Prügeln zum Fest: Bei diesem Brauch werden offene Rechnungen an Weihnachten beglichen

Peru - An Weihnachten feiert man in den Anden Perus einen kuriosen Brauch: In brutalen Zweikämpfen treten die Einheimischen gegeneinander an, um offene Rechnungen beizulegen und das neue Jahr streitfrei zu starten. Mitmachen darf jeder, sogar Kinder.

Beim Takanakuy-Fest kommt das ganze Dorf in fröhlicher Eintracht zu einer Schlägerei an Weihnachten zusammen.
Beim Takanakuy-Fest kommt das ganze Dorf in fröhlicher Eintracht zu einer Schlägerei an Weihnachten zusammen.  © Instagram/pedrocordova24

In der peruanischen Provinz Chumbivilcas nennen sie diese Weihnachts-Tradition Takanakuy. Jedes Jahr am 25. Dezember, kommt das ganze Dorf zusammen, trifft sich in eigens eingerichteten Arenen und feuert die Streithähne an. Teilnehmen kann jeder: Männer, Frauen, Kinder. Die Kämpfer eint, dass sie keine professionellen Kampfsportler sind, dementsprechend kurios sehen die Kämpfe aus. Häufig werden bunte Masken und ausgefallene Verkleidungen getragen, begleitet wird das Fest von traditionellem Tanz und Musik.

Wie die peruanische Zeitung La Republica berichtet, ist fast alles erlaubt: Faustschläge, Tritte, Schubsen. Nicht erlaubt, ist es auf den Gegner zu springen oder ihn zu schlagen, wenn er am Boden liegt. Schiedsrichter überwachen das Geschehen, müssen jedoch selten eingreifen. Beim Takanakuy gilt: Die Teilnehmer respektieren einander. Obwohl sich die Weihnachtsprügler nichts schenken, sind schwere Verletzungen selten.

Nach dem Fight wird sich umarmt, herzlich gelacht und mit Mais-Schnaps oder Bier angestoßen.

Bei der Prügelei zum Fest dürfen alle mitmachen

Takanakuy ist tief verwurzelt in der Kultur Perus

Das passende Fest-Outfit ist wichtig, schließlich ist Takanakuy nur einmal im Jahr.
Das passende Fest-Outfit ist wichtig, schließlich ist Takanakuy nur einmal im Jahr.  © Instagram/enterandom

Takanakuy ist tief-verwurzelt in der Indio-Kultur Perus. Nach gängiger Überlieferung entstand der Brauch zwar in der spanischen Kolonialzeit, geht aber wohl auf alte Inka-Traditionen zurück.

Der Brauch wird zunehmend auch in den Großstädten des Andenstaats populär. 2020 trafen sich in einem Vorort der peruanischen Hauptstadt Lima 600 Menschen, um Takanakuy gemeinsam zu feiern. Den Sicherheitskräften hat das gar nicht gefallen. Zahlreiche Verfahren wegen Missachtung der Corona-Vorschriften wurden damals eingeleitet.

Für viele Bewohner der bitterarmen und entlegenen Region erfüllt der Brauch noch heute eine wichtige Funktion. Konflikte sollen einvernehmlich beigelegt werden ohne Richter und Anwälte bemühen zu müssen. Der Friede im Dorf bleibt gewahrt.

Puristen beklagen, dass der sportliche Charakter des Festes zunehmend im Vordergrund steht.
Puristen beklagen, dass der sportliche Charakter des Festes zunehmend im Vordergrund steht.  © Instagram/pedrocordova24

Video: Traditionelle Zweikämpfe zu Weihnachten

Die Teilnahme an der Weihnachtsschlägerei ist freiwillig. Doch jeder Kämpfer hat wohl seine eigenen Gründe bei der Veranstaltung mitzumachen. Nicht immer geht es um Streit unter Nachbarn. Mit wachsender Bekanntheit des Takanakuy-Festes wollen immer mehr Teilnehmer einen sportlichen Wettkampf im Weihnachts-Brauch sehen. Sie erhoffen sich vom Sieg Prestige und Anerkennung.

Titelfoto: Montage: Instagram/pedrocordova24, Instagram/enterandom

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