Weihnachten hin oder her! Diese Wissenschaftler ziehen voll durch

Dresden - Dresden ist eine Stadt der Wissenschaften mit einer exzellenten Uni und über 40 Forschungseinrichtungen. Der Lockdown, die anstehenden Feiertage und der bevorstehende Jahreswechsel bremsen den Drang der hiesigen Wissenschaftler, Neues zu entdecken, nicht aus. So mancher von ihnen "zieht" durch, um Langzeitversuche zu betreuen. Vier Wissenschaftler erzählen hier, warum man sie auch in den nächsten Tagen im Labor und nicht faul auf dem Sofa oder unterm Weihnachtsbaum antreffen wird.

Folien statt freie Tage

Wulf Grählert (55) bei Messungen an seinem Arbeitsplatz im IWS. Die Barrierefolien verlängern die Haltbarkeit empfindlicher Güter.
Wulf Grählert (55) bei Messungen an seinem Arbeitsplatz im IWS. Die Barrierefolien verlängern die Haltbarkeit empfindlicher Güter.  © Holm Helis

Dr. Wulf Grählert (55) entwickelt am Fraunhofer-Institut für Werkstoff- und Strahltechnik eine Messtechnik zur Bewertung von Barrierefolien. "Die Folien schützen empfindliche Güter wie Lebensmittel oder Tabletten, aber auch organische Elektronik vor atmosphärischen Gasen wie Wasserdampf oder Sauerstoff."

Dank solcher Folien leuchten etwa OLED-Displays lange fehlerfrei, erzeugen Photovoltaikmodule jahrzehntelang effizient Strom.

Der Dresdner: "Um die Wasserdampfmenge zu bestimmen, die pro Zeit und Fläche durch eine Barrierefolie dringt, muss man kontinuierlich über mehrere Wochen messen."

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Mindestens jeden zweiten Tag muss er dazu ins Labor. Zweimal täglich überprüft er die automatisch laufenden Messungen. "Wir schalten uns dazu aus der Ferne auf den Steuerrechner", so Grählert.

Nur Fliegen sind schöner

Dr. Sarita Hebbar (43) untersucht die Netzhäute von Fruchtfliegen mithilfe eines leistungsstarken Mikroskops.
Dr. Sarita Hebbar (43) untersucht die Netzhäute von Fruchtfliegen mithilfe eines leistungsstarken Mikroskops.  © Katrin Boes/MPI-CBG

Dr. Sarita Hebbar (43) beschäftigt sich mit Grundlagenforschung im Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik. Die Forscherin aus Indien untersucht dazu die Netzhäute von Fruchtfliegen.

Ihr Team fand so mit heraus, dass Fette das Wachstum und die Entwicklung des Auges hemmen können.

Sie erklärt: "Bestandteile der Zellen im Fliegenauge ähneln in vielerlei Hinsicht denen unserer menschlichen Augen."

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Die Arbeit mit den Tieren bindet Sarita Hebbar ans Labor. Täglich ist sie einige Stunden im Institut, um die Vermehrung ihrer Organismen zu lenken und neuen Fliegen-Generationen mit Akribie tief in die Augen zu schauen.

Stickstoff-Zufuhr darf nicht stoppen

Julia Frötschel-Rittmeyer (25, Doktorandin) und Philipp Lange (32, Laborant) bei der Befüllung der Anlage mit flüssigem Stickstoff.
Julia Frötschel-Rittmeyer (25, Doktorandin) und Philipp Lange (32, Laborant) bei der Befüllung der Anlage mit flüssigem Stickstoff.  © Eric Münch

In der Fakultät für Chemie und Lebensmittelchemie im Arbeitskreis um Prof. Jan Weigand an der TU Dresden werden mithilfe der magnetischen Kernresonanzspektroskopie (kurz NMR) die Strukturen von chemischen Verbindungen und Molekülen aufgeklärt.

Dabei kommt ein supraleitender Magnet zum Einsatz, der rund um die Uhr mit flüssigen Helium (-269°C) und zusätzlich mit flüssigem Stickstoff (-196°C) gekühlt wird.

Dr. Kai Schwedtmann (34): "Der flüssige Stickstoff muss jede Woche nachgefüllt werden. Dafür stehen Wissenschaftler auch zwischen den Feiertagen bereit."

Süßes für die Zellkulturen

Klaus Knoch (59) füttert im Zellenkulturlabor mit einer Pipette die neuen Zellen mit einer Glukoselösung.
Klaus Knoch (59) füttert im Zellenkulturlabor mit einer Pipette die neuen Zellen mit einer Glukoselösung.  © Holm Helis

Am Paul-Langerhans-Institut sucht man die Ursachen für die Erkrankung an Diabetes mellitus Typ 1 und 2 sowie Schwangerschaftsdiabetes.

Die Arbeitsgruppe von Prof. Michele Solimena beschäftigt unter anderem die Frage, wie Coxsackie-Viren die Entstehung und Entwicklung von Typ-1-Diabetes beeinflussen.

Um Antworten zu finden, laufen langfristig angelegte Experimente mit Zellkulturen. Biochemiker Klaus Knoch (59): "Diese Kulturen müssen betreut, geteilt und vermehrt werden. Sie wollen auch Süßes zu futtern, denn Zucker ist der Hauptstimulus für die Insulinbiosynthese."

Zwischen zwei- und viermal pro Woche fährt er deshalb auch zwischen den Jahren zum Arbeiten ins Labor am Tatzberg.

Titelfoto: Holm Helis

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