Rennen um autonomes Fahren: VW baut in China eigene KI-Chips

Von Johannes Neudecker

Shanghai (China) - Im Wettlauf um die Entwicklung im Bereich autonomes Fahren will der Volkswagen-Konzern in China für die Technologie wichtige Chips selbst entwickeln.

Oliver Blume, CEO des Volkswagen-Konzerns (57, 2.v.r.), hat die Chip-Pläne auf der China International Import Expo (CIIE) angekündigt.
Oliver Blume, CEO des Volkswagen-Konzerns (57, 2.v.r.), hat die Chip-Pläne auf der China International Import Expo (CIIE) angekündigt.  © Johannnes Neudecker/dpa

VW übernehme damit die Kontrolle einer "Schlüsseltechnologie, welche die Zukunft des intelligenten Fahrens bestimmen wird", sagte Konzernchef Oliver Blume in Shanghai zur Eröffnung von Chinas internationaler Importmesse (CIIE).

Carizon, ein Gemeinschaftsunternehmen der VW-Softwaretochter Cariad und des chinesischen Computing-Spezialisten für autonomes Fahren, Horizon Robotics, soll den Chip, der Daten von Kameras und Sensoren für das Fahren verarbeitet, entwickeln.

Die Lieferung erwartet VW binnen der kommenden drei bis fünf Jahre. Erstmals entwickle Carizon nicht nur die Software für automatisiertes Fahren, sondern auch einen KI-Chip, sagte Cariad-Vorstand Peter Bosch.

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Die Ankündigung der Wolfsburger kommt mitten in einer Chip-Krise, ausgelöst durch den Streit um die Firma Nexperia.

Das niederländische Unternehmen produziert zwar vor allem Standardchips, die in großen Stückzahlen in der Autoindustrie verwendet werden.

Chinas Exportstopps von Nexperia-Chips und die Sorge vor ausbleibenden Lieferungen treffen jedoch europäische Hersteller und zeigen ihre Abhängigkeit von jenen Hightech-Produkten.

Warum VW jetzt Chips entwickelt

Unter anderem wird der elektrische "ID.Aura" des Volkswagen-Konzerns auf der China International Import Expo ausgestellt.
Unter anderem wird der elektrische "ID.Aura" des Volkswagen-Konzerns auf der China International Import Expo ausgestellt.  © Johannnes Neudecker/dpa

Mit dem hauseigenen China-Chip will sich VW bei autonomem Fahren mit der chinesischen Konkurrenz messen. Im weltgrößten Automarkt, auf dem das Geschäft deutscher Marken zusehends wegschmilzt, preschen vor allem lokale Hersteller gegen ihre ausländische Konkurrenz bei Fahrassistenzsystemen vor.

Bekannte Tech-Konzerne helfen den großen Marken bei der Entwicklung oder sind bereits selbst im Autogeschäft wie der Smartphone-Hersteller Xiaomi.

Tödliche Unfälle im Zusammenhang mit Fahrassistenzsystemen hatten allerdings Fragen zur Sicherheit aufgebracht.

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Chinas Regulatoren mahnten die Hersteller vor zu großen Versprechungen für die Technologie.

Fahrassistenzsysteme werden in fünf Stufen eingeteilt - vom Tempomat (Stufe eins) bis zum vollautonomen Fahren (Stufe fünf). In China arbeiten sich die Marken derzeit zu Stufe drei vor - die Stufe, die VW mit dem Chip anvisiert.

Der Mensch hinter dem Steuer dürfte dabei zeitweise und in bestimmten Situationen dem Auto das Fahren überlassen und könnte etwa Zeitung lesen.

Titelfoto: Johannnes Neudecker/dpa

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