Bis zu 250 Euro Strafe: Was Du alles über Deinen Kaugummi wissen solltest!

Frankfurt am Main - Kaugummis sorgen für frischen Atem, bauen Stress ab und können zwischendurch auch mal das Zähneputzen ersetzen. Der klebrig-bunte Kauspaß ist wortwörtlich in aller Munde, hat aber auch seine Kehrseite.

Bei der Herstellung von natürlicher Kaumasse wird die Baumrinde angeritzt und der klebrige Milchsaft für die Weiterverarbeitung aufgefangen.
Bei der Herstellung von natürlicher Kaumasse wird die Baumrinde angeritzt und der klebrige Milchsaft für die Weiterverarbeitung aufgefangen.  © Forest Gum

Denn viele wissen gar nicht, woraus der beliebte Süßwarenartikel eigentlich besteht: Die schockierende Wahrheit über Kaugummis und welche Alternativen es gibt.

Der Kaugummi ist ein wahrer Klassiker, wenn man bedenkt, dass schon vor 2000 Jahren die Maya in Mittelamerika begeistert von Chicle-Kaugummi waren. Ursprünglich wurde dieser nämlich aus dem klebrigen Milchsaft des Kautschuk- oder Breiapfelbaumes gewonnen.

Auch die alten Griechen kauten vor mehr als 2500 Jahren Mastix-Harz, um ihre Zähne zu reinigen und den Atem angenehmer zu machen.

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Zum wahren Kassenschlager wurde der Kaugummi 1871 durch den Erfinder Thomas Adams und den Geschäftsmann William Wrigley Junior. Diese mischten Chicle mit Zucker und Aromen und trugen so maßgeblich dazu bei, dass bis heute der Kaugummi in aller Munde ist.

So natürlich wie einst ist der handelsübliche Kaugummi leider schon lange nicht mehr und selbst der Blick auf die Kaugummi-Verpackung verrät nur wenig über den eigentlichen Inhalt.

Frischer Atem dank Erdöl

Hinter dem Begriff "Kaumasse" verbirgt sich nämlich tatsächlich ganz besonders eins: erdölbasierter Kunststoff! Wer hätte gedacht, dass knapp 10 Millionen Deutsche mehrmals pro Woche auf dem gleichen Material herumkauen, aus dem auch Autoreifen, Plastikverpackungen und synthetische Kleidung hergestellt wird?

Um den Kunststoff schmackhaft zu gestalten und die Konsistenz auch über eine lange Zeit gewährleisten zu können, werden Zucker, künstliche Farbstoffe und Aromen, Füllstoffe, Verdickungsmittel, Stabilisatoren, Antioxidationsmittel und Geschmacksverstärker beigefügt.

Dabei kursieren zahlreiche Studien, die unter anderem Epilepsie, Schlaflosigkeit, Diabetes und sogar Krebserkrankungen in Verbindung zu denen in Kaugummis verwendeten Süßungs-, Zusatz- und Konservierungsmitteln bringen.

Obwohl laut Verbraucherzentrale alle zugelassenen Kaugummis auf dem Markt prinzipiell als unverdaulich und durch die geringen Verzehrmengen auch als ungiftig gelten, klingt "lecker" doch irgendwie anders – oder?

Umwelteinfluss

Statt auf Plastik und Erdöl herumzukauen, gibt es auch viele natürliche und leckere Alternativen.
Statt auf Plastik und Erdöl herumzukauen, gibt es auch viele natürliche und leckere Alternativen.  © rfstudio

Durch die ganzen künstlichen Inhaltsstoffe überrascht es nicht, dass diese Art von Kaugummi nicht biologisch abbaubar ist. Achtlos ausgespuckt verbleibt er sogar noch über Jahrzehnte hinweg als Plastikmüll in unserer Umgebung. Dabei wird mit dem Begriff "Littering" (zu deutsch "Vermüllung") das Wegwerfen oder Liegenlassen von beispielsweise Kaugummis, Bonbonpapier oder Taschentüchern bezeichnet.

Sage und schreibe 900 Millionen Euro werden allein in Deutschland für das Entfernen von Kaugummis in öffentlichen Räumen ausgegeben! Dabei fallen pro Kaugummi ein bis drei Euro für die Entfernung an. Bei 35 bis 89 Kaugummis pro Quadratmeter in den Innenstädten läppert sich schnell ein ganz schönes (schreckliches) Sümmchen zusammen.

Kaugummi ist also nicht einfach nur eklig und ärgerlich, wenn er unter Tischen und Bänken, an Schuhsohlen oder sogar Laternen klebt, sondern ist achtlos ausgespuckt eine Umweltverschmutzung, die jetzt auch den Sündern teuer zu stehen kommt.

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Obwohl hier zulande das Ausspucken von Kaugummi früher mit nur knapp 20 Euro geahndet wurde, drohen mittlerweile Bußgelder zwischen 100 und 250 Euro.

Maßnahmen wie diese wurden auch allerhöchste Zeit und im Vergleich zu Singapur kommen wir noch relativ glimpflich davon.

Dort besteht beispielsweise schon seit 1992 ein landesweites Verbot, das den Verkauf sowie das Kauen von Kaugummi untersagt. Die Strafen schlagen dort auch direkt mit 500 US-Dollar zu Buche. Kein Wunder also, dass Singapur als die sauberste Stadt der Welt gilt.

Es ist Zeit nachhaltiger zu kauen

Obwohl der englische Künstler Ben Wilson aus Kaugummis auf der Straße kleine Kunstwerke kreiert, lautet das Motto "ordnungsgemäß entsorgen statt achtlos ausspucken".
Obwohl der englische Künstler Ben Wilson aus Kaugummis auf der Straße kleine Kunstwerke kreiert, lautet das Motto "ordnungsgemäß entsorgen statt achtlos ausspucken".  © wikimedia Commons

Kaugummi ist seit Jahrhunderten Kult und für viele von uns auch nicht mehr aus dem Alltag wegzudenken. Egal ob süßer Bubblegum, erfrischender Pfefferminzkaugummi oder als natürliche Chicle Variante, dass Motto lautet: ordnungsgemäß entsorgen statt achtlos ausspucken!

Dabei gibt es auch spannende Start-up Projekte wie Gumshoe, die gekaute Kaugummis als Rohstoff für die Schuhproduktion nutzen. Dabei heißt es wortwörtlich Schritt für Schritt zu mehr Nachhaltigkeit.

Seit einiger Zeit erleben auch die ursprünglichen Kaugummi-Varianten aus Chicle oder Mastix ein wahres Comeback. Bio-Kaugummis wie die von Chicza, True-Gum, Forest Gum oder Alpengummi sind nicht nur lecker, sondern auch umweltfreundlich!

Wer neugierig ist und selbst einmal Kaugummi aus Bienenwachs, Süßgummi-Saft oder natürlichem Gummi herstellen will, erfährt bei wikiHow, wie‘s geht.

Kaugummi kauen ist und bleibt Kult. Ob man dabei die natürliche Variante oder die Kunststoff-Kaumasse bevorzugt, ist jedem selbst überlassen.

Wichtig ist aber in jedem Fall, dass der Kaugummi ordnungsgemäß entsorgt wird und nicht an der nächsten Schuhsohle kleben bleibt.

So geben wir nicht nur auf unsere Mitmenschen acht, sondern schützen auch Mutter Natur!

Über die Autorin

TAG24-Kolumnistin Gina Gadis.
TAG24-Kolumnistin Gina Gadis.  © Gina Gadis

Gina Gadis (25) wurde in Dresden geboren und studierte in Freiberg Wirtschaftsingenieurwesen. Zwischen ihrem Bachelor und dem Master ging sie auf Reisen.

Knapp zwei Jahre bereiste Gina die Welt, zehn Monate davon war sie in Asien unterwegs.

Hier kam es zur Initialzündung. Denn vielerorts in Asien sind die Menschen nicht mehr Herr über die Vermüllung ihrer Orte.

Gina sammelte schon auf ihrer Reise Müll ein, öffentlichkeitswirksam begeisterte sie auch immer mehr Menschen in ihrer Heimat für das Thema.

Als sie zurück nach Deutschland kam (aktuell Masterstudentin in Darmstadt), verfolgte sie weiter die Müll-Thematik. Sie schreibt nun unter anderem diese Kolumne für TAG24.

Titelfoto: Bild-Montage: rfstudio/Gina Gadis

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