Experte besorgt: Kriegsangst in Deutschland wächst
Von Lukas Fortkord
Frankfurt am Main - Angesichts schwelender Konflikte in der Ukraine oder im Nahen Osten ist Kriegsangst auch 80 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg ein aktuelles Thema in Deutschland.

Der Psychotherapeut und Bundesvorsitzende des Verbands der Vertragspsychotherapeuten, Mathias Heinicke, sieht eine wachsende Kriegsangst in der Bevölkerung.
"Je näher geografisch der Konflikt rückt, umso mehr nimmt auch die Kriegsangst zu", sagte er der Deutschen Presse-Agentur (dpa).
In seiner Praxis sehe er vermehrt Sorgen und Zukunftsängste infolge von Konflikten bei seinen Patienten. Insbesondere die räumliche Nähe in Europa zur Ukraine spiele eine Rolle.
Neben der Geografie seien auch Nachrichten, Bilder und soziale Medien ausschlaggebend für Angst vor Kriegen.
"Die Bilder, die wir zu sehen bekommen, wie Leichen am Boden liegen, wie Häuser zerstört werden, wie Kinderkrankenhäuser beschossen werden, sind massiv angstverstärkend", sagte Heinicke.
Social-Media-Kanäle können stark zur Angst beitragen

Konnte man früher einfach das Radio oder den Fernseher ausschalten, wird man heutzutage über das Smartphone ständig neuen Informationen und eben auch Nachrichten, Bildern und Videos ausgesetzt.
Besonders Social-Media-Kanäle, "wo manches ja auch völlig ungefiltert, auch unreflektiert geteilt wird", könnten deutlich zu Angst vor Kriegen, Zerstörung und der Zukunft beitragen.
Kriegsangst ist kein fester Begriff in der Psychotherapie. Die Symptome können ganz unterschiedlich sein: Anspannung und Nervosität, ständiges Nachdenken und Grübeln, Panikattacken, Kopfschmerzen, Herzrhythmusstörungen oder auch Gereiztheit.
Wer sich selbst von Kriegsangst gefährdet sieht und solchen Inhalten aus dem Weg gehen möchte, sollte die eigenen Kanäle filtern, rät Heinicke. "Ich muss mir ja nicht immer alles, was prinzipiell möglich ist, auch anschauen."
Da sei man als Einzelperson gefordert, für sich eine Grenze zu setzen oder gezielt Inhalte zu blockieren.
Titelfoto: Bild-Montage: Dmytro Smolienko/Ukrinform/dpa, Kay Nietfeld/dpa