Forscherin geschockt über Zecken in sächsischem Naturpark: "Hier ist es schon extrem"

Doberschütz - Steigende Temperaturen und Sonnenschein locken im Frühling viele Menschen in die Natur. Die Freude auf die Zeit im Grünen wird jedoch begleitet von der Sorge vor einem Zeckenstich. Die FSME-Infektion einer Frau, die in der Dübener Heide Blaubeeren sammelte, weckte die Neugier eines Forschungsteams der Universität Leipzig. Sie untersuchen das Gebiet nun genauer.

Zecken warten am Wegesrand auf Lebewesen, an die sie sich ansaugen können.
Zecken warten am Wegesrand auf Lebewesen, an die sie sich ansaugen können.  © Sebastian Willnow/dpa

"Zecken bevorzugen nicht zu trockene Standorte mit Laub, Laubstreu, dichteren Wiesen, Gebüsch, Parks, die nicht sehr gut gepflegt sind, und eben auch Totholz", sagt Lara Maas, Tierärztin und Doktorandin an der veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Leipzig.

Dort würden sie in circa 10 bis 50 Zentimetern Höhe auf ihren Wirt lauern. Zecken können weder springen noch von Bäumen fallen, wie die Forscherin betonen. Sie warten am Wegesrand.

Maas untersucht in ihrer Doktorarbeit Gebiete, in denen Infektionen mit Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) stattgefunden haben, so auch im Doberschützer Ortsteil Battaune in der Dübener Heide.

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Auf dieses Gebiet wurde Maas durch den Tipp einer Frau aufmerksam, die sich dort beim Heidelbeersammeln infiziert und das Team darüber informiert hatte.

Tatsächlich stellte sich heraus: In diesem Areal gibt es besonders viele Zecken. "Hier ist es schon extrem. Hier haben wir sogar ganzjährig Zeckenaktivität. Selbst nach Schnee und Eis konnten wir im Januar sogar einige Zecken finden, aber das ist nicht immer so", sagt Maas. Es komme auf die Vegetation und das Wirtsvorkommen an.

Es gibt viele verschiedene Arten von Zecken, hier sieht man beispielsweise eine Wiesenzecke.
Es gibt viele verschiedene Arten von Zecken, hier sieht man beispielsweise eine Wiesenzecke.  © Sebastian Willnow/dpa

Klimawandel begünstigt Bedingungen für Zecken

In den Wäldern untersuchen Doktorandinnen der veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Leipzig Wiesenzecken.
In den Wäldern untersuchen Doktorandinnen der veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Leipzig Wiesenzecken.  © Sebastian Willnow/dpa

Erkennbar ist jedoch, dass die durch den Klimawandel steigenden Temperaturen für die Zecken günstige Bedingungen mit sich bringen. Um die Spinnentiere abzutöten, seien Temperaturen unter minus zehn Grad über mehrere Wochen hinweg nötig, sagt Maas.

"Das haben wir natürlich im Moment nicht aufgrund der immer milder werdenden Winter und dementsprechend wächst auch die Population der Zecken an."

Der Anteil infizierter Zecken ist bei FSME gering: Nur etwa 0,5 bis 1 Prozent tragen das Virus in sich, wie Maas erklärt. Die Übertragung auf den Menschen erfolgt laut dem RKI schon innerhalb kurzer Zeit nach dem Stich. Hier kann es beim Entfernen der Zecke von der Haut schon zu spät sein, um eine Ansteckung zu verhindern.

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FSME ist eine Viruserkrankung, gegen die man sich im Gegensatz zur Borreliose impfen lassen kann. Sie kann zu grippeähnlichen Symptomen führen und in besonders schweren Fällen zu einer Hirnhautentzündung. Fast ganz Sachsen zählt laut RKI zu den FSME-Risikogebieten, Leipzig und der Landkreis Nordsachsen, in dem Doberschütz liegt, jedoch bisher nicht.

Sara Weilage (l.) und Lara Maas sammeln die Tiere vom Waldboden.
Sara Weilage (l.) und Lara Maas sammeln die Tiere vom Waldboden.  © Sebastian Willnow/dpa

Leipziger Forscherin gibt Anti-Zecken-Tipps

Die Sorge vor den Zecken sollte aber nicht vom Waldbesuch abhalten, denn der Schutz ist vergleichsweise einfach. Maas empfiehlt: "Auf jeden Fall entsprechende Kleidung tragen, also geschlossene Schuhe, am besten helle Kleidung, damit Zecken auch sofort auffindbar wären, wenn man denn eine eingesammelt hat, und auch auf freie Hautstellen Repellenzien sprühen, also Anti-Zecken-Spray".

Nach dem Waldbesuch sollte man den Körper gründlich absuchen. Zum Schutz vor einer FSME-Erkrankung raten die Forscherinnen zur Impfung. Für Hunde empfehlen die Forscherinnen ganzjährigen Zeckenschutz, auch in Städten wie Leipzig.

Titelfoto: Sebastian Willnow/dpa

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