Mehr Schein als Sein? Intelligenz bei Topverdienern offenbar überbewertet

Stockholm - Spitzenverdiener müssen nun ganz tapfer sein: Sie sind weniger schlau, als ihr Ruf es vermuten lässt! Eine neue Studie aus Schweden hat sich mit der gut situierten Oberschicht beschäftigt und herausgefunden, dass Intelligenz und das durchschnittliche Monatseinkommen nur bedingt etwas miteinander zu tun haben.

Wer viel Geld verdient, muss einer neuen Studie zufolge nicht überdurchschnittlich intelligent sein. (Archivbild)
Wer viel Geld verdient, muss einer neuen Studie zufolge nicht überdurchschnittlich intelligent sein. (Archivbild)  © Monika Skolimowska/dpa

Wenn es nach schwedischen Soziologen geht, sind hohe Gehälter kein Indiz für eine hohe Intelligenz.

Diese Erkenntnis reifte nach Auswertung der aktuellen Studie "Ebenen der kognitiven Fähigkeiten von Spitzenverdienern" im Fachmagazin European Sociological Review unter Berücksichtigung von knapp 60.000 gebürtigen Schweden.

Hierbei wurden in einem ersten Schritt Männer im Alter von 18 und 19 Jahren in Hinblick auf ihre kognitiven Fähigkeiten getestet und in Korrelation mit ihrem Einkommen über einen elf Jahre dauernden Zeitraum gestellt, als die Probanden zwischen 35 und 45 Jahre alt waren.

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Die Studie fand keine Hinweise darauf, dass Arbeitnehmer, deren Vergütung außerordentlich hoch war, intelligenter waren als jene, die nur die Hälfte ihres Einkommens vorweisen konnten.

Die Wissenschaftler konnten beruflichen Erfolg jedoch anderen Komponenten zuordnen. Dieser sei neuesten Erkenntnissen zufolge eher auf familiäre Ressourcen oder glücklichen Umständen als auf Fähigkeiten zurückzuführen.

Studie nur bedingt aussagekräftig

Faktoren wie Glück und das familiäre Umfeld spielen bei einem Spitzenjob eine weitaus wichtigere Rolle, als bisher angenommen. (Symbolbild)
Faktoren wie Glück und das familiäre Umfeld spielen bei einem Spitzenjob eine weitaus wichtigere Rolle, als bisher angenommen. (Symbolbild)  © Franziska Gabbert/dpa

Die erhobenen Daten sind jedoch mit Vorsicht zu genießen, denn sie wurden anlässlich eines obligatorischen Wehrpflichttests erhoben.

Aus diesem Grund waren nicht alle Gesellschaftsgruppen in der Studie vertreten, so wurden zum Beispiel Frauen und Einwanderer in der Studie nicht berücksichtigt, weil diese Gruppe im erhobenen Zeitraum keinen obligatorischen Militärdienst leisten mussten.

Ein weiterer Punkt, der an der Authentizität der Studie Zweifel aufkommen lässt, ist die Tatsache, dass deren Teilnehmer nur in Hinblick auf rein kognitive Fähigkeiten untersucht wurden. Nicht kognitive Fähigkeiten wie geistige Stabilität, Kreativität und Motivation fanden hierbei keine Beachtung, obwohl diese Faktoren ebenso elementare Bestandteile eines gut vergüteten Arbeitsplatzes darstellen.

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Außerdem wäre da noch die Frage zu klären, ob sich klügere Menschen automatisch für einen Job entscheiden, der hoch dotiert ist. Nicht in jedem Beruf besitzen kognitive Fähigkeiten zudem einen gleich hohen Stellenwert. Dies lässt sich am Beispiel der Wissenschaft am besten illustrieren, denn in diesem Berufsfeld ist Intelligenz ein entscheidender Faktor. In Hinblick auf die Vergütung und das Ansehen gibt es dennoch viele Arbeitsplätze, die besser bezahlt und prestigeträchtiger sind.

Das Fazit der Studie beinhaltet eine gewisse Unsicherheit, die es erst noch zu erforschen gilt.

"Unsere Ergebnisse werfen daher die Frage auf, inwieweit Spitzenlöhne auf andere, unbeobachtete Dimensionen der Fähigkeit hinweisen", so die schwedischen Wissenschaftler in ihrer Abschlusserklärung.

Titelfoto: Monika Skolimowska/dpa

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