Die schönsten Gedichte zu Weihnachten

Dresden - Seit Jahrhunderten ist Weihnachten ein bevorzugter Stoff für Dichtung und Literatur. Allein die Gedichte, die zum Fest von Jesu Geburt entstanden sind, füllen Bände. Oft sind es nur wenige Zeilen, die einem Gedanken Form geben, und manche Verse trägt man ein Leben lang mit sich. Einige der schönsten Weihnachtsgedichte findet Ihr, liebe Leser, hier.

Weihnachten ist bereits seit Jahrhunderten ein bevorzugter Stoff für Dichtung und Literatur.  © 123rf/dogdrawhand

Weihnachten

Markt und Straßen stehn verlassen,

Still erleuchtet jedes Haus;
Sinnend geh ich durch die Gassen,
Alles sieht so festlich aus.

An den Fenstern haben Frauen
Fromm geschmückt den Tannenbaum,
Tausend Kindlein stehn und schauen,
Sind so wunderstill und traun.

Und ich wandre aus den Mauern
Bis hinaus ins freie Feld,
Hehres Glänzen, heil’ges Schauern!
Wie so weit und still die Welt!

(Joseph von Eichendorff, 1788–1857)

Die Nacht ist vorgedrungen

Die Nacht ist vorgedrungen,

Der Tag ist nicht mehr fern;
So sei nun Lob gesungen
Dem hellen Morgenstern!

Auch wer zur Nacht geweinet,
Der stimme froh mit ein;
Der Morgenstern bescheinet
Auch deine Angst und Pein.

(Matthias Claudius, 1740–1815)

Gedichte gehören zur Weihnachtszeit einfach dazu.  © 123rf/enlanda

Am Christabend

Nun senkt sich still die heilige Zeit,

Ein Duft von Tann und Kerzen;
Vergessen liegt, was gestern leid’,
Es schweigt der Streit der Herzen.

Ein leiser Friede geht umher,
Als sei er stets geblieben;
Und wer ihn fühlt, der fragt nicht mehr,
Er hat genug: zu lieben.

(Eduard Mörike, 1804–1875)

Advent

Es treibt der Wind im Winterwalde

Die Flockenherde wie ein Hirt,
Und manche Tanne ahnt, wie balde
Sie fromm und lichterheilig wird.

Und lauscht hinaus. Den weißen Wegen
Streckt sie die Zweige hin – bereit,
Und wehrt dem Wind und wächst entgegen
Der einen Nacht der Herrlichkeit.

(Rainer Maria Rilke, 1875–1926)

Ein paar schöne Zeilen sind meist genug, um die ganze Familie zum Lächeln zu bringen.  © 123RF/deagreez

Weihnachten

Vom Himmel in die tiefsten Klüfte

Ein milder Stern herniederlacht;
Vom Tannenwalde steigen Düfte
Und hauchen durch die Winterlüfte
Und kerzenhelle wird die Nacht.

Mir ist das Herz so froh erschrocken,
Das ist die liebe Weihnachtszeit!
Ich höre ferne Kirchenglocken,
Mich lieblich heimatlich verlocken
In märchenstille Herrlichkeit.

(Christian Morgenstern, 1871–1914)

Ein Winterabend

Wenn der Schnee ans Fenster fällt,

Lang die Abendglocke läutet,
Vielen ist der Tisch bereitet
Und das Haus ist wohlbestellt.

Mancher auf der Wanderschaft
Kommt ans Tor auf dunklen Pfaden.
Golden blüht der Baum der Gnaden
Aus der Erde kühlem Saft.

Wanderer tritt still herein;
Schmerz versteinerte die Schwelle.
Da erglänzt in reiner Helle
Auf dem Tisch Brot und der Wein.

(Georg Trakl, 1887–1914)

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