Rakete nahe AKW eingeschlagen - Selenskyj: "Wir müssen es stoppen, solange es nicht zu spät ist"

Kiew (Ukraine) - Kaum, dass es um das ukrainische Atomkraftwerk in Saporischschja ein bisschen ruhiger geworden ist, bereitet das nächste Grund zur Sorge. Laut Präsident Wolodymyr Selenskyj (44) schlug nun in der Nähe des AKW Pivdennoukrainsk eine Rakete ein.

Ukraine-Präsident Wolodymyr Selenskyj (44).
Ukraine-Präsident Wolodymyr Selenskyj (44).  © dpa/Sarsenov Daniiar

"Wir müssen es stoppen, solange es nicht zu spät ist", schrieb Selenskyj Montag in den sozialen Medien und warf Russland den Beschuss nahe des südukrainischen Atomkraftwerkes vor.

Das befindet sich etwa 300 Kilometer von der Hauptstadt Kiew entfernt und erreicht mit seinen drei in Betrieb befindlichen Reaktoren eine Nettoleistung von 2850 Megawatt.

Neben Selenskyj berichtete auch der staatliche Atomkraftwerksbetreiber Enerhoatom von dem Angriff auf ein Industriegelände nahe dem AKW, bei dem drei Hochspannungsleitungen und eine Anlage des nahen Wasserkraftwerks beschädigt wurden sein sollen.

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Im AKW-Gebäude selbst gingen mehr als 100 Fenster durch die Druckwelle der Detonation zu Bruch.

Abseits der neuen AKW-Sorgen äußerte sich Selenskyj auch zur zuletzt scheinbar zum Stillstand gekommenen Gegenoffensive der ukrainischen Truppen.

So schaut es, Stand Montag, um das Kriegsgeschehen in der Ukraine aus.
So schaut es, Stand Montag, um das Kriegsgeschehen in der Ukraine aus.  © dpa Grafik
Der Krater nahe dem Atomkraftwerk ist deutlich zu erkennen.
Der Krater nahe dem Atomkraftwerk ist deutlich zu erkennen.  © dpa/Uncredited/South Ukraine Nuclear Power Plant Press Office/AP

Moskau wehrt sich gegen Folter-Vorwürfe

Zerbrochene Fensterscheiben in einem Gebäude des Industriegebiets des südukrainischen Kernkraftwerks in Juschnoukrajinsk.
Zerbrochene Fensterscheiben in einem Gebäude des Industriegebiets des südukrainischen Kernkraftwerks in Juschnoukrajinsk.  © dpa/Uncredited/South Ukraine Nuclear Power Plant Press Office/AP

"Vielleicht erscheint es irgendjemandem unter Ihnen so, dass nach einer Reihe von Siegen Stille eingetreten ist, doch das ist keine Stille." Vielmehr bereite man den nächsten Schlag vor, dessen Ziel die Rückeroberung von Mariupol, Melitopol und Cherson sei.

Auch die Territorien der von Moskau unterstützten Separatisten im Osten des Landes und Städte auf der seit 2014 von Russland annektierten Krim wolle man zurückerobern. "Denn die gesamte Ukraine muss frei sein."

Befreit wurde zuletzt unter anderem die Stadt Isjum (Region Charkiw), in dessen unmittelbarer Nähe man Massengräber mit etwa 440 Leichen fand - einige von ihnen sollen Folterspuren aufgewiesen haben. Das wiederum veranlasste Präsident Selenskyj, Russland Nazi-Praktiken vorzuwerfen.

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Das wehrte sich jetzt gegen die ukrainischen Vorwürfe. "Das ist eine Lüge", so Kremlsprecher Dmitri Peskow (54) laut "Interfax". Sein Land werde die "Wahrheit" verteidigen.

Titelfoto: Bildmontage: dpa/Uncredited/South Ukraine Nuclear Power Plant Press Office/AP/dpa/Sarsenov Daniiar

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