Abriss gescheitert! Fast 60 Jahre alter Skischanzen-Turm fällt nicht
Von Katrin Zeiß
Alles in Kürze
- Abriss des Skischanzen-Turms in Brotterode gescheitert
- Technische Probleme beim Erhitzungsverfahren
- Temperatur von 650 Grad nicht erreicht
- Neuer Abrissversuch in der kommenden Woche geplant
- Turm soll durch Neubau ersetzt werden
Brotterode - Der mit Spannung erwartete Abriss des Anlaufturms der Inselbergschanze in Brotterode (Landkreis Schmalkalden-Meiningen) im Thüringer Wald ist gescheitert. Ein neuer Versuch ist geplant.

Nach dem missglückten Abriss der Inselbergschanze in Brotterode im Thüringer Wald wollen Abbruchfirma und Wintersportverein in dieser Woche (ab 30. Juni) einen neuen Versuch unternehmen. Das teilte der WSV mit.
Der von Tausenden Zuschauern verfolgte Abrissversuch war am Samstagabend abgebrochen worden. Grund seien technische Probleme gewesen, teilten Veranstalter und die zuständige Abrissfirma mit. Bei dem Verfahren sollten die stählernen Masten mit Strom erhitzt werden.
Es sei nicht gelungen, die für die Verformung des Stahls notwendige Temperatur von 650 bis 700 Grad Celsius zu erreichen, sagte der Geschäftsführer der für den Abriss zuständigen Firma MB Spezialabbruch, Peter Mittelsdorf.
Die erreichten 300 Grad hätten nicht gereicht, um die Masten zum Einknicken zu bringen. Die Firma hatte das Verfahren wochenlang vorbereitet.
Der fast 60 Jahre alte Turm sollte nicht gesprengt, sondern mit einem neuartigen und technisch anspruchsvollen Verfahren aus Wärme und Zugkraft zum Einsturz gebracht werden. Die beiden Stahlstützen des Turmes sollten dafür so lange mit Strom erhitzt werden, bis er biegsam genug ist, um mithilfe von Stahlseilen und -ketten zu Fall gebracht zu werden.
Ersatz durch Neubau

Die Firma hatte das Verfahren wochenlang vorbereitet. Sie analysiere nun, warum es nicht geklappt habe, sagte Mittelsdorf. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen beim zweiten Versuch umgesetzt werden.
Im Stadion hatten laut WSV bei einem Abrissfest bis zu 3000 Schaulustige gebannt auf das Umfallen des markanten Turms gewartet, weitere 1000 Menschen verfolgten den Livestream im Internet.
Der laut Wintersportverein 56 Meter hohe Schanzenturm soll durch einen Neubau ersetzt werden, der den Anforderungen des Welt-Skiverbandes (Fis) genügt, um auch künftig internationale Skisprungwettbewerbe wie den Continentalcup austragen zu können.
Die Skisprungtradition in Brotterode reicht nach Vereinsangaben 120 Jahre zurück. Verbunden damit sind Namen wie Werner Lesser (1932-2005), der in den 1950er Jahren zu den prägenden DDR-Skispringern gehörte, der in Brotterode geborene Olympiasieger von 1976, Hans-Georg Aschenbach, und der 1976er Olympiazweite Jochen Danneberg.
Heute ist Brotterode Trainingsleistungszentrum für den Nachwuchs in der Nordischen Kombination.
Erstmeldung am 29. Juni, um 10.03 Uhr, aktualisiert um 10.58 Uhr
Titelfoto: Jacob Schröter/dpa