni, gibt es hier im Liveticker.
21.44 Uhr: Klitschko pocht auf weitere Unterstützung vor Scholz-Besuch
Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko (50) hat hohe Erwartungen an einen möglichen Besuch von Bundeskanzler Olaf Scholz (63) in der Ukraine.
"Wir brauchen von den drei Führern der wichtigsten Länder harte Unterstützungssanktionen und Waffen so schnell wie möglich", sagte Klitschko der "Bild" und erneuerte seine Forderung nach mehr Munition und moderner Waffen.
Er höre vom Militär, dass die seit Monaten angekündigte Unterstützung zwar zum Teil komme, aber nicht in der gewünschten Menge. "Das bedeutet: Wir verlieren einen Teil unseres Territoriums, wir verlieren Menschenleben", sagte Klitschko.

18 Uhr: Britischer Soldat stirbt in der Ukraine - Familie würdigt ihn als Helden
"Wir sind so stolz auf ihn": Eine britische Familie hat ihren Sohn auf Facebook gewürdigt, nachdem er als Soldat im Ukraine-Krieg gefallen ist.
Vergangenen Freitag erhielt seine Familie die erschütternde Nachricht, dass Jordan Gatley bei den schweren Kämpfen rund um die Stadt Sjewjerodonezk ums Leben kam.
Jordan diente vor dem Krieg als Soldat in der britischen Armee. Im März habe er sich nach "sorgfältiger Überlegung" jedoch dazu entschlossen, seine Heimat Derbyshire zu verlassen und am Ukraine-Krieg teilzunehmen.
"Sein Trupp sagte, dass sie ihn alle geliebt haben, genau wie wir, und er hat das Leben vieler Menschen massiv verändert - nicht nur als Soldat, sondern auch durch die Ausbildung der ukrainischen Streitkräfte", schrieb Jordans Vater Dean Gatley.
16.20 Uhr: Ukrainische Botschafter fordert, dass Scholz Worten Taten folgen lässt
Der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk (46) fordert bei der geplanten Kiew-Reise von Bundeskanzler Olaf Scholz (63, SPD) konkrete Zusagen.
"Wir hoffen, dass der Kanzler bei seinem Besuch in Kiew endlich die deutschen Versprechen wahrmacht, was die Waffenlieferungen und auch den EU-Beitritt der Ukraine betrifft", sagte er dem "Spiegel". Bis heute warte man auf die Lieferung von schweren Waffen wie der Panzerhaubitze 2000 und des Gepard-Flugabwehrpanzers, kritisierte Melnyk.
Nur Ankündigungen allein seien im Krieg keine Hilfe gegen die Invasoren. Man erhoffe sich deswegen vom Kanzler konkrete Daten, wann die Waffen kommen. "Zumal die Versprechen bereits Monate zurückliegen."
14.45 Uhr: Ostukrainischer Separatistenführer hält an Todesurteil gegen ausländische Kämpfer fest
Der pro-russische Separatistenführer Denis Puschilin hat Forderungen nach eine Aufhebung der Todesurteile gegen drei in der Ostukraine gefangen genommene ausländische Kämpfer zurückgewiesen.
"Sie sind in die Ukraine gekommen, um für Geld Zivilisten zu töten. Deshalb sehe ich keine Grundlage für eine Abmilderung des Strafmaßes", sagte der Chef der selbsterklärten "Volksrepublik Donezk" am Sonntag in Mariupol.
Der Oberste Gerichtshof in Donezk hatte die Briten Aiden Aslin und Shaun Pinner sowie den Marokkaner Brahim Saadun am Donnerstag zum Tode verurteilt. Er warf ihnen vor, als Söldner für die Ukraine gekämpft zu haben. Die Familien der beiden Briten wiesen dies zurück. Nach ihren Angaben waren beide bereits im Jahr 2018 in die Ukraine gezogen, haben ukrainische Partnerinnen und dienen seit Jahren im ukrainischen Militär. Pinners Familie sprach am Samstag von einem "illegalen Schauprozess". Sie sei am "Boden zerstört".
Auch Saaduns Freunde und sein Vater versicherten, der 21-Jährige sei kein Söldner. Demnach hatte der junge Marokkaner in der Ukraine studiert und sich bereits im vergangenen Jahr dort der Armee angeschlossen.

12.41 Uhr: Russlands Militär beschießt Waffenlager im Westen der Ukraine
Die russischen Streitkräfte haben eigenen Angaben zufolge ein großes Waffenlager bei Ternopil im Westen der Ukraine angegriffen.
"Hochpräzise seegestützte Kalibr-Langstreckenraketen haben in der Nähe des Ortes Tschortkiw in der Region Ternopil ein großes Lager mit Panzerabwehrraketensystemen, tragbaren Flugabwehrraketensystemen und Artilleriegeschossen zerstört", teilte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, am Sonntag mit.
Dabei habe es sich um Waffen gehandelt, die die USA und europäische Länder der Ukraine geliefert hätten. Laut Verteidigungsministerium wurden vier Kalibr-Langstreckenraketen von einer Fregatte im Schwarzen Meer aus abgefeuert.
Nach Angaben des Leiters der Gebietsverwaltung Ternopil, Wolodymyr Trusch, schlugen kurz vor 22 Uhr Ortszeit (21.00 MESZ) vier Raketen in ein militärisches und mehrere zivile Objekte ein. Unter anderem seien vier Wohnhäuser beschädigt worden. 22 Menschen wurden verletzt. Über Tote wurde nichts bekannt. Trusch gab an, die Raketen seien aus Richtung des Schwarzen Meeres gekommen.
Wie Konaschenkow weiter mitteilte, sind an der Front bei Luftangriffen mehr als 150 ukrainische Soldaten getötet worden, außerdem wurden sechs Panzer, fünf Artilleriegeschütze und zehn Armeefahrzeuge zerstört. Zwei ukrainische Kampfflugzeuge vom Typ Su-25 wurden demnach von russischen Kampfjets abgeschossen, eine weitere ukrainische SU-25 wurde von der Luftabwehr getroffen. Unabhängig sind diese Angaben nicht zu überprüfen.
12.38 Uhr: Papst: Ukraine-Krieg nicht zu Gewohnheit werden lassen
Papst Franziskus hat die Menschen aufgerufen, den Krieg in der Ukraine nicht zur Normalität werden zu lassen.
"Bitte, gewöhnen wir uns nicht an diese tragische Wirklichkeit. Beten und kämpfen wir für den Frieden", sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche am Sonntag vor zahlreichen Gläubigen und Besuchern auf dem Petersplatz in Rom nach dem traditionellen Angelus-Gebet. Er denke weiter an das vom Krieg betroffene ukrainische Volk. "Die Zeit, die vergeht, möge unseren Schmerz und unsere Sorge für diese gemarterten Leute nicht erkalten lassen", forderte der 85 Jahre alte Argentinier.
11.05 Uhr: Rheinmetall: Sechs Marder-Schützenpanzer fertig
Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat nach eigenen Angaben die Modernisierung erster Schützenpanzer vom Typ Marder abgeschlossen. Sechs Fahrzeuge seien bereits "fertig", sagte ein Unternehmenssprecher am Sonntag auf Anfrage.
Der "Bild am Sonntag" hatte der Vorstandsvorsitzende Armin Papperger gesagt: "Wir sind dabei, 100 Marder-Schützenpanzer instandzusetzen, erste Fahrzeuge sind bereits so weit." Mit Blick auf eine mögliche Lieferung an die Ukraine fügte er hinzu: "Wann und wohin die Marder geliefert werden, ist die Entscheidung der Bundesregierung."

11.01 Uhr: Russen bereiten sich auf Krieg bis Oktober vor
Das russische Militär bereitet sich nach Einschätzung des ukrainischen Militärgeheimdienstes auf einen längeren Krieg vor.
Die Planung der russischen Streitkräfte sei für 120 weitere Tage bis Oktober 2022 verlängert worden, berichteten die Militärexperten des US-amerikanischen Institute for the Study of the War (ISW) am Samstag (Ortszeit) unter Berufung auf Informationen von Geheimdienst-Vizedirektor Wadym Skibizkij. Das russische Militär werde seine Pläne abhängig vom Erfolg im Donbas aber weiter anpassen, dies geschehe nahezu monatlich.
Die Informationen deuteten nach Einschätzung des ISW darauf hin, dass der Kreml nicht daran glaubt, seine Ziele in der Ukraine schnell erreichen zu können. Es handele sich um einen Versuch des russischen Militärs, anfängliche Mängel der Offensive zu korrigieren.
Skibizkij sagte zudem, dass die russischen Streitkräfte über weitere 40 Kampfbataillone verfügten. 103 Bataillone seien bereits in der Ukraine. Nach Ansicht der Experten vom ISW ist es aber angesichts des Personalmangels an der Front unwahrscheinlich, dass das russische Militär einen so großen Teil seiner Streitkräfte in Reserve halte. Es handele sich möglicherweise um zusammengewürfelte Einheiten.
10.51 Uhr: Seit Kriegsbeginn rund zehntausend deutsche Visa für Russen ausgestellt
Seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine haben etwa zehntausend Russinnen und Russen ein Visum für Deutschland bekommen.
Von Anfang März bis Ende Mai seien etwa 3560 entsprechende Schengen-Visa ausgestellt worden, teilte das Auswärtige Amt der "Welt am Sonntag" mit. Hinzu kommen demnach 5530 nationale Visa, die einen längeren Aufenthalt ermöglichen.
Seit dem 18. Mai sei außerdem 43 russischen Staatsangehörigen eine Aufnahme aus humanitären Gründen zugesagt worden, teilte das Bundesinnenministerium der Zeitung mit. Von Kriegsbeginn bis zu diesem Zeitpunkt seien es vier gewesen. Im Mai hatte sich die Bundesregierung intern auf Erleichterungen für die Aufnahme von besonders gefährdeten Kreml-Kritikern aus Russland verständigt.
10.25 Uhr: Russische Truppen im Bereich Bachmut zurückgedrängt
Nach Angaben des ukrainischen Generalstabs in Kiew sind bei den anhaltend schweren Kämpfen im Donbass die russischen Truppen im Bereich des wichtigen Verkehrsknotenpunkts Bachmut zurückgedrängt worden. Es seien bis zu 150 Angreifer "vernichtet" worden.
Der Generalstab in Kiew meldete eine Vielzahl von Kämpfen im Osten des Landes, darunter besonders auch in der Region Slowjansk im Gebiet Donezk. Immer wieder gebe es auch Luftangriffe gegen zivile Infrastruktur, heiß es.
10.20 Uhr: Sjewjerodonezk weiter Zentrum schwerster Kämpfe
Im Osten der Ukraine dauert nach dem Angriff russischer Truppen der Kampf um die Großstadt Sjewjerodonezk im Gebiet Luhansk an. Die Lage dort sei die schlimmste im ganzen Land, sagte der Gouverneur des Gebiets Luhansk, Serhij Hajdaj, in einer am Sonntag veröffentlichten Videoansprache. "Es ist unmöglich, den Beschuss zu zählen."
Viele Ortschaften in der Region stünden unter Feuer, sagte Hajdaj. Besonders schwierig sei die Situation in dem Ort Toschkiwka südlich des Verwaltungszentrums Sjewjerodonezk. Dort versuchten die russischen Angreifer eine Verteidigungslinie zu durchbrechen. Teils hätten es die ukrainischen Streitkräfte geschafft, den Feind aufzuhalten.
In Sjewjerodonezk wurde die Chemiefabrik Azot beschossen. Zuvor hatten die prorussischen Separatisten mitgeteilt, Zivilisten, die in den Bunkern der Industrieanlage Schutz gesucht hatten, hätten das Werksgelände verlassen.
Hajdaj zufolge haben viele Menschen sich in Schutzbunker begeben, weil russische Truppen gezielt Wohnviertel mit schwerer Artillerie beschießen. "Wahrscheinlich wollen alle jetzt fliehen, aber eine solche Möglichkeit gibt es aktuell nicht", sagte er.

10.19 Uhr: Polens Grenzschutz zählt vier Millionen Einreisen aus der Ukraine
Seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine hat der polnische Grenzschutz vier Millionen Einreisen aus dem Nachbarland registriert.
Am Samstag kamen 24.900 Menschen über die Grenze nach Polen, wie die Behörde am Sonntag per Twitter mitteilte. In die umgekehrte Richtung überquerten am Samstag 28.000 Menschen die Grenze aus Polen in die Ukraine. Dabei handelte es sich nach Angaben der Behörden zum Großteil um ukrainische Staatsbürger. Sie reisen meist in Gebiete, die die ukrainische Armee zurückerobert hat.
Es gibt keine offiziellen Angaben, wie viele der Kriegsflüchtlinge in Polen geblieben und wie viele in andere EU-Staaten weitergereist sind. Polens Regierungschef Mateusz Morawiecki sagte kürzlich, sein Land habe mehr als zwei Millionen Ukraine-Flüchtlinge aufgenommen.
10.17 Uhr: CDU-Außenpolitiker: Mögliche Ukraine-Reise von Scholz "überfällig"
Der CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter hat eine mögliche Ukraine-Reise von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) als "längst überfälliges Zeichen der Solidarität" bezeichnet.
"Ich hoffe, damit sind auch zwei weitere Botschaften verknüpft: die Unterstützung des EU-Kandidatenstatus und die Bereitschaft mit westlichen schweren Waffen zu helfen", sagte Kiesewetter dem Fernsehsender Welt.
"Dieses Signal vor dem G7-Gipfel ist für die ukrainische Bevölkerung unverzichtbar", sagte Kiesewetter mit Blick auf die mögliche Reise der drei Staats- und Regierungschefs. Russland müsse daran gehindert werden, weitere Kriegsverbrechen in der Ukraine zu begehen. "Der gemeinsame Konsens muss eindeutig lauten: Die Ukraine muss ihre Souveränität und Integrität zumindest in den Grenzen vom Januar 2022 wiederherstellen."
9.03 Uhr: Auch dieses Foto darf in Russland nicht gezeigt werden
Ein Mann in Tarnuniform macht Fotos in einem völlig zerstörten Wohnhaus in Komyshuvakha. Zuvor gab es russische Raketenangriffe auf Wohngebiete in der Region Saporischschja im Südosten der Ukraine.
Auch dieses Foto darf in der Russischen Föderation nicht verbreitet werden.

8.51 Uhr: Dieses Foto darf in der Russischen Föderation nicht verbreitet werden
Journalisten fotografieren die Folgen russischer Raketenangriffe auf Wohnhäuser in Komyshuvakha in der Region Saporischschja im Südosten der Ukraine.
Russland setzt seine Versuche fort, besetzte ukrainische Gebiete enger an sich zu binden. In den von russischen Truppen kontrollierten Teilen der Region Saporischschja sollen von Samstag an russische Pässe ausgehändigt werden.
Dieses Foto darf in der Russischen Föderation nicht verbreitet werden.

8.50 Uhr: Krieg in der Ukraine spaltet Europa
Die spanische Zeitung "La Vanguardia" kommentiert am Sonntag die Folgen des Ukraine-Krieges für die Einheit Europas:
"Die russische Aggression hat Europa seine Grenzen und Widersprüche vor Augen geführt. Die EU hat schon sechs Sanktionspakete gegen Russland verhängt, aber sie scheinen Russland bisher nicht effektiv zu schwächen. Dabei hat die Union von Anfang an hart, energisch und ungewohnt schnell auf die unerträgliche russische Aggression reagiert. Aber es war klar, dass die 27 uneinig sind, wie auf den russischen Expansionismus reagiert werden soll.
Am kriegerischsten treten die Länder des Ostens auf, die den Atem Russlands im Nacken spüren. Für sie ist jede Verhandlung mit Putin unmöglich geworden. Ausnahmen sind Ungarn und Bulgarien, Russlands Trojanische Pferde in Europa. Frankreich und Deutschland wollen hingegen Gesprächskanäle mit Putin offen halten.
Die EU ist zwischen zwei Zielen hin- und hergerissen: zu zeigen, dass sie alles tut, um der Ukraine zu helfen und die russische Aggression zu verurteilen, und zugleich ihre Einheit zu bewahren. Die Risse aber gefährden die Einheit und verdeutlichen, wie jedem Staat gemäß seinen Beziehungen zu und Abhängigkeiten von Russland Realpolitik aufgezwungen wird."
8.08 Uhr: Empörung über Ölmultis
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier findet die Empörung vieler Menschen über anhaltend hohe Spritpreise trotz Einführung des Tankrabatts nachvollziehbar.
"Ich verstehe den Unmut der Bürger, wenn sich viele einschränken müssen und manche Extragewinne einfahren", sagte Steinmeier der "Bild am Sonntag" mit Blick auf die Profite der Mineralölkonzerne. "Den Ärger müssen wir ernst nehmen. So wichtig es ist, dass wir den Bürgerinnen und Bürgern sagen, dass der Staat nicht jede Teuerung wird ausgleichen können, so wichtig ist es auch, dass wir dafür sorgen, dass nicht einige ungerechtfertigt Vorteile aus der Situation ziehen können."
Kraftstoff hat sich nach dem Preisrückgang infolge der Steuersenkung am 1. Juni wieder deutlich verteuert. Da die geplante Entlastung der Bürger wirkungslos zu verpuffen droht, werden Rufe nach einem Vorgehen gegen die Mineralölkonzerne lauter - auch in der Politik.
Das Bundeskartellamt merkte kritisch an, seit Ende Mai sei der Preis an der Tankstelle stärker gestiegen als der Rohölpreis, wenn man die Steuersenkung herausrechnet.
7.49 Uhr: Schwierige Lage für ukrainische Truppen
Selenskyj und andere ukrainische Politiker appellierten in den vergangenen Tagen an westliche Verbündete, zügig mehr schwere Waffen und Geschosse zu schicken. Denn der Konflikt in der Ostukraine entwickelt sich zu einem Artillerie-Duell, in dem die russische Armee dank größerer Waffen- und Munitionsbestände einen Vorteil hat.
Die russischen Truppen verzeichnen nach ukrainischen und westlichen Schätzungen weiter hohe Verluste. Selenskyj sprach am Samstag in seiner täglichen Videoansprache von bisher rund 32.000 getöteten russischen Soldaten. Am Vortag hatte einer seiner Berater die Verluste der ukrainischen Armee seit der russischen Invasion auf etwa 10.000 Getötete beziffert.
7 Uhr: Kämpfe um Sjewjerodonezk dauern an
In der Ostukraine wird weiter unter anderem um die Großstadt Sjewjerodonezk gekämpft. Das russische Militär habe die zivile Infrastruktur in der Stadt sowie im benachbarten Lyssytschansk und drei weiteren Orten beschossen, teilte der ukrainische Generalstab mit. Ukrainische Einheiten hätten russischen Angriffen aus mehreren Richtungen standgehalten.
Sjewjerodonezk ist die letzte Großstadt im Gebiet Luhansk, die sich noch nicht vollständig unter Kontrolle russischer Truppen oder prorussischer Separatisten befindet. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach von fortlaufenden Straßenkämpfen. Laut Bürgermeister Olexandr Strjuk kontrollieren ukrainische Truppen ein Drittel von Sjewjerodonezk. Die Stadt sei seit rund zwei Monaten ohne Strom und Wasserversorgung, betonte er.

6.45 Uhr: Renten und Versorger-Rechnungen in Rubel
Russland versucht, besetzte Gebiete schnell an sich zu binden. So sollen im besetzten südukrainischen Gebiet Cherson Renten bald in russischen Rubel gezahlt werden, wie der russische Verwaltungschef Wladimir Saldo am Samstag im Nachrichtendienst Telegram verkündete.
Das gelte auch für Rechnungen von Energie- und Wasserversorgern - die bis zur Umstellung kostenlos sein würden. Am Samstag wurden den ersten 23 Einwohnern der Region russische Pässe ausgehändigt. Rund 7000 weitere hätten einen russischen Pass beantragt, hieß es. Selenskyj sagte in seiner Ansprache, russische Pässe seien dort so etwas wie "ein Ticket zur Flucht", da die ukrainische Armee im Gebiet Cherson Fortschritte mache.
5 Uhr: "Russischer McDonald's" öffnet erste Filialen in Moskau
Einige Wochen nach dem endgültigen Rückzug der US-Fast-Food-Kette McDonald's aus Russland öffnen die ersten Restaurants unter ihrem neuen, russischen Besitzer.
Insgesamt 15 Filialen in Moskau und Umgebung sollen an diesem Sonntag wieder Gäste empfangen - unter neuem Namen und Logo, aber an denselben Standorten, mit demselben Personal und fast identischen Gerichten.

3.07 Uhr: Steinmeier für Einführung eines sozialen Pflichtdienstes
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier regt die Einführung eines sozialen Pflichtdiensts für junge Menschen in Deutschland an.
"Es geht um die Frage, ob es unserem Land nicht gut tun würde, wenn sich Frauen und Männer für einen gewissen Zeitraum in den Dienst der Gesellschaft stellen", sagte Steinmeier der "Bild am Sonntag". Das müsse nicht bei der Bundeswehr sein, "die soziale Pflichtzeit könnte meiner Meinung nach genauso bei der Betreuung von Senioren, in Behinderteneinrichtungen oder in Obdachlosenunterkünften geleistet werden".
Dies so einzuführen werde sicherlich nicht einfach, eine Debatte über eine soziale Pflichtzeit halte er aber in jedem Fall für angebracht. Wie lange ein solcher Dienst aus seiner Sicht dauern sollte, ließ Steinmeier offen. Wichtig sei, den eigenen Horizont zu erweitern und verschiedene Sichtweisen kennenzulernen.
Die Wehrpflicht war 2011 nach 55 Jahren ausgesetzt worden, was praktisch einem Ende des Wehr- und Zivildienstes gleichkam. Der russische Angriff auf die Ukraine löste eine neue Debatte über die Einführung einer allgemeinen Dienstpflicht aus.

1.21 Uhr: Selenskyj: Kandidaten-Status für Ukraine wird auch EU stärker machen
Selenskyj hat kurz vor wichtigen Weichenstellungen in Brüssel noch einmal für den EU-Beitritt seines Landes geworben. Er sei überzeugt, dass mit der Entscheidung über einen Kandidatenstatus für die Ukraine auch die Europäische Union gestärkt werden könne, sagte Selenskyj in seiner Videoansprache in der Nacht zum Sonntag.
Die Ansichten der EU-Staaten zu dieser Frage gehen bislang weit auseinander. Selenskyj kritisierte den teils vorhandenen Widerstand gegen die ukrainischen Beitrittspläne. "Was muss noch in Europa passieren, damit den Skeptikern klar wird, dass es Europa schadet, wenn man die Ukraine außerhalb der Europäischen Union hält", fragte er.

1.03 Uhr: EVP-Chef Weber: EU muss Kandidatenstatus der Ukraine unterstützen
Der Vorsitzende der Europäischen Volkspartei (EVP), Manfred Weber, hat die EU-Mitgliedsstaaten aufgefordert, der Ukraine den Status des Beitrittskandidaten zu geben.
"Die EU-Staats- und Regierungschefs dürfen beim Thema Ukraine nicht wackeln. Es braucht eine Botschaft ohne Hintertüren, dass die Ukraine EU-Beitrittskandidat wird", sagte der Partei- und Fraktionschef der europäischen Christdemokraten den Zeitungen der Funke Mediengruppe (online Sonntag/Print Montag).
"Gerade die Bundesregierung muss umgehend ein klar unterstützendes Signal geben. Die Ukraine gehört, genauso wie die Republik Moldau, in die EU."

0.06 Uhr: Lehrerverband fordert Hilfe für Integration ukrainischer Schüler
Um geflüchtete Kinder und Jugendliche aus der Ukraine in den Schulalltag integrieren zu können, fordert der Deutsche Lehrerverband ein langfristiges Konzept und Hilfe des Bundes.
"Ohne ein massives Unterstützungspaket des Bundes werden die Länder diese Aufgabe nicht schultern können", sagte Verbandspräsident Heinz-Peter Meidinger dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Sonntag).
Vielfach hänge es ausschließlich von der Situation vor Ort ab, ob ein Kind in eine Regelklasse oder in eine eigene Willkommensklasse komme, in welchem Umfang es Deutschunterricht gebe und welche zusätzlichen personellen und finanziellen Mittel zur Verfügung stünden, beklagte Meidinger. Die Kultusministerkonferenz müsse ein Konzept mit klaren Inhalten erstellen und Zusagen geben, wie viel Personal und Geld die Schulen zusätzlich bekommen sollen.
0.03 Uhr: Steinmeier kritisiert Schröder für Geschäftsbeziehungen zu Russland
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) für dessen Geschäftsbeziehungen zu Russland kritisiert.
"Gerhard Schröders Engagement für russische Energieunternehmen hat in Europa, insbesondere bei unseren osteuropäischen Nachbarn, viele Fragezeichen auch in Bezug auf unser Land hinterlassen", sagte Steinmeier der "Bild am Sonntag". "Das war nicht gut." Vieles, was Schröder in seiner Kanzlerschaft auf den Weg gebracht habe, gerate durch sein Verhalten nach dem Ausscheiden aus dem Amt in den Hintergrund. Das habe nicht nur Auswirkungen für Schröder persönlich, sondern für ganz Deutschland, machte Steinmeier deutlich.
Steinmeier arbeitete in der Vergangenheit politisch eng mit seinem Parteifreund Schröder zusammen - von 1999 bis 2005 war er während dessen Regierungszeit Chef des Kanzleramts. In dem Interview distanzierte er sich auch persönlich von ihm.
Titelfoto: dpa/Jan Woitas