Ukraine-Krieg, Tag 122: Russische Truppen haben Sjewjerodonezk vollständig besetzt

Ukraine - Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine läuft bereits seit 122 Tagen. Die Ukraine zeigt sich zuversichtlich, den Weg hin zu einer EU-Mitgliedschaft zu meistern. Alle aktuellen Entwicklungen des Tages gibt es hier im TAG24-Liveticker.

Lyssytschansk nach einem Luftangriff Mitte Juni. Nun spitzt sich die Lage rund um die umkämpfte Großstadt im Osten des Landes erneut zu.
Lyssytschansk nach einem Luftangriff Mitte Juni. Nun spitzt sich die Lage rund um die umkämpfte Großstadt im Osten des Landes erneut zu.  © Efrem Lukatsky/AP/dpa

Die militärische Lage rund um die umkämpfte Großstadt Lyssytschansk im Osten des Landes spitzt sich zu. Russland behauptete, dort Stellungen der Ukrainer durchbrochen zu haben. Zuvor hatte der Generalstab der ukrainischen Armee von Luftangriffen durch Russland auf Lyssytschansk gesprochen.

Im gesamten Land gab es in der Nacht zum Samstag einmal mehr Luftalarm. Wie die ukrainische Nachrichtenseite 24tv berichtete, gab es Berichte über Explosionen etwa aus der Stadt Saporischschja im Südosten.

Russlands Präsident Wladimir Putin (69) trifft am heutigen Samstag den belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko (67) in St. Petersburg. Bei dem Gespräch geht es der russischen Nachrichtenagentur Interfax zufolge um einen Ausbau der strategischen Partnerschaft zwischen beiden Ländern.

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Die Geschehnisse des gestrigen Tages könnt Ihr im TAG24-Ticker von Freitag nachlesen. Alle aktuellen Entwicklungen am heutigen Samstag, dem 25. Juni, gibt es hier im Liveticker.

22.27 Uhr: Erdogan pocht auf "konkrete" Schritte von Schweden und Finnland

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan beharrt weiter auf den Bedenken seines Landes gegen einen möglichen Nato-Beitritt Schwedens und Finnlands.

Die beiden Länder müssten zunächst "konkrete und ernst gemeinte" Schritte etwa gegen die kurdischen Organisationen PKK und YPG unternehmen, machte Erdogan nach Angaben seines Präsidialamtes am Samstag in einem erneuten Telefonat mit Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg deutlich.

Schweden und Finnland hatten Mitte Mai die Aufnahme in die Verteidigungsallianz beantragt. Die Türkei blockiert bislang aber den Aufnahmeprozess und begründet seine Haltung mit der angeblichen Unterstützung Finnlands und Schwedens von "Terrororganisationen" wie der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK und der syrischen Kurdenmiliz YPG. Schweden und Finnland weisen das zurück.

21.36 Uhr: Nukleares Forschungszentrum in Charkiw unter Beschuss

Die nukleare Forschungseinrichtung "Neutronenquelle" in der ostukrainischen Stadt Charkiw ist nach ukrainischen Angaben erneut unter Beschuss geraten.

Dabei seien Gebäude und Infrastruktur wie Lüftungskanäle beschädigt worden, teilte die Nuklearaufsichtsbehörde des Landes am Samstag mit. Der Teil der Anlage, wo der Kernbrennstoff gelagert wird, wurde nicht in der Auflistung der Schäden erwähnt. Es sei keine erhöhte Strahlung festgestellt worden.

Die Ukraine machte Russland für den Angriff verantwortlich. Das ließ sich aber nicht überprüfen.

Derzeit untersuche das Personal die Schäden. Dies werde aber wegen der Gefahr neuer Angriffe erschwert, hieß es. Bei einem neuen Beschuss durch russische Truppen könne nicht ausgeschlossen werden, dass die nukleare Sicherheit beeinträchtigt werden könne, teilte die Behörde weiter mit.

In Charkiw ist eine nukleare Forschungseinrichtung unter Beschuss geraten.
In Charkiw ist eine nukleare Forschungseinrichtung unter Beschuss geraten.  © Andrii Marienko/AP/dpa

20.08 Uhr: Russland will Raketensystem Iskander nach Belarus verlegen

Russland will seine Boden-Raketen vom Typ Iskander ins Nachbarland Belarus verlegen. Das werde in den nächsten Monaten erfolgen, sagte Präsident Wladimir Putin am Samstag der Staatsagentur Tass zufolge. Er äußerte sich bei einem Treffen mit dem belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko in St. Petersburg.

Die Iskander-M könnten "sowohl ballistische Raketen als auch Marschflugkörper aufnehmen - sowohl in konventioneller als auch in nuklearer Ausführung", meinte Putin. Sie haben russischen Medien zufolge eine Reichweite von bis zu 500 Kilometern. Details sollten die Verteidigungsminister beider Länder besprechen, sagte Putin.

Seinen Angaben zufolge sollen die Kampfflugzeuge von Belarus vom Typ Su-25 nachgerüstet werden. "Diese Modernisierung sollte in Flugzeugfabriken in Russland vorgenommen werden." Dann könnten diese Flugzeuge auch Atomwaffen transportieren.

Belarus ist ein enger Verbündeter Russlands. Nach ukrainischen Angaben vom Samstag hatten russische Truppen Raketen auf die ukrainischen Städte Schytomyr und Tschernihiw aus Belarus abgefeuert.

19.14 Uhr: Russische Truppen haben Sjewjerodonezk laut Bürgermeister besetzt

Die schwer umkämpfte Stadt Sjewjerodonezk im Osten der Ukraine ist nach ukrainischen Angaben vollständig von russischen Truppen besetzt worden.

Sie versuchten dort, ihre eigenen Regeln aufzustellen, sagte Bürgermeister Oleksandr Strjuk am Samstag der Agentur Unian zufolge. "Soweit ich weiß, haben sie eine Art Kommandanten ernannt." Unklar war, wo sich Strjuk aufhielt.

Nach seinen Angaben haben sich regierungstreue Truppen zu großen Teilen aus der Stadt zurückgezogen. Sie hätten andere Stellungen bezogen, sagte der Bürgermeister der ukrainischen Nachrichtenseite 24tv zufolge. Zahlen und Details nannte er nicht. Die Truppen hätten die Chemiefabrik "Azot" verlassen. Dort hielten sich demnach noch Zivilisten auf.

Die ukrainische Armee hatte am Freitag ihren Rückzug aus der Stadt angeordnet. Das sollte einige Tage in Anspruch nehmen. Sjewjerodonezk zählte bislang zu den letzten Teilen von Luhansk, die noch nicht von russischen und prorussischen Kämpfern erobert waren.

Sjewjerodonezk befindet sich laut ukrainischen Angaben vollständig in der Hand der russischen Besatzer.
Sjewjerodonezk befindet sich laut ukrainischen Angaben vollständig in der Hand der russischen Besatzer.  © Victor/XinHua/dpa

18.48 Uhr: US-Regierung lobt Deutschland vor G7-Gipfel

Vor Beginn des G7-Gipfels in Bayern hat die US-Regierung die Bedeutung der engen Partnerschaft mit Deutschland unterstrichen.

"Deutschland ist ein starker Nato-Verbündeter", sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates im Weißen Haus, John Kirby, am Samstag vor Journalisten auf dem Flug nach München. "Präsident (Joe) Biden schätzt natürlich die enge Partnerschaft mit Deutschland." Kirby lobte besonders die Rolle Deutschlands bei der Unterstützung der Ukraine nach dem Angriff Russlands. Dass Deutschland auch "tödliche Waffensysteme" an die Ukraine liefere, sei sehr wichtig.

Kirby spielte auf die Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine durch Deutschland an, gegen die die Bundesregierung sich zunächst gesperrt hatte. Andere Waffen hatte Deutschland dagegen zur Verfügung gestellt. Biden will vor Beginn des G7-Gipfels in Schloss Elmau am Sonntag zu einem bilateralen Gespräch mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zusammenkommen.

Kirby sagte, Biden und Scholz würden sich weiterhin eng abstimmen, wie sie es zum Beispiel im Fall der Ukraine getan hätten. Ein Schwerpunkt beim G7-Gipfel werde darauf liegen, den russischen Präsidenten Wladimir Putin zur Verantwortung zu ziehen. Der Gipfel werde außerdem nach Möglichkeiten suchen, die Gewinne zu minimieren, die die derzeit hohen Ölpreise Putin bescherten.

15.37 Uhr: Wiens Stadtchef nach Gespräch mit angeblichem Klitschko: "Ärgerlich"

Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (61) ist während eines betrügerischen Fake-Telefonats mit einem Unbekannten, der sich als Vitali Klitschko ausgab, ein unüblicher Tonfall aufgefallen.

Der angebliche Kiewer Bürgermeister sei gegen Ende des Telefonats ungewöhnlich fordernd geworden, sagte Ludwig am Samstag dem Sender ORF. "Aber es hätte mich jetzt nicht dazu gebracht, jetzt irgendwie das zu hinterfragen", sagte er.

"Nachdem in dem Gespräch keine verfänglichen Themen behandelt worden sind, ist das im konkreten Anlassfall sicher ärgerlich, aber kein großes Problem", meinte der sozialdemokratische Ludwig.

Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (61).
Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (61).  © Helmut Fohringer/APA/dpa

12.39 Uhr: Klitschko will Fake-Anrufe dringend aufklären

Nach Fake-Anrufen eines angeblichen Vitali Klitschko (50) in europäischen Rathäusern fordert der Kiewer Bürgermeister Aufklärung.

"Das ist kriminelle Energie. Es muss dringend ermittelt werden, wer dahinter steckt", sagte Klitschko in einem Video, das "Bild" am Samstag verbreitete.

Betroffen von den Anrufen war unter anderem Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (44, SPD).

Klitschko sagte: "Bei mehreren Bürgermeistern in Europa hat sich ein falscher Klitschko gemeldet, der absurde Dinge von sich gegeben hat." Klitschko betonte, offizielle Gespräch könne es nur über offizielle Kanäle in Kiew geben. Für Gespräche auf Deutsch oder Englisch brauche er auch nie einen Übersetzer, fügte er hinzu.

11.35 Uhr: Russisches Militär meldet Tötung von 80 polnischen Kämpfern

Das russische Militär hat nach eigenen Angaben im Osten der Ukraine 80 polnische Kämpfer in den Reihen der ukrainischen Armee getötet.

Durch einen Raketenangriff auf das Zinkwerk "Megatex" in der Stadt Kostjantyniwka seien 80 polnische "Söldner" liquidiert worden, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, am Samstag in Moskau.

Russland bezeichnet alle auf Seiten der Ukraine kämpfenden Freiwilligen als Söldner. Konaschenkow berichtete zudem über einen Raketenangriff auf Mykolajiw im Süden der Ukraine, bei dem 300 Soldaten getötet worden seien.

10.30 Uhr: Ukraine meldet viele russische Raketenangriffe

Im Ukraine-Krieg hat Russland nach Angaben aus Kiew am Samstag mehrere ukrainische Regionen mit Raketen unter Beschuss genommen, auch aus dem Nachbarland Belarus.

In den Gebieten Chmelnyzkyj, Lwiw, Mykolajiw, Schytomyr und Tschernihiw seien Einschläge registriert worden, meldete die Nachrichtenagentur Unian am Samstag. Die Region Dnipropetrowsk sei zudem mit Artillerie beschossen worden. Allein in der Umgebung von Schytomyr – einer Großstadt westlich von Kiew – schlugen nach Angaben von Bürgermeister Serhij Suchomlin 24 Raketen ein. Dabei sei ein Soldat getötet worden.

8.15 Uhr: Klitschko will mit Giffey bald über "offizielle Kanäle" sprechen

Nach einem Fake-Telefonat eines vorgeblichen Vitali Klitschko (50) mit Berlins Regierender Bürgermeisterin Franziska Giffey (44) hofft der echte Kiewer Bürgermeister auf ein baldiges Gespräch mit der SPD-Politikerin.

Der "Bild"-Zeitung sagte Klitschko, nachdem er von dem Fake-Anruf bei Giffey und Madrids Bürgermeister José Luis Martinez-Almeida (47) erfahren habe: "Ich hoffe, dass wir bald über meine offiziellen Kanäle telefonieren können." Klitschko fügte hinzu: "Ich brauche dann auch keine Übersetzer."

Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (44).
Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (44).  © Fabian Sommer/dpa

7.23 Uhr: Ukrainer halten Nachschubweg Richtung Lyssytschansk

Die ukrainischen Streitkräfte haben nach eigenen Angaben Angriffe auf eine wichtige Nachschubroute für die Großstadt Lyssytschansk im Osten des Landes abgewehrt.

"In Richtung Bachmut haben die ukrainischen Kämpfer den Angriff feindlicher Infanterie zwischen den Ortschaften Wolodymyriwka und Pokrowske gestoppt", teilte der ukrainische Generalstab am Samstag mit. Von Bachmut aus führt eine wichtige Versorgungsstraße an den genannten Ortschaften vorbei nach Lyssytschansk.

Titelfoto: Victor/XinHua/dpa

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