Ukraine-Krieg, Tag 66: Russisches Militärflugzeug verletzt schwedischen Luftraum

Ukraine - Tag 66 im Ukraine-Krieg: Die Verhandlungen zwischen Moskau und Kiew laufen weiter schleppend.

In Mariupol wurden Dutzende Häuser zerstört.
In Mariupol wurden Dutzende Häuser zerstört.  © Alexei Alexandrov/AP/dpa

Der russische Außenminister Sergej Lawrow (72) hat in der Nacht in zwei Interviews gegen die Nato gehetzt.

Er warf dem Militärbündnis nach Angaben russischer Agenturen vom frühen Samstagmorgen in einem Interview mit der chinesischen Agentur Xinhua vor, das Ende der "Spezialoperation" durch politische Vereinbarungen und Waffenlieferungen zu verhindern.

In einem Interview mit dem arabischsprachigen Sender Al-Arabija sagte Lawrow außerdem, dass Russland die Routen kenne, über die der Westen Waffen an die Ukraine liefern wolle. Die gelieferten Waffen sollten nun zum Ziel der von offizieller russischer Seite so bezeichneten "Spezialoperation" werden, "sobald sie das Territorium der Ukraine erreichen".

Berliner Bürgermeister eröffnen Prothesenzentrum für Kriegsverletzte aus der Ukraine
Ukraine Berliner Bürgermeister eröffnen Prothesenzentrum für Kriegsverletzte aus der Ukraine

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (44) sorgte derweil mit Angaben zu einem Massengrab für Irritationen. Die IAEA meldete die Wiederaufnahme der Kommunikation zu Tschernobyl.

Die aktuellen Geschehnisse des Tages findet Ihr hier im TAG24-Liveticker. Wer wissen will, was am Freitag passiert ist, kann sich im Ticker vom gestrigen Freitag belesen.

21.42 Uhr: Bestätigt: Angelina Jolie in Westukraine

Inmitten des russischen Angriffskriegs ist die US-amerikanische Schauspielerin und Regisseurin Angelina Jolie (46) in die Westukraine gereist und hat dort geflüchtete Menschen getroffen.

Jolie habe unter anderem in einem Krankenhaus Kinder besucht, die vor rund drei Wochen bei einem Raketenangriff auf den Bahnhof im ostukrainischen Kramatorsk verletzt wurden, teilte die Verwaltung des Gebiets Lwiw (Lemberg) am Samstag mit. Fotos zeigen, wie die 46-Jährige Kinder in den Arm nimmt und Selfies mit medizinischem Personal macht.

"Für uns alle war der Besuch unerwartet", sagte Gouverneur Maxym Kosyzkyj. Viele Menschen hätten ihren Augen nicht getraut. In einem Video war außerdem zu sehen, wie Jolie während eines Luftalarms in einen Luftschutzkeller eilt.

In sozialen Netzwerken teilten Menschen am Samstag zudem vielfach einen Clip, der die Schauspielerin, die auch Sondergesandte des UN-Flüchtlingshilfswerks ist, in einem Café in Lwiw zeigen soll (siehe unten). In die westukrainische Stadt sind seit Beginn des russischen Angriffskriegs am 24. Februar viele Menschen aus anderen Teilen der Ukraine geflohen.

20.49 Uhr: Russisches Militärflugzeug verletzt schwedischen Luftraum

Ein russisches Militärflugzeug ist kurzzeitig in den schwedischen Luftraum eingedrungen. Das schwedische Militär teilte am Samstagabend mit, die Propellermaschine vom Typ AN-30 habe sich am Vorabend zunächst östlich der dänischen Ostsee-Insel Bornholm befunden und sei dann Richtung schwedisches Territorium geflogen.

Südlich von Blekinge habe es für kurze Zeit den schwedischen Luftraum verletzt, ehe es das Gebiet wieder verlassen habe. Schwedische Kampfjets hätten den Vorfall verfolgt und das Flugzeug fotografiert. Bereits Anfang März hatten vier russische Kampfflugzeuge kurzzeitig den Luftraum über Schweden verletzt.

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine vor mehr als zwei Monaten wird in Schweden ebenso wie im benachbarten Finnland intensiv über einen möglichen Beitritt zur Nato diskutiert. Russland hat die beiden nördlichsten Staaten der EU mehrmals vor einem solchen Schritt gewarnt.

in russisches Militärflugzeug ist kurzzeitig in den schwedischen Luftraum eingedrungen. (Symbolbild)
in russisches Militärflugzeug ist kurzzeitig in den schwedischen Luftraum eingedrungen. (Symbolbild)  © Sergei Grits/AP/dpa

20.17 Uhr: Landebahn von Flughafen in Odessa laut Gouverneur durch Raketen zerstört

Ein russischer Raketenangriff hat ukrainischen Angaben zufolge die Landebahn des Flughafens in der Hafenstadt Odessa zerstört.

Die Russen hätten die südukrainische Metropole von der 2014 annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim aus angegriffen, teilte der Gouverneur des Gebiets Odessa, Maxym Martschenko, am Samstag im Nachrichtendienst Telegram mit. Zum Einsatz seien dabei Raketen des Küstenverteidigungssystems "Bastion" gekommen. Verletzte habe es keine gegeben.

19.02 Uhr: Russland hat laut Ukraine Hunderttausende Tonnen Getreide geraubt

Kiew hat die Menge des angeblich durch Russland in den besetzten Gebieten der Süd- und Ostukraine geraubten Getreides grob beziffert.

"Heute haben wir schon mehrere bestätigte Fakten, dass insgesamt einige Hunderttausend Tonnen aus den Gebieten Saporischschja, Cherson, Donezk und Luhansk abtransportiert wurden", sagte der ukrainische Vize-Landwirtschaftsminister Taras Wyssozkyj am Samstag im ukrainischen Fernsehen.

Insgesamt seien für Aussaat sowie für die Produktion von Lebensmitteln in den genannten Gebieten 1,5 Millionen Tonnen Getreide eingelagert gewesen. Bereits am Freitag hatte das Außenministerium in Kiew Russland den Raub von Getreide in den besetzten ukrainischen Gebieten vorgeworfen. Seit Beginn des Kriegs vor mehr als zwei Monaten haben russische Truppen nach und nach weite Teile im Süden und Osten des Nachbarlandes besetzt.

19.01 Uhr: Laut Kiew 14 Ukrainer bei Gefangenenaustausch mit Russland freigekommen

Bei einem erneuten Gefangenenaustausch mit Russland sind Angaben aus Kiew zufolge 14 Ukrainer freigekommen. Es handele sich um sieben Zivilisten und sieben Soldaten, teilte die ukrainische Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk am Samstag mit.

Von russischer Seite gab es zunächst keine Bestätigung. Wereschtschuk zufolge sollen sich insgesamt rund 1000 ukrainische Zivilisten und 700 Militärangehörige in russischer Gefangenschaft befinden. Die Ukraine habe ihrerseits ebenfalls rund 700 russische Soldaten als Kriegsgefangene genommen. Seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen das Nachbarland am 24. Februar hatten Moskau und Kiew bereits mehrfach Gefangene ausgetauscht.

17.52 Uhr: Laut russischer Agenturen 25 Zivilisten aus Mariupoler Stahlwerk evakuiert

Aus dem belagerten Stahlwerk Azovstal in der ukrainischen Hafenstadt Mariupol sind Berichten russischer Nachrichtenagenturen zufolge 25 Zivilisten evakuiert worden.

Unter den Geretteten seien sechs Kinder, meldeten Tass und Ria Nowosti am Samstag übereinstimmend unter Berufung auf ihre jeweiligen Korrespondenten. Unabhängig überprüfen ließen sich die Angaben zunächst nicht. Ukrainischen Angaben zufolge sollen in den Bunkeranlagen des Stahlwerks insgesamt rund 1000 Zivilisten Zuflucht gesucht haben - und nun eingeschlossen sein.

Russland wiederum spricht von rund 2500 ukrainischen Kämpfern und ausländischen Söldnern, die sich dort ebenfalls verschanzt haben sollen. Diese lehnen eine Kapitulation und eine Aufgabe der strategisch wichtigen Stadt am Asowschen Meer, die großteils bereits von den Russen eingenommen ist, bislang ab.

In dem belagerten Stahlwerk Azovstal in der ukrainischen Hafenstadt Mariupol sollen schreckliche Zustände herrschen.
In dem belagerten Stahlwerk Azovstal in der ukrainischen Hafenstadt Mariupol sollen schreckliche Zustände herrschen.  © Victor/XinHua/dpa

17.12 Uhr: Russischer Gouverneur wirft Ukraine Beschuss von Grenzübergang vor

Die Ukraine soll nach russischer Darstellung die grenznahe russische Region Kursk mit Granaten attackiert haben. Am Samstagnachmittag sei ein Grenzübergang in der Ortschaft Krupez mit Granaten angegriffen worden, teilte der Gouverneur der westrussischen Region, Roman Starowojt, mit.

Russische Grenzsoldaten hätten das Feuer erwidert und den Beschuss so gestoppt. Verletzt worden sei niemand. Bereits am Freitag hatte Starowojt erklärt, seine Region sei von ukrainischem Gebiet aus beschossen worden. Die Darstellungen waren zunächst nicht unabhängig überprüfbar. Eine offizielle Reaktion aus Kiew gab es nicht.

17.05 Uhr: Grüne stimmen für Waffenlieferungen an die Ukraine

Die Grünen unterstützen deutsche Waffenlieferungen an die Ukraine zur Verteidigung gegen Russland, lehnen das 2-Prozent-Ziel der Nato aber ab.

"Als Regierungspartei übernehmen wir Verantwortung und stehen in konsequenter Solidarität mit der Ukraine", heißt es in einem am Samstag beim kleinen Parteitag in Düsseldorf beschlossenen Antrag. "Wir warnen den Kreml vor dem Einsatz jeglicher Massenvernichtungswaffen und treten mit aller Entschlossenheit der Aggression des russischen Regimes entgegen."

Dies solle durch die Aufnahme schutzbedürftiger Menschen, Diplomatie, schnelle und konsequente Sanktionen, die "Unterstützung mit wirksamen, auch schweren und komplexen Waffen" und das Annehmen einer aktiven, verantwortlichen Rolle innerhalb der EU-Staaten, der Nato und der Weltgemeinschaft geschehen. "Es geht darum, die Folgen des Krieges einzudämmen und unseren Teil dazu beizutragen, diesen zu beenden."

Das Ziel der Nato, wonach die Bündnisstaaten jährlich zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung ausgeben sollten, lehnte der Parteitag hingegen ab. "Fixe Quoten abseits des Bedarfs der Bundeswehr, bei fehlenden effizienten Beschaffungsstrukturen und einem Zu-wenig an europäischer Zusammenarbeit bedeuten eben genau nicht mehr Sicherheit", heißt es in dem Antrag.

17.04 Uhr: Merz will offenbar am Montag Kiew besuchen!

Der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz (66) will Berichten zufolge am Montag in die ukrainische Hauptstadt Kiew reisen.

Zuerst hatte die Bild am Samstag berichtet, eine Quelle nannte die Zeitung nicht. Der Berliner Tagesspiegel meldete unter Berufung auf Partei- und Sicherheitskreise ebenfalls, dass Merz nach Kiew reisen werde. Eine CDU-Sprecherin bestätigte auf Anfrage die Reisepläne nicht.

Seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine am 24. Februar sind nur wenige deutsche Spitzenpolitiker in das Land gereist. Mitte April waren die Vorsitzenden der Ausschüsse für Auswärtiges, Verteidigung und Europa - Michael Roth (SPD), Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) und Anton Hofreiter (Grüne) - in der westukrainischen Stadt Lwiw.

Einen Besuch von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Kiew hatte die ukrainische Regierung abgelehnt und zugleich Bundeskanzler Olaf Scholz (63, SPD) eingeladen.

Der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz (66).
Der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz (66).  © Fabian Sommer/dpa

16.33 Uhr: Laut Polizeichef weitere Leichen von Zivilisten bei Butscha gefunden

Unweit des Kiewer Vororts Butscha sind ukrainischen Angaben zufolge drei weitere Leichen von Zivilisten gefunden worden.

Russische Soldaten hätten die Männer vor ihrem Tod gefoltert, schrieb der Polizeichef des Kiewer Gebiets, Andrij Njebytow, am Samstag auf Facebook. Die Leichen wiesen etwa Schusswunden an den Ohren auf und seien teils gefesselt und geknebelt gewesen.

Sie seien in einem Waldstück nahe des Dorfs Myrozke verscharrt gewesen und erst am Freitag entdeckt worden. Bereits kurz nach dem Abzug russischer Truppen vor knapp einem Monat hatten in Butscha Funde von Hunderten getöteten Zivilisten weltweit für Entsetzen gesorgt.

Update, 15.29 Uhr: Angelina Jolie offenbar in Lemberg

Auf Twitter teilen die User gerade wie wild ein Video, das Angelina Jolie (46) im ukrainischen Lemberg zeigen soll.

Gefilmt wurde der Clip laut Daily Mail von der Ukrainerin Maya Pidhorodetska. Warum die Hollywoodschauspielerin vor Ort sein könnte, ist bislang offen.

Update, 15.09 Uhr: Macron sichert Ukraine weitere Hilfe zu

Frankreichs wiedergewählter Präsident Emmanuel Macron hat dem ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj in einem Telefonat weitere Unterstützung zugesichert. Dabei gehe es sowohl um militärische als auch um humanitäre Hilfe, hieß es am Samstag aus dem Elyséepalast. Zudem sollen französische Experten weitere Unterstützung beim Sammeln von Beweisen und der Verfolgung von Kriegsverbrechen leisten.

Nach Angaben des Präsidialamts hat Frankreich inzwischen mehr als 615 Tonnen humanitäre Hilfsgüter geschickt, darunter medizinische Ausrüstung und Generatoren für Krankenhäuser. An schweren Waffen wurden unter anderem Panzerabwehrraketen des Typs Milan geliefert sowie die Haubitze Caesar. Nach früheren Angaben beträgt der Gesamtwert der gelieferten Militärgüter mehr als 100 Millionen Euro.

Titelfoto: Sergei Grits/AP/dpa

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