Auf der Suche nach dem neunten Planeten: Forscher entdecken Zwerg am Nachthimmel
Princeton (USA) - Lange Zeit dachte man, dass jenseits des Kuipergürtels am Rande des Sonnensystems nur gähnende Leere herrsche. Doch jetzt ist ein Himmelskörper aufgetaucht, der den Wissenschaftlern die Sprache verschlagen hat. Kann es etwa sein, dass der eisige Zwergplanet Pluto noch einen Cousin hat?

Zusammen mit seinem Kollegen Jiaxuan Li und seiner Kollegin Eritas Yang veröffentlichte der Chinesische Astrophysiker Sihao Cheng am vergangenen Donnerstag ein wissenschaftliches Paper, in dem die Forscher ihre neue Entdeckung verkündeten.
So galt ihr eigentliches Forschungsvorhaben der Suche nach dem sagenumwobenen Planet 9.
Es handelt sich um einen theoretischen, noch nicht wissenschaftlich bewiesenen neunten Planeten im Sonnensystem, dessen Umlaufbahn noch größer sein soll als die des äußersten Planeten Neptun.
Über sieben Jahre hinweg beobachteten die drei Wissenschaftler verschiedenste Objekte am Himmel und dabei stach ihnen eines besonders ins Auge: Ein winziger Punkt, den sie liebevoll auf den kryptischen Namen "2017 OF201" tauften.
Hinter dem Wust aus Zahlen und Buchstaben versteckt sich tatsächlich ein weiterer Anwärter auf den Zwergplaneten-Status. Genaue Messungen wurden bis jetzt noch nicht durchgeführt, dennoch nehmen die Wissenschaftler an, dass der kleine Planet einen ungefähren Durchmesser von 700 Kilometern hat.
Das macht ihn nach seinem großen Cousin Pluto zum zweitgrößten bekannten Himmelskörper in der Klasse der sogenannten "Transneptunischen Körper (TNO)".

Planet könnte "2017 OF201" ins All geschleudert haben

"2017 OF201" gehört zu den am weitesten entfernten Objekten, die wir innerhalb unseres Sonnensystems sehen können.
Neben ihm haben Wissenschaftler bereits einige andere TNOs im Sonnensystem gefunden, doch was "2017 OF201" so besonders macht, ist neben seiner Masse auch sein extrem großer Orbit.
So erklärt Cheng: "Der Aphel des Objektes - also der am weitesten von der Sonne entfernte Punkt - ist mehr als 1600 Mal weiter weg als der der Erde. Währenddessen ist sein Perihel - also der Punkt mit der kürzesten Entfernung zur Sonne - ungefähr 44.5 Mal größer als der unseres Heimatplaneten." Auf einer so enorm großen Umlaufbahn benötigt der Zwergplanet für eine einzige Umrundung der Sonne unfassbare 25.000 Jahre.
Diesen unverhältnismäßigen Orbit können sich die Wissenschaftler nur durch eine lange Vorgeschichte mit etlichen Einwirkungen von Gravitation erklären. So kann es sein, dass "2017 OF201" in der Vergangenheit einem größeren Planeten so nahe gekommen ist, dass dieser ihn durch seine Gravitation wie eine Zentrifuge in die Weiten des Weltalls bis in die Oortsche Wolke - dem äußersten Rand unseres Sonnensystems - geschleudert hat.
Die Oortsche Wolke ist der Ursprung vieler Eis- und Gesteinsbrocken, die wir hier auf der Erde dann als glühende Kometen zu sehen bekommen.
Titelfoto: Fotomontage: Jiaxuan Li (Princeton), Sihao Cheng (IAS), Nasa/Epa/dpa