Forscher entdecken 3000 Jahre alte Tafel mit verschlüsselter Botschaft

Von Sabine Dobel

München - Forscher aus München und Bagdad haben eine Jahrtausende alte Hymne aus der antiken Stadt Babylon entdeckt.

Die gefundene Tontafel wurde um 1000 vor Christus verfasst und handelt von der Stadt Babylon.
Die gefundene Tontafel wurde um 1000 vor Christus verfasst und handelt von der Stadt Babylon.  © Anmar A. Fadhil/Department für Archäologie, Universität Bagdad. Mit Genehmigung des irakischen Museums und der State Board of Antiquities and Heritage/dpa

Das bislang unbekannte Loblied stamme aus der Zeit um 1000 vor Christus und umfasse 250 Zeilen, teilte die Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) in Kooperation mit der Uni Bagdad mit.

"Es handelt sich um einen faszinierenden Hymnus, der Babylon in seiner größten Blütezeit beschreibt und Einblicke in das Leben seiner Einwohner und auch seiner Einwohnerinnen gibt", sagt der LMU-Altorientalist Enrique Jiménez, einer der Hauptautoren.

Babylon wurde etwa 2000 vor Christus im damaligen Mesopotamien gegründet. Die einst größte Stadt der Welt war eine kulturelle Metropole, in der Werke verfasst wurden, die heute zur Weltliteratur zählen wie das Gilgamesch-Epos.

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Der Text sei von einem Babylonier in babylonischer Sprache geschrieben, der seine Stadt loben wollte. "Der Autor beschreibt die Gebäude in der Stadt, aber auch, wie der Euphrat den Frühling bringt. Das ist spektakulär. Denn aus Mesopotamien sind nur wenige Beschreibungen der Natur überliefert", sagt Jiménez.

Künstliche Intelligenz entziffert Tontafel mit Keilschrift

Mithilfe von KI konnten die Keilschrift-Textfragmente entschlüsselt werden. (Symbolbild)
Mithilfe von KI konnten die Keilschrift-Textfragmente entschlüsselt werden. (Symbolbild)  © Sebastian Gollnow/dpa

Auch die Informationen über die Frauen aus Babylonien, ihre Rolle als Priesterinnen und die damit verbundenen Aufgaben erstaunten die Fachwelt, da darüber bislang keine Texte bekannt waren.

Die Hymne gebe zudem Einblicke in das Miteinander der Stadtgesellschaft. So werden die Bewohnerinnen und Bewohner als respektvoll gegenüber Ausländern beschrieben.

Texte wurden damals in Keilschrift auf Tontafeln geschrieben, die nur in Bruchstücken erhalten sind. Ziel der Kooperation mit der Uni Bagdad sei es unter anderem, Hunderte Keilschrifttafeln aus der Bibliothek Sippar zu entschlüsseln und der Nachwelt zu erhalten.

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Enrique Jiménez digitalisiert in dem Projekt "Electronic Babylonian Literature" alle Keilschrift-Textfragmente, die weltweit bislang entdeckt wurden. Er nutzt dabei Künstliche Intelligenz, um zusammengehörige Fragmente zu entziffern.

"Mithilfe unserer KI-gestützten Plattform konnten wir 30 weitere Manuskripte identifizieren, die zur wiederentdeckten Hymne gehören – ein Prozess, der in der Vergangenheit Jahrzehnte gedauert hätte", sagte Jiménez. Dank dieser weiteren Texte konnte das Loblied auf der Tontafel, das stellenweise lückenhaft war, komplett entschlüsselt werden.

Titelfoto: Bildmontage: Sebastian Gollnow/dpa, Anmar A. Fadhil/Department für Archäologie, Universität Bagdad. Mit Genehmigung des irakischen Museums und der State Board of Antiquities and Heritage/dpa

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