Frau schnarcht heftig und bekommt Herzinfarkt: Zungenschrittmacher soll's richten

Berlin - In Deutschland leiden rund 24 Millionen Menschen an einer Schlafstörung mit wiederholten Atemaussetzern. Das kann sogar zum Herzinfarkt führen. Ein Zungenschrittmacher soll Abhilfe schaffen.

Nach einem Herzinfarkt wurde bei Elisabeth B. (78) eine obstruktive Schlafapnoe diagnostiziert. Dank eines Zungenschrittmachers kann sie heute wieder erholsam schlafen.
Nach einem Herzinfarkt wurde bei Elisabeth B. (78) eine obstruktive Schlafapnoe diagnostiziert. Dank eines Zungenschrittmachers kann sie heute wieder erholsam schlafen.  © Maike Graefe | Helios Kliniken

"Teilweise kommt es in der Nacht zu mehr als 30 Atemaussetzern pro Stunde, die bis zu 90 Sekunden andauern können", erklärte Dominik Jasulaitis, Oberarzt der HNO-Klinik im Helios Klinikum Berlin-Buch und Facharzt für HNO-Heilkunde sowie Anästhesie, die obstruktive Schlafapnoe.

Patientin Elisabeth B. (78) habe "unheimlich doll geschnarcht", wie sie erzählte. Morgens sei sie oft mit einem sehr trockenen Mund aufgewacht und war am Nachmittag ständig müde.

"Meine Tochter hat schon immer gesagt: 'Mutti, du musst ins Schlaflabor und dich untersuchen lassen, das kann auch ein Auslöser für einen Herzinfarkt sein'", so Elisabeth B., die sich darüber nie groß Sorgen gemacht habe. Bis sie im Jahr 2014 tatsächlich einen Herzinfarkt erlitt. Im Anschluss an ihre Kur hat sich Elisabeth in einem Schlaflabor angemeldet.

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Die Bernauerin war die erste Patientin im Helios Klinikum Berlin-Buch, der vor mittlerweile zehn Jahren ein Zungenschrittmacher implantiert wurde.

Ziel des Gerätes ist es, die Atemaussetzer auf unter 20 pro Stunde zu reduzieren und je nach individuellen Vorbefunden mindestens zu halbieren. "Bei der Patientin ist uns das gelungen", freute sich Oberarzt Jasulaitis.

Berlin: Das war der Grund für das Schnarchen von Elisabeth B.

Von der Erstdiagnose bis zur Nachsorge: Kristin Stenzel und Dr. med. Dominik Jasulaitis betreuen Patienten mit obstruktiver Schlafapnoe im Helios Klinikum Berlin-Buch.
Von der Erstdiagnose bis zur Nachsorge: Kristin Stenzel und Dr. med. Dominik Jasulaitis betreuen Patienten mit obstruktiver Schlafapnoe im Helios Klinikum Berlin-Buch.  © Maike Graefe | Helios Kliniken

Kristin Stenzel, medizinische Technologin für Funktionsdiagnostik, und ihr Team haben eigenen Angaben nach viel mit der Patientin getestet, weil lange Zeit nichts funktioniert habe.

Schließlich wurde Elisabeth B. in einen Kurzschlaf versetzt. Mittels eines Endoskops schauten die Experten durch die Nase, um herauszufinden, was passiert, wenn die Patientin schläft und wo der Rachen zusammenfällt.

Rasch wurde die Ursache für das Leiden der Bernauerin gefunden: Die besonders große Zungengrundmandel der Patientin drückte bei Überdruck stetig auf den Kehlkopf und war somit der Auslöser für die Atemaussetzer und das Schnarchen.

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Für das Helios-Team stand fest, dass der Patientin keine herkömmliche Atemtherapie hilft. Als letzter Schritt blieb nur ein circa acht mal vier Zentimeter großer Zungenschrittmacher, der unterhalb des Schlüsselbeins unter die Haut implantiert wurde.

Hinzu kam eine Stimulationssonde, die unter der Haut am Hals nach oben führt. Dort wurde sie über einen kleinen zweiten Schnitt an die Teile des Zungenmuskelnervs Nervus Hypoglossus angeschlossen, die für die Vorwärtsbewegung der Zunge zuständig sind. "Anschließend wird noch eine Sensorelektrode angebracht, die zwischen Ein- und Ausatmung unterscheidet", erklärte der Oberarzt.

Einmal pro Jahr kommt Elisabeth B. zur Kontrolle, die das Gerät per Fernbedienung einschaltet. "Nach circa 30 Minuten geht es dann los. Wenn ich dann noch nicht eingeschlafen bin, mache ich das Gerät noch mal aus und kurze Zeit später wieder an", so die 78-Jährige. Die Batterie des Zungenschrittmachers ist beinahe leer und wird bei der nächsten Untersuchung unter örtlicher Betäubung ausgewechselt.

Titelfoto: Maike Graefe | Helios Kliniken

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