Rund 4200 Jahre alt: Grab eines "Wiedergängers" in Mitteldeutschland entdeckt

Oppin - Archäologen haben bei Oppin im Saalekreis ein vermutlich 4200 Jahre altes "Wiedergänger-Grab" entdeckt.
Bei Grabungen vor dem Bau der Stromtrasse SuedOstLink ist jetzt ein außergewöhnliches Grab entdeckt worden. Ein Beweis, dass sich Menschen schon in der Steinzeit vor Wiedergängern gefürchtet haben. (Symbolbild)
Bei Grabungen vor dem Bau der Stromtrasse SuedOstLink ist jetzt ein außergewöhnliches Grab entdeckt worden. Ein Beweis, dass sich Menschen schon in der Steinzeit vor Wiedergängern gefürchtet haben. (Symbolbild)  © 123RF/maykal

"Es ist ein erwachsener Mann, etwa 40 bis 60 Jahre alt. Er liegt auf der linken Seite mit angewinkelten Beinen und schaut nach Osten", sagte Grabungsleiter Uwe Moos am Mittwoch auf der Grabungsfläche. "Über seinen Unterschenkeln liegt quer ein großer, etwa einen Meter langer, 50 Zentimeter breiter und zehn Zentimeter hoher Stein."

Laut Moos war der Tote möglicherweise ungeliebt oder litt an einer schweren Krankheit. "Der schwere Stein sollte das Wiederkommen verhindern", sagte Moos. Der Mann stammt möglicherweise aus der Glockenbecherkultur - damit könnte es das erste derartige Wiedergänger-Grab aus dieser Epoche in Mitteldeutschland sein. Eine genaue Datierung muss noch erfolgen.

"Wir wissen, dass man schon in der Steinzeit Angst vor unliebsamen Wiedergängern hatte. Das wollten die Menschen mit Magie verhindern", sagte die Projektleiterin und Archäologin Susanne Friederich.

Archäologin: "Leute glaubten, dass Tote versuchten, sich aus ihrem Grab zu befreien"

Symbolische SuedOstLink-Baustelleneröffnung in Bayern im vergangenen Jahr: Der rund 150 Kilometer lange Teilabschnitt durch Sachsen-Anhalt wird noch bis 2025 archäologisch untersucht.
Symbolische SuedOstLink-Baustelleneröffnung in Bayern im vergangenen Jahr: Der rund 150 Kilometer lange Teilabschnitt durch Sachsen-Anhalt wird noch bis 2025 archäologisch untersucht.  © Sven Hoppe/dpa

"Es gibt Gräber, bei denen der Leichnam sogar auf dem Bauch liegt. Damals glaubten die Leute, dass Tote mitunter versuchten, sich aus ihrem Grab zu befreien. Liegt er auf dem Bauch, gräbt er sich immer tiefer ein, anstatt an die Oberfläche zu gelangen. Ebenso gibt es bäuchlings niedergelegte Tote, die zusätzlich mit einer Lanze durchstoßen, also praktisch im Boden fixiert waren", erklärte Friederich.

Damit reiht sich der Befund von Oppin gut in die Thematik der aktuellen Sonderausstellung "Magie - Das Schicksal zwingen" im Landesmuseum für Vorgeschichte Halle ein. "Magie ist eben nicht nur im Museum, sondern auch auf den aktuellen Grabungen zu finden", sagte Friederich.

Die Grabungen laufen im Vorfeld des Netzausbaus der Gleichstromtrasse SuedOstLink. Der rund 150 Kilometer lange Teilabschnitt durch Sachsen-Anhalt wird noch bis 2025 archäologisch untersucht. Die gesamte Trasse ist rund 540 Kilometer lang und reicht von Wolmirstedt bei Magdeburg bis zum Standort Isar bei Landshut in Bayern.

Titelfoto: 123RF/maykal

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