Grünen-Sprecher: "Die Schifffahrt auf der Elbe ist tot"
Magdeburg - Anfang des Monats erreichte der Elbpegel in Magdeburg einen Tiefenrekord von 44 Zentimetern - ist die historische Schifffahrt auf dem Strom bald Geschichte?
Alles in Kürze
- Grünen-Sprecher: Schifffahrt auf der Elbe ist tot
- Elbpegel in Magdeburg erreicht Tiefenrekord
- Grünen fordern Stopp des Ausbaus und mehr Naturschutz
- Abwasser läuft ungefiltert in die Elbe
- Grünen bevorzugen Renaturierung und Tourismus

Auf einer Pressekonferenz zur Zukunft der Elbe sprechen sich die Grünen klar für das Ende der Binnenschifffahrt aus.
Fraktionsvorsitzende Cornelia Lüddemann (57) aus Dessau-Roßlau paddelt gern - die Gesundheit des Flusses ist ihr eine Herzensangelegenheit.
Millionen auszugeben, damit die Elbe schiffbar bleibt, sei nicht nachhaltig. Vielmehr müsse Geld in Renaturierung gesteckt werden.
"Mit dem häufigen Niedrigwasser gibt es für die Wirtschaft keine Planbarkeit", so die Grünen-Politikerin. Der Güterumschlag an den Elbehäfen habe seit 2010 eine Rückläufigkeit von 93 Prozent.
Dazu komme, dass der Fluss vom Ausbau in die Tiefe eher versande. Wassersport und Tourismus seien die Zukunft der Elbe. Die Antworten aus einer Großen Anfrage an den Landtag bestätigen diese These, so Lüddemann.
Naturschützer Ernst-Paul Dörfler (75, Grüne) glaubt: "Der Bundesverkehrsminister baut wortwörtlich auf Sand mit der Güterschifffahrt."
"Die Elbe war mal die Hauptschlagader der Wirtschaft, hat die Entwicklung der Städte erst möglich gemacht", gibt er zu bedenken. Doch man könne die historische Elbschifffahrt würdigen und trotzdem einsehen, dass diese Zeit vorbei ist.
"Die Schifffahrt auf der Elbe ist tot", stimmt der Landtagsabgeordnete Wolfgang Aldag (57, Grüne) kurz gefasst zu.
Abwasser läuft ungefiltert in die Elbe

Die Grünen fordern einen sofortigen Stopp des Ausbaus an der Elbe sowie mehr Naturschutz. Tatsächlich ist für sie sogar Rückbau ein Thema.
"Ich bin einmal mit dem Boot über die Bode gefahren und war erschrocken, wie viele Leitungen in den Fluss münden", führt Aldag aus.
Die Bode fließt in die Saale und anschließend in die Elbe. Allein durch diesen Zufluss läuft täglich Chlorid in das Gewässer.
Die chemischen Grenzwerte werden an den Messstellen ständig überschritten, warnt der Klima-Sprecher. Das sei horrend für den Lebensraum - geschädigte Auwälder trocknen aus, die Artenvielfalt gehe zurück.
Dazu komme, dass bei Starkregen die Kanalisation überläuft und Abwasser ungefiltert in Elbe gelange.
Statt des Erhaltes einer rückläufigen Wirtschaft gebe es also wichtigere Projekte, welche Finanzierung durch den Bund und die Landesregierung verdienen, finden die Grünen.
Titelfoto: Isabelle Wiermann/TAG24