Frachterunglück vor Helgoland: Havariekommando geht vom Tod der vermissten Seeleute aus

Helgoland/Cuxhaven - Nach der Kollision zweier Frachtschiffe nahe der Insel Helgoland ist die Suche nach den noch vier vermissten Seeleuten am Mittwochmorgen eingestellt worden. Das Havariekommando geht inzwischen vom Tod der Vermissten aus.

Nach dem Schiffsunglück vor Helgoland fuhr der noch fahrfähige Frachter "Polesie" am Mittwochmorgen im Hafen von Cuxhaven ein.
Nach dem Schiffsunglück vor Helgoland fuhr der noch fahrfähige Frachter "Polesie" am Mittwochmorgen im Hafen von Cuxhaven ein.  © News5

Für die Seeleute gebe es keine Hoffnung mehr, zitierte am Mittwoch die Deutsche Presseagentur den Leiter des Havariekommandos, Robby Renner.

Zwei Menschen konnten am gestrigen Dienstag aus der Nordsee gerettet werden, eine Person wurde nur noch tot geborgen.

Rettungskräfte hatten bis in den späten Abend nach den Schiffbrüchigen gesucht, in der Nacht musste die Aktion aufgrund zu starker Strömung dann jedoch abgebrochen werden.

Tödliches Unglück: ICE erfasst Streckenarbeiter
Unglück Tödliches Unglück: ICE erfasst Streckenarbeiter

Am Mittwochmorgen entschieden die Verantwortlichen, die Suche einzustellen. Die Wetterbedingungen hätten sich in der Nacht leicht verschlechtert, erklärte ein Sprecher des Havariekommandos in Cuxhaven. "Die Suche an der Wasseroberfläche wird heute nicht erneut aufgenommen werden", hieß es dazu in einer Mitteilung.

Vorerst unklar bleiben die Hintergründe des Unglücks: Wie konnten die Frachter "Polesie" und "Verity" in der Nacht zusammenstoßen?

Bei völliger Dunkelheit waren die Schiffe wohl am frühen Dienstagmorgen gegen 5 Uhr rund 22 Kilometer südwestlich der Hochseeinsel Helgoland kollidiert, die "Verity" sank anschließend auf den Meeresboden.

Die Suche nach vier vermissten Seeleuten blieb erfolglos

Zahlreiche Rettungskräfte waren am Dienstag rund 22 Kilometer südwestlich von Helgoland im Einsatz.
Zahlreiche Rettungskräfte waren am Dienstag rund 22 Kilometer südwestlich von Helgoland im Einsatz.  © Die Seenotretter – DGzRS/dpa

Da Unterwasserbilder zeigten, dass die "Verity" am Meeresboden in rund 30 Metern Tiefe nicht auseinander gebrochen war, vermuteten die Rettungskräfte, dass die vermissten Seeleute noch im Schiffskörper eingeschlossen sein könnten.

"Die Wassertemperaturen, die derzeit um 12 Grad Celsius liegen, geben den Rettungskräften bis zu diesem Zeitpunkt die Chance, noch auf Überlebende zu treffen", so ein Pressesprecher des Havariekommando am späten Dienstagabend. Ferngesteuerte Tauchroboter konnten am Mittwoch aber keine Lebenszeichen im Wrack entdecken. Ein weiterer Tauchgang sei nicht mehr geplant.

Der unter der Flagge Großbritanniens fahrende Frachter hatte rund 1300 Kubikmeter Diesel an Bord. "Wir müssen davon ausgehen, dass Treibstoffe ausgetreten sind", hieß es weiter.

Pilot stirbt nach Abflug: Flugzeug muss notlanden
Unglück Pilot stirbt nach Abflug: Flugzeug muss notlanden

Der zweite Frachter, die "Polesie", war mit 22 Seeleuten unter der Flagge der Bahamas von Hamburg nach Spanien unterwegs, als das Unglück passierte.

Alle Personen an Bord blieben ersten Angaben zufolge unverletzt. Das Schiff konnte am Mittwochmorgen zudem aus eigener Kraft nach Cuxhaven zurückkehren.

Staatsanwaltschaft ermittelt wegen fahrlässiger Tötung

Die Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung (BSU) in Hamburg hat inzwischen mit Ermittlungen zur Unfallursache begonnen, wie der Leiter der BSU am Mittwoch mitteilte. Auch die Besatzungsmitglieder der Frachter sollen dafür befragt werden.

Auch die Staatsanwaltschaft Hamburg und die Bundespolizei-See ermitteln, wie t-online berichtet. Dabei gehe es um die Gefährdung des Schiffsverkehrs und fahrlässige Tötung.

Originalmeldung vom 25. Oktober, 6.53 Uhr. Zuletzt aktualisiert: 14.55 Uhr.

Titelfoto: News5

Mehr zum Thema Unglück: