Ukraine-Krieg: Moskau und Kiew tauschen Gefangene aus

Ukraine - Russland hat die benachbarte Ukraine in der Nacht nach Angaben aus Kiew mit dem seit Kriegsbeginn zahlenmäßig größten Drohnenangriff überzogen.

Erneut erreichen russische Drohnennschwärme die Ukraine.
Erneut erreichen russische Drohnennschwärme die Ukraine.  © Efrem Lukatsky/AP/dpa

Zum Einsatz gekommen seien 479 Kampfdrohnen des Typs Shahed und deren Attrappen, 4 Hyperschallraketen des Typs Kinschal, 14 verschiedene Marschflugkörper und 2 Luft-Boden-Raketen des Typs Ch-31, teilte die ukrainische Luftwaffe mit.

"479 Angriffsobjekte aus der Luft sind vernichtet worden", heißt es in der Mitteilung weiter. Unabhängig lassen sich die Angaben nicht überprüfen.

Luftalarm gab es in der Nacht in einer Reihe ukrainischer Regionen. In der Region Riwne im Westen des Landes wurde nach Angaben des dortigen Militärgouverneurs Olexander Kowal ein Zivilist verletzt, in der frontnahen Region Saporischschja gab es drei Verletzte. Der Luftalarm dort dauerte bis in die späten Morgenstunden an.

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Einschläge gab es auch in den Regionen Dnipropetrowsk und Charkiw – letztere wurde den Angaben zufolge vor allem mit gelenkten Gleitbomben attackiert.

Alle relevanten Informationen zum aktuellen Geschehen in der Ukraine und Russland gibt es hier im TAG24-Newsticker.

9. Juni, 15.40 Uhr: Russland und Ukraine tauschen Gefangene aus

Russland und die Ukraine haben mit einem weiteren Gefangenenaustausch begonnen.

Vereinbart worden war er Anfang des Monats in Istanbul bei direkten Verhandlungen von Vertretern Kiews und Moskaus. Die erste Gruppe russischer Soldaten unter 25 Jahren sei aus ukrainischer Gefangenschaft entlassen worden, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Der Ukraine sei im Gegenzug eine ähnliche Zahl Gefangener übergeben worden. Eine genaue Zahl nannte das Ministerium nicht. Kiew bestätigte den Austausch.

Die russischen Soldaten befinden sich nach Angaben aus Moskau derzeit in Belarus und erhalten dort medizinische Hilfe.

"Unsere Leute sind zu Hause", schrieb der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (47) auf der Plattform X. Unter den Heimkehrern seien neben jungen Soldaten auch Schwerverletzte. Auch Selenskyj nannte keine konkrete Zahl.

Seinen Angaben nach ist der Austauschprozess mit Schwierigkeiten verbunden. Er rechne aber damit, dass die in Istanbul ausgehandelte Einigung vollständig umgesetzt werde. Zuletzt hatte es zwischen Moskau und Kiew Streitigkeiten um den Zeitpunkt des Austauschs gegeben.

Bei direkten Verhandlungen von Russland und der Ukraine war ein Gefangenenaustausch vereinbart worden.
Bei direkten Verhandlungen von Russland und der Ukraine war ein Gefangenenaustausch vereinbart worden.  © Uncredited/Rusian Defense Ministry Press Service/AP/dpa

9. Juni, 14.18 Uhr: Bundestag soll sich laut Klöckner nicht einschüchtern lassen

Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (52) hat nach einer Warnung des russischen Parlamentschefs betont, dass sich der Bundestag nicht einschüchtern lasse.

"Weder in seiner außenpolitischen Haltung noch in seinem geschichtlichen Selbstverständnis und seiner Gedenkkultur", werde sich das Parlament einschüchtern lassen, teilte die CDU-Politikerin in einer öffentlichen Reaktion mit.

Der Präsident der russischen Staatsduma, Wjatscheslaw Wolodin, hatte am Samstag in einer Botschaft an den Bundestag vor einer Eskalation der Lage zwischen beiden Ländern gewarnt. Konkreter Anlass der Kritik Wolodins waren die jüngsten Äußerungen von Kanzler Friedrich Merz (69, CDU). Wolodin sagte: "Wir wissen, dass die deutsche Regierung plant, eine Raketenproduktion in der Ukraine aufzubauen. Damit wird die BRD immer mehr in ein militärisches Vorgehen gegen Russland hineingezogen."

Zudem warf Wolodin Merz vor, beim Treffen mit US-Präsident Donald Trump (78) bei der Würdigung der USA nicht auch an den großen Anteil der Sowjetunion am Sieg über Nazi-Deutschland erinnert zu haben.

Julia Klöckner (52) zeigt sich nach außen hin von der Warnung des russischen Parlamentschefs unbeeindruckt.
Julia Klöckner (52) zeigt sich nach außen hin von der Warnung des russischen Parlamentschefs unbeeindruckt.  © Katharina Kausche/dpa

9. Juni, 11.47 Uhr: Fabrik und Flugzeuge in Russland getroffen

Ukrainische Drohnen haben eine Elektronikfabrik in der russischen Teilrepublik Tschuwaschien getroffen. Der Generalstab in Kiew bestätigte den Angriff auf die Fabrik.

Dessen Angaben zufolge war das Unternehmen Ziel, weil dort Antennen für russische Waffen hergestellt würden. Auch in Telegram-Kanälen hieß es zuvor, dass der Betrieb Satellitenempfänger für die russische Armee herstelle. Die Angaben der Kriegsparteien lassen sich nicht unabhängig prüfen.

Der Gouverneur der etwa 650 Kilometer von Moskau entfernten Region, Oleg Nikolajew, schrieb bei Telegram, dass zwei Drohnen auf das Gelände der Fabrik WNIIR in der Stadt Tscheboksary gestürzt seien. Zwei weitere Drohnen seien auf Felder gestürzt. Verletzte gebe es nach ersten Informationen nicht.

Die Ukraine hat eigenen Angaben nach einige relevante Ziele in Russland getroffen.
Die Ukraine hat eigenen Angaben nach einige relevante Ziele in Russland getroffen.  © Efrem Lukatsky/AP/dpa

9. Juni, 7.42 Uhr: Russische Armee greift Kiew mit Drohnen an

Die ukrainische Hauptstadt Kiew ist am späten Sonntagabend erneut Ziel massiver russischer Drohnenangriffe geworden. Die Flugabwehr sei aktiv gewesen, berichteten sowohl die ukrainische Luftwaffe als auch die regionale Militärverwaltung.

Angesichts der bereits zuvor gesichteten Drohnenschwärme war schon frühzeitig Luftalarm ausgelöst worden. Über eventuelle Schäden oder Opfer der Angriffe lagen zunächst keine Informationen vor.

Neben Kiew wurde auch in einer Reihe anderer Gebiete der Ukraine Luftalarm ausgelöst. Dieser galt unter anderem für Sumy, Tschernihiw, Poltawa, Charkiw und Dnipropetrowsk.

8. Juni, 16.20 Uhr: Offensive im ukrainischen Gebiet Dnipropetrowsk

Erstmals während der seit drei Jahren andauernden russischen Militäroffensive dringen Moskaus Streitkräfte nach eigenen Angaben am Boden in die ukrainische Region Dnipropetrowsk vor.

Die russische Armee teilte am Sonntag im Onlinedienst Telegram mit, Kräfte einer Panzereinheit führten eine "Offensive in der Region Dnipropetrowsk" aus. Das Verteidigungsministerium in Moskau erklärte, die eigenen Soldaten hätten "die Westgrenze der Volksrepublik Donezk erreicht" und setzten die Offensive nun "in der Region Dnipropetrowsk" fort.

Der ukrainische Generalstab in Kiew widersprach der russischen Darstellung. "Die Information entspricht nicht den Tatsachen", sagte ein Vertreter des Generalstabs im Gespräch mit ukrainischen Medien. "Der Feind ist nicht in die Region Dnipropetrowsk eingedrungen."

Ein russischer T-80 Panzer bei einer Übung.
Ein russischer T-80 Panzer bei einer Übung.  © Russisches Verteidigungsministerium

8. Juni, 13.15 Uhr: Russland wartet auf Abnahme von 1212 toten Ukrainern

Russische Vertreter warten nach eigenen Angaben weiter mit 1212 gekühlten Überresten gefallener Soldaten in Lastwagen nahe der ukrainischen Grenze und fordern die Abnahme der Toten.

Die russische Seite erwarte eine Mitteilung über die ukrainischen Kanäle, ob die "humanitäre Aktion" umgesetzt oder womöglich auf nächste Woche verschoben werde, sagte der Vertreter des russischen Verteidigungsministeriums, Alexander Sorin, Moskauer Medienvertretern. "Wir sind bereit, mehr als 6000 Leichen in Fuhren zu übergeben – per Straßentransport und auf dem Schienenweg", sagte der Generalleutnant.

Das russische Staatsfernsehen zeigte die weißen Lastwagen des Zivilschutzministeriums an einer befahrenen Straße. Bereits am Vortag hatte Sorin im Telegram-Kanal des Verteidigungsministeriums ein Video veröffentlicht, auf dem die Lastwagen mit den Kühlcontainern zu sehen waren.

Im Inneren lagen weiße Säcke, in denen die Überreste der ukrainischen Soldaten sein sollen.

8. Juni, 8.29 Uhr: Mindestens ein Toter bei russischen Angriffen in der Nacht

Bei neuen russischen Angriffen in der Nacht zum Sonntag ist nach ukrainischen Angaben mindestens ein Mensch getötet worden.

Die Industrieregion Dnipropetrowsk sei mit Drohnen, Artillerie und Raketen angegriffen worden, teilte der Leiter der örtlichen Militärverwaltung, Mykola Lukaschuk, am Morgen mit. Dabei seien Gebäude, darunter ein Kindergarten, und Stromleitungen zerstört worden.

8. Juni, 7.23 Uhr: Russen sehen Deutschland als feindlichstes Land

Deutschland ist nach einer Umfrage des unabhängigen Moskauer Meinungsforschungsinstituts Lewada für die Russen inzwischen das ihnen gegenüber am feindlichsten eingestellte Land.

55 Prozent der Befragten nannten demnach Deutschland bei der Frage nach den unfreundlichsten Staaten an erster Stelle; seit Mai 2020 sei das ein Zuwachs von 40 Prozentpunkten, teilte Lewada in Moskau mit.

Zwei Jahrzehnte hielten die USA die Spitzenposition, nun nannten das Land nur noch 40 Prozent der Befragten - nach noch 76 Prozent im vergangenen Jahr. Das hänge mit der Wiederbelebung der russisch-amerikanischen Beziehungen unter US-Präsident Donald Trump zusammen, hieß es.

Dagegen sieht sich Deutschland – nicht zuletzt wegen der Waffenlieferungen an die von Russland angegriffene Ukraine – bei der russischen Führung zunehmend in der Kritik.

Laut einer Umfrage sehen viele Russen inzwischen Deutschland als das ihnen gegenüber am feindlichsten eingestellte Land.
Laut einer Umfrage sehen viele Russen inzwischen Deutschland als das ihnen gegenüber am feindlichsten eingestellte Land.  © Ulf Mauder/dpa

7. Juni, 19.18 Uhr: Gleitbomben-Terror in Charkiw: Russland bombardiert Kindereisenbahn

Russland hat nach den schwersten Luftangriffen seit Kriegsbeginn auf die ostukrainische Stadt Charkiw laut Behörden am frühen Abend erneut Gleitbomben im Stadtzentrum abgeworfen.

Eine 30 Jahre alte Frau sei getötet worden, teilte Militärgouverneur Oleh Synjehubow bei Telegram mit, mehr als 40 Personen wurden demnach verletzt.

Russland habe vier Gleitbomben im Stadtzentrum abgeworfen; zwei Gebäude einer Kindereisenbahn, Zugwaggons und zwei Privathäuser seien beschädigt worden, so der Gouverneur. Es handele sich um einen beliebten Ort, an dem Familien samstags ihre Freizeit verbringen.

"Das macht militärisch keinen Sinn. Reiner Terrorismus", sagte Präsident Wolodymyr Selenskyj

Nach dem russischen Terror-Angriff auf die Innenstadt von Charkiw: Ein Polizist bringt eine verwundete Person in die stabile Seitenlage.
Nach dem russischen Terror-Angriff auf die Innenstadt von Charkiw: Ein Polizist bringt eine verwundete Person in die stabile Seitenlage.  © DSNS Ukraine

7. Juni, 12.11 Uhr: Russlands Parlamentschef warnt Merz vor Eskalation

Der russische Parlamentschef Wjatscheslaw Wolodin hat in einer Botschaft an den Bundestag vor einer Eskalation der Lage zwischen beiden Ländern gewarnt.

"Die heutige deutsche Regierungselite schafft die Voraussetzungen für eine Verschärfung der Situation und provoziert Zusammenstöße zwischen unseren Ländern", sagte Wolodin in einer auch als Video verbreiteten Botschaft. Es sei die Frage, ob die deutsche Bevölkerung eine Konfrontation wolle. "Wir wollen das nicht. Aber wenn es dazu kommt, dann sind wir dazu bereit", sagte Wolodin.

Konkreter Anlass der Kritik Wolodins sind die jüngsten Äußerungen von Kanzler Friedrich Merz (CDU). "Wir wissen, dass die deutsche Regierung plant, eine Raketenproduktion in der Ukraine aufzubauen. Damit wird die BRD immer mehr in ein militärisches Vorgehen gegen Russland hineingezogen", sagte Wolodin.

"Wohin das führen kann, verstehen Sie selbst", meinte er mit Blick auf den Zweiten Weltkrieg.

Russlands Parlamentschef Wjatscheslaw Wolodin (61) hat in einer Botschaft an den Bundestag vor einer Eskalation der Lage gewarnt.
Russlands Parlamentschef Wjatscheslaw Wolodin (61) hat in einer Botschaft an den Bundestag vor einer Eskalation der Lage gewarnt.  © -/AP/dpa

7. Juni, 7.28 Uhr: Bislang heftigster Angriff auf Großstadt Charkiw gemeldet

Bei massiven russischen Luftangriffen auf die ostukrainische Stadt Charkiw hat es in der Nacht Berichten zufolge mehrere Opfer gegeben.

An verschiedenen Orten in der zweitgrößten Stadt des Landes schlugen demnach sogenannte Kamikaze-Drohnen, Raketen und Gleitbomben, wie die Nachrichtenagentur RBK-Ukraine unter Berufung auf Behördenangaben berichtete. Infolge der Angriffe, die am frühen Morgen andauerten, seien mehrere Brände ausgebrochen.

"Charkiw erlebt derzeit den stärksten Angriff seit Beginn des Krieges. In den letzten anderthalb Stunden waren mindestens 40 Explosionen in der Stadt zu hören", schrieb Bürgermeister Ihor Terechow laut dem Bericht auf Telegram. Er sprach von einem Toten, RBK-Ukraine von mehreren Verletzten.

Blick auf ein schwer beschädigtes Wohnhaus in Charkiw nach dem jüngsten russischen Angriff.
Blick auf ein schwer beschädigtes Wohnhaus in Charkiw nach dem jüngsten russischen Angriff.  © Andrii Marienko/AP/dpa

6. Juni, 18.20 Uhr: Kreml verärgert wegen Trumps Kleinkinder-Vergleich

Der Kreml hat verärgert auf einen Vergleich von US-Präsident Donald Trump reagiert, der den Ukraine-Krieg mit einem erbitterten Streit zwischen Kleinkindern verglichen hat.

Vielleicht sei Trump dieser Meinung, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow in Moskau. "Aber für uns ist das eine existenzielle Frage, eine Frage unserer nationalen Interessen, eine Frage unserer Sicherheit, der Zukunft unserer Kinder, der Zukunft unseres Landes", sagte Peskow der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass zufolge.

Auf Russlands Rolle als Angreifer im Krieg ging der Sprecher nicht ein. Russland kämpfe, weil der Westen alle Moskauer Vorschläge für eine Lösung des Konflikts verworfen habe, behauptete Peskow.

Bei seinem Gespräch mit Bundeskanzler Friedrich Merz im Weißen Haus hatte Trump beiden Kriegsparteien unterstellt, sie wollten unbedingt weiterkämpfen. "Manchmal sieht man zwei kleine Kinder, die sich wie verrückt streiten", sagte er. "Sie wollen nicht auseinandergezogen werden. Manchmal ist es besser, sie eine Weile kämpfen zu lassen und sie dann auseinanderzuziehen."

Titelfoto: Uncredited/Rusian Defense Ministry Press Service/AP/dpa

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